Das Image des ländlichen Raums befindet sich seit einiger Zeit im Wandel und gewinnt stetig an positiven Zuschreibungen. So biete die Nähe zur Natur Lebensqualität, die Internetversorgung mit Glasfaseranschlüssen werde immer besser und auch das soziale Miteinander sei dort noch eng. Offensichtlich werden hierbei zwei Merkmale für die Zukunft des ländlichen Raums miteinander verknüpft, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben: Digitalisierung und Nachbarschaft. Als eine Folgedynamik der Covid-19-Pandemie richtete sich die Diskussion diesbezüglich brennglasartig auf die positiven Aspekte des ländlichen Raumes. Diese gesellschaftliche Debatte dient als Ausgangspunkt für das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse des vorliegenden Beitrags. Digitale Kommunikation ist ortsungebunden möglich, Nachbarschaft wiederum ist eine nahräumlich strukturierte soziale Beziehung. Daher untersuchen wir im Folgenden, wie sich digitaler nachbarschaftlicher Kontakt auf das lokale Zusammenleben auswirkt.
Während Digitalisierung ein gesellschaftlicher Makrotrend ist, der breit in Öffentlichkeit und Wissenschaft diskutiert wird, erfährt Nachbarschaft erst seit wenigen Jahren wieder verstärkt Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen (z. B. Fromm/Rosenkranz 2019), aber auch politischen Debatte.1 Dabei avanciert sie zum Hoffnungsträger für die Gestaltung des demographischen Wandels (BMFSFJ 2016),2 der Förderung von Integration (Friedrichs/Leßke/Schwarzenberg 2019) oder zur Krisenbewältigung (Bölting/Eisele/Kurtenbach 2020). Ein spezifischer Blick auf Digitalisierung und Nachbarschaft im ländlichen Raum ist bislang aber ausgeblieben. Mit der Beantwortung der forschungsleitenden Frage „Welche Effekte haben digitale Nachbarschaftsnetzwerke auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt im ländlichen Raum?“ wird daher ein Beitrag zu den Debatten um Nachbarschaft, den sozialen Folgen der Digitalisierung, aber auch der Zukunft der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum geleistet. Diese Forschungsfrage untersuchen wir am Beispiel der Gemeinde Metelen (Kreis Steinfurt, Nordrhein-Westfalen). Dafür greifen wir auf ein Mehrmethoden-Design zurück, welches eine standardisierte Umfrage (n=211) sowie sechs leitfadengestützte Interviews mit Ortsvertrauten umfasst. Die Daten stammen aus dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Drittmittelprojekt „Digitales Dorfleben“, welches von April 2020 bis März 2023 am Institut für Gesellschaft und Digitales (GUD) der Fachhochschule Münster läuft.3
Der Beitrag ist in sechs Kapitel unterteilt: Nach der Einleitung wird im zweiten Kapitel der Forschungsstand zu Nachbarschaft und Digitalisierung dargelegt. Das dritte Kapitel präsentiert das empirische Design mitsamt der Vorstellung der Daten und Auswertungsmethoden. Im vierten Kapitel werden Ergebnisse der Auswertung der Bevölkerungsumfrage vorgestellt, im fünften die Auswertung der qualitativen Interviews. Im Fazit (sechstes Kapitel) werden die forschungsleitende Frage beantwortet und die Ergebnisse in den Forschungsstand zu Digitalisierung im ländlichen Raum eingeordnet.
Bei der Aufarbeitung des Forschungsstandes sind zwei Themen für die Beantwortung der forschungsleitenden Frage tragend: zum einen die sowohl klassische als auch neuere Debatte um Nachbarschaft und daran anschließend die Debatte zum Nexus von Digitalisierung und Nachbarschaft.
Nachbarschaft ist etwas alltäglich Erfahrbares. Dennoch kann für die sozialwissenschaftliche Analyse nicht auf eine allgemeine Definition oder eine Theorie der Nachbarschaft zurückgegriffen werden (Heinze/Kurtenbach/Üblacker 2019: 18). Denn Nachbarschaft ist ein zweideutiger Begriff, der sowohl eine geographische Einheit als auch einen Typ sozialer Beziehung meint. Einigkeit besteht darin, dass die räumliche Nähe des Wohnortes die Grundbedingung ist (Schnur 2020), aus der sich dann nachgelagert die sozialen Beziehungen formen. Demnach entstehen Nachbarschaften unabhängig davon, ob es sich beim Wohnort um eine Großstadt oder ein Dorf handelt, entscheidend ist die geographische Wohnstandortnähe zweier oder mehrerer Haushalte zueinander (Biniok/Selke/Achatz 2019: 37).
Auffällig bei der räumlichen Festlegung von Nachbarschaft ist, dass es hierfür keine Konvention gibt. Vielmehr hat sich, zumindest in der deutschsprachigen Literatur, ein relationales Raumverständnis durchgesetzt, welches die Raumnutzungspraktiken widerspiegeln soll (Schnur 2012). Im Grunde wird der lokale Aktionsradius als Nachbarschaft genutzt, was eine Fortführung klassischer Ansätze aus der Pädagogik ist. Ebenso wie Muchow und Muchow (1998) es bereits in den 1920er-Jahren am Beispiel Hamburger Kinder gezeigt haben, wird die Nachbarschaft ausgehend vom einzelnen Wohnstandort aus erdacht und durch Alltagshandeln erschlossen. In der US-amerikanischen Literatur wiederum ist eine stärkere Nähe zur Raumplanung und der Debatte um Quartiere auszumachen (Galster 2001). Hier findet sich der prominente Vorschlag von Suttles (1972), der Nachbarschaft als geographische Einheit gedacht hat, die in Abhängigkeit der direkten Kommunikationsmöglichkeit durch beispielsweise Zuruf vom eigenen Haus her konzeptualisiert wird. Allerdings ging er dabei von der klassischen Einfamilienhausbebauung in den Vorstädten aus. Empirisch werden zumeist kleinräumige Einheiten der amtlichen Statistik auf kommunaler Ebene (z. B. Helbig/Jähnen 2018) als Operationalisierung genutzt. Diese Top-down-Logik ist eine rein pragmatische Einteilung, da andere Raumzuschnitte nur in Ausnahmefällen zur Verfügung stehen (Andersson/Malmberg 2015: 2130). Auch wenn theoretische und methodische Limitationen existieren, ermöglicht sie dennoch die empirische Erfassung von Nachbarschaft.
Noch komplexer ist die Diskussion um die sozialen Beziehungen in der Nachbarschaft. Siebel (2009) geht davon aus, dass sich soziale Beziehungen in der Nachbarschaft aufgrund der territorialen Nähe entwickeln. Diese Grundannahme erklärt noch nicht die Kontaktauswahl in der Nachbarschaft. Prominent ist hier das Homophilie-Argument, welches davon ausgeht, dass Menschen, die sich gegenseitig als ähnlich wahrnehmen, eher in direkten Kontakt zueinander treten. Damit gäbe es eine selektive Konvergenz nachbarschaftlicher Kontakte. Zugleich sind zwei weitere Aspekte wirksam: Erstens bestehen nachbarschaftliche Umgangsformen wie das Grüßen im Treppenhaus und informale, teils sogar non-kommunikative Aushandlungsprozesse (Hüttermann 2017). Mit diesen werden keine Solidarbeziehungen erzeugt, sie bilden aber die Grundlage für eine beidseitige Konfliktsituation oder kollektives Handeln im Bedarfsfall. Daraus folgt zweitens, dass Nachbarschaft zu einer temporären Notgemeinschaft werden kann, beispielsweise bei Naturkatastrophen wie Überflutungen oder einer Pandemie. In solchen seltenen Fällen ist kooperatives Handeln auch sozial unähnlicher Personen in einer Nachbarschaft zu beobachten.
Das Zusammenfallen von räumlicher Eingrenzung und sozialen Beziehungen formt die nachbarschaftlichen Beziehungen auch im ländlichen Raum. Die Arbeiten, die in den letzten Jahren zu Nachbarschaft im ländlichen Raum vorgelegt wurden, weisen darauf hin, dass relativ viele und zum Teil auch enge soziale Beziehungen zwischen Nachbarinnen und Nachbarn bestehen (Nation/Forney/Wandersmann 2010; Bölting/Eisele/Kurtenbach 2020), wobei hier Effekte wie die Wohndauer und das Alter zu berücksichtigen sind (Rackow/Sparschuh 2019: 137). Solcherart nachbarschaftliche Beziehungen werden erwartet, liegen aber nicht immer vor. Im Grunde ist davon auszugehen, dass die Qualität nachbarschaftlicher Beziehungen und die zugrunde liegenden Austauschbeziehungen vor allem durch gegenseitige Verhaltenserwartungen zustande kommen (Luhmann 1991: 242), welche sich laufend modernisieren. In welcher Form nun aber digitale Kontakte zwischen Nachbarinnen und Nachbarn in die heutigen Verhaltenserwartungen aneinander im ländlichen Raum eingepflegt werden, ist offen.
Digitale Kontakte innerhalb von Nachbarschaften werden in der noch jungen Diskussion unterschiedlich gedeutet. Zum einen wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass es bei Digitalisierungsprozessen zu einer Verdopplung der Welt im digitalen Raum kommt (Nassehi 2019), sich also soziale Beziehungen auch digital abbilden. Das wiederum würde bedeuten, dass sich auch Nachbarschaftsbeziehungen digital ablesen lassen. Auch wenn sich im digitalen Raum teilweise eigene Diskurse zeigen, sind sie immer auch an reale zurückgebunden. Zum anderen wird dem digitalen Raum eine eigenständige Kommunikationsstruktur zugesprochen, welche spezifische Kommunikationsformen ermöglicht. Anders als beim Argument der Verdopplung stellt sich hier die Frage, ob ‚nur‘ vorhandene Kontakte im digitalen Raum abgebildet werden oder ob es durchaus zu neuen Kontakten und neuen Formen von Kontakt mit eigenen Qualitäten kommt. Daraus entspringt die soziologisch hochrelevante Überlegung, ob digitaler Kontakt in der Nachbarschaft lokales Sozialkapital erzeugen kann. Es bietet sich vor allem an, diese Frage im ländlichen Raum zu untersuchen, in welchem engere nachbarschaftliche Beziehungen erwartet werden. Hier wäre zu prüfen, ob und wie sich analoge Beziehungen auch digital abbilden und wie sich diese situieren.
Beim Blick auf die Struktur der Debatte zu Digitalisierung und Nachbarschaft werden drei Debattenstränge deutlich: Erstens ist zu fragen, ob digitale Nachbarschaftsnetzwerke genutzt werden und wo genau (Kurtenbach 2019), wobei grundsätzlich der Schwerpunkt auf großstädtischen Nachbarschaften liegt. Die Befunde verweisen auf die „digitale Kluft“ (digital divide; van Dijk 2017), der sich auch kleinräumig abbildet. Zweitens wurde untersucht, wie digitale Nachbarschaftskontakte strukturiert sind und wie sie genutzt werden können (Becker/Schnur 2020). Studien zeigen, dass es durchaus alters- und milieuspezifische Nutzungen gibt, welche zugleich das lokale Sozialkapital stärken können (Kurtenbach 2019; Üblacker 2019). Allerdings sind die Mechanismen und Voraussetzungen dafür nicht expliziert und auch die Reichweite der Ergebnisse ist aufgrund ausschließlich qualitativer Analysen, welche tiefgehende Einblicke ermöglichen, aber nicht automatisch zu verallgemeinern sind, nicht abzuschätzen (Schreiber/Becker/Göppert et al. 2017; Schreiber/Göppert 2018). Drittens wird untersucht, welche Medien bei der digitalen nachbarschaftlichen Kommunikation genutzt und geteilt werden. Beispielsweise zeigen Farnham, Lahav, Monroy-Hernandez et al. (2015) anhand von micro-blogging4-Beiträgen mit Bezug zu lokalen Nachbarschaften, dass lokales digitales Engagement das Wohlbefinden steigert. Weiterhin bestehen Wechselwirkungen zwischen digitaler Nachbarschaftskommunikation und nachbarschaftlichen Praktiken (López/Farzan 2015). In Bezug auf Deutschland liegen dazu Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage in Nordrhein-Westfalen zu Nachbarschaftshilfe in der Corona-Pandemie vor. Ein Ergebnis ist, dass vor allem Messenger-Dienste zur digitalen Kommunikation genutzt werden und weniger eigens eingerichtete Plattformen wie nebenan.de oder nextdoor.com (Bölting/Eisele/Kurtenbach 2020). Diese Plattformen wiederum weisen teilweise in einigen Stadtteilen eine relativ hohe Nutzungsrate auf und entwickeln sich dort zu einem ernstzunehmenden Kommunikationskanal zwischen Nachbarinnen und Nachbarn (Kurtenbach 2019). Die Gründe für diese kleinräumige Nutzungskonzentration sind bislang nicht hinreichend aufgedeckt. Zudem ist weitestgehend unklar, welchen Effekt digitale Kommunikation in einer Nachbarschaft auf das Zusammenleben vor Ort und das Raumerleben hat, vor allem in Bezug auf den ländlichen Raum. Im Rahmen dieses Beitrags gehen wir a priori davon aus, dass es einen Effekt gibt und fragen danach, ob er nachzuweisen ist und wie er sich ausgestaltet.
Damit lautet die Hypothese H1: Wenn jemand digitale Nachbarschaftsnetzwerke nutzt, dann hat er/sie häufiger persönliche nachbarschaftliche Kontakte im analogen Raum. Die Hypothese H2 wird wie folgt formuliert: Je stärker digitale Nachbarschaftsnetzwerke genutzt werden, desto stärker ausgeprägt ist der nachbarschaftliche Zusammenhalt.
Daran schließen sich Fragen an, welche die Einflechtung digitaler Praktiken im Alltag untersuchen. Auf der Grundlage des Forschungsstandes können hier noch keine Zusammenhänge oder Muster postuliert werden. Erste Arbeiten weisen aber darauf hin, dass digitale Netzwerke in der Nachbarschaft zur Ressourcenverteilung genutzt werden, die Intensität der Nutzung aber lebenslagenabhängig ist (Üblacker 2019: 162). Andere Arbeiten zu nachbarschaftlicher Hilfe zeigen, dass solche digitalen Netzwerke nur eingeschränkt bekannt sind, wobei es hier Kohorteneffekte gibt (Fromm/Rosenkranz 2019: 63). Um den Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke und Ressourcenverteilung im ländlichen Raum zu untersuchen, wird dieser Zusammenhang geprüft. Damit lautet die Hypothese H3: Wenn digitale Nachbarschaftsnetzwerke genutzt werden, dann wird nicht nur Persönliches und Inhaltliches, sondern auch Materielles ausgetauscht.
Wie skizziert, ist das Forschungsfeld zu Digitalisierung und Nachbarschaft noch relativ jung und es besteht weitergehender Forschungsbedarf vor allem in Bezug auf die Einflechtung digitaler Praktiken in den nachbarschaftlichen Alltag. Aufgrund dessen ist ebenso eine explorative Untersuchung in den folgenden Themenfeldern vorgesehen: Digitale nachbarschaftliche Alltagspraktiken, Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke in der Alltagsorganisation und Betrachtung der Folgen der Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke, verstanden als Alltagseffekte. Es ist zu erwarten, dass durch die Betrachtung der drei Aspekte ein besseres Verständnis der alltäglichen Verankerung digitaler nachbarschaftlicher Praktiken gewonnen wird. Daraus und aus den Ergebnissen der Hypothesenprüfung lassen sich wiederum Folgerungen sowohl für die Forschungsdebatten zu Nachbarschaft als auch für die Zukunft der Daseinsvorsorge ableiten.
Das in diesem Beitrag betrachtete Fallbeispiel ist die Gemeinde Metelen (Kreis Steinfurt, Nordrhein-Westfalen). Metelen umfasst eine Fläche von 40,28 km2 bei einer Bevölkerungsgröße von 6.360 Personen.5 In den letzten zehn Jahren hat Metelen einen Bevölkerungsrückgang von circa 0,3 % verzeichnet, ein Indikator, der zusammen mit der Berücksichtigung des Wanderungssaldos von 0,8 %, ein Indiz dafür ist, dass es sich um eine demographisch stabile Gemeinde handelt. Die Ortschaft weist weiter einen Altenquotienten von 33,5 % auf, womit Metelen leicht unter dem Landes- und Bundeswert liegt. Der Altenquotient gibt Auskunft über die Versorgungsaufgaben der – in unserem Fall – 20- bis 64-Jährigen im Verhältnis zu den über 65-jährigen Personen. Auf kommunaler Ebene kann dies als ein Indikator der nahräumlichen Unterstützung zwischen Generationen interpretiert werden, ebenso zeigt es eine notwendige Aufgabenbewältigung in der Zukunft in der Pflege an. Analog dazu liegt der Jugendquotient mit 36 % über dem Vergleichswert auf Landes- und Bundesebene. Hier stehen die 20- bis 64-Jährigen in Relation zu den unter 20-jährigen Personen. Bezüglich des Jugendquotienten liegen die Versorgungsaufgaben insbesondere im Bereich der Betreuung, Erziehung und Bildung. Die Arbeitslosenquote lag Ende 2019 bei 3,3 % und somit unter dem Landes- sowie Bundesschnitt. Die Betreuungsquote der unter 3‑jährigen Kinder liegt mit 28,3 % im bundesweiten Durchschnitt, ist jedoch deutlich höher als der Vergleichswert auf Landesebene. In Metelen lag die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2017 mit 82,2 % höher als auf der Landes- bzw. Bundesebene.
Der Untersuchung liegt eine repräsentative Befragung in Metelen zugrunde (n=211; Erhebungszeitraum: 15. September 2020 bis 31. Dezember 2020). Allen Bewohnerinnen und Bewohnern ab dem 16. Lebensjahr stand die Befragung offen und wurde hybrid in digitaler Form, aber auch in Druckform per Postwurf ermöglicht. Im Vorfeld der Erhebung wurde in der Ortschaft über lokale Printmedien, Social-Media-Kanäle sowie durch das Aufhängen von Plakaten mit QR-Codes zur Teilnahme aufgerufen. Bei der Durchführung der Postwurf-Erhebung wurden, aufgrund der relativen Größe des Ortes, randomisiert Straßennamen aus dem Straßenverzeichnis gezogen. In diesen Straßen wurde ein Fragebogen und zusätzlich ein Anschreiben mit QR-Code zur digitalen Teilnahme pro Haushalt eingeworfen. Nach einer Woche wurde der ausgefüllte Fragebogen wieder eingesammelt bzw. ein Reminder-Flyer verteilt. Dieses Prozedere wurde insgesamt zweimal pro Haushalt durchgeführt. Auf Basis der amtlichen Statistik wurden unter Berücksichtigung der Alters- und Geschlechterverteilung Designgewichte erstellt, um kleinere Stichprobenverzerrungen auszugleichen. Außerdem wurden aufgrund des Mixed-Mode-Erhebungsdesigns nur Teilnahmen berücksichtigt, die verschiedene Sicherheitsfragen bestanden haben, um zu gewährleisten, dass jede Person nur einmal den Fragebogen ausgefüllt hat.
Komplementär zur Bevölkerungsbefragung wurden in Metelen sechs Interviews mit lokalen Expertinnen und Experten geführt; als solche gelten schon länger Ansässige. Dabei sind wir von einem doppelten Expertenverständnis ausgegangen. Es umfasst zusätzlich politisch oder kulturell tätige Personen. Die qualitative Befragung verfolgte das Ziel, ein tiefergehendes ortsgebundenes Verständnis von acht Themenfeldern zu ergründen. Diese Themen sind als primäre Fragen konzipiert, die unterschiedliche und optionale Rückfragen auslösen. Thematischer Gegenstand waren dabei unter anderem Aspekte wie „Ortsdistinktion“, „nachbarschaftliches Zusammenleben“, Nutzung „(digitaler) Nachbarschaftsnetzwerke“ oder Mechanismen der „Konfliktlösung“ in einer Nachbarschaft. Die Interviews wurden teilweise face to face durchgeführt und digital aufgezeichnet. Im Zuge der sich zwischenzeitlich verschlechterten Covid-19-Lage kam es zum Wechsel auf Telefoninterviews bzw. digitale Video-Interviews, wobei jeweils immer nur die Tonspuren aufgezeichnet wurden. Das führte aber nicht zu weitergehenden Problemen, da die Interviewpartnerinnen und -partner vertraut mit digitalen Medien waren und die inhaltsanalytische Auswertung die Informationsebene berücksichtigt, die auch unter diesen besonderen Umständen gegeben war. Das sich so zusammensetzende Material wurde transkribiert und inhaltsanalytisch mit der Codierungs- und Analysesoftware MAXQDA 2020 der qualitativen Inhaltsanalyse folgend (Mayring 2008) aufbereitet.
Um die in Kapitel 2.2 abgeleiteten Hypothesen zu testen, wurde auf lineare Regressionsmodelle zurückgegriffen. In einem vorgelagerten Schritt werden die einzelnen Indikatoren operationalisiert sowie die berücksichtigten Kontrollvariablen beschrieben und deskriptiv vorgestellt.
n | Mittelwert | Median | Standardabweichung | Min | Max | |
---|---|---|---|---|---|---|
persönliche Kontakte | 210 | 5,71 | 6 | 1,3 | 1 | 7 |
gesellschaftliche Teilhabe | 147 | 0,0 | -0,29 | 1,58 | -3,3 | 9 |
Leihen von Gegenständen | 209 | 4,37 | 5 | 0,99 | 1 | 5 |
N | 211 |
n | Mittelwert | Median | Standardabweichung | Min | Max | |
---|---|---|---|---|---|---|
Geschlecht | 208 | 1,54 | 2 | 0,5 | 1 | 2 |
höchster Schulabschluss+ | 197 | 4,63 | 5 | 1,11 | 3 | 6 |
aktuelle berufliche Situation+ | 188 | 5,04 | 5 | 1,1 | 4 | 8 |
Einkommen | 197 | 4,21 | 4 | 1,49 | 1 | 8 |
Alter | 205 | 52,35 | 52 | 15,08 | 20 | 85 |
Wohndauer in Jahren | 207 | 34,6 | 36 | 18,92 | 1 | 85 |
Digitaler Kontakt | 136 | 4,76 | 5 | 2,5 | 1 | 7 |
Kinder bis 14 Jahre im Haushalt | 211 | 0,49 | 0 | 0,84 | 0 | 3 |
Sozialer Zusammenhalt | 183 | 0,0 | 0,26 | 1,7 | -7,65 | 2,28 |
Gemeinschaftssinn | 186 | 0,0 | 0,38 | 1,61 | -6,02 | 1,81 |
Einfluss von Digitalisierung | 133 | 0,0 | 0,20 | 1,82 | -2,44 | 5,24 |
Nachbarschaftlicher Kontakt | 193 | -0,0 | -0,36 | 1,4 | -2,03 | 7,04 |
N | 211 |
Neben diesen Operationalisierungen werden die folgenden Standardkontrollvariablen berücksichtigt (vgl. Tabelle 2): Das Geschlecht8 mit den Ausprägungen männlich und weiblich, die Anzahl Kinder bis 14 Jahre im Haushalt, das Alter sowie die Wohndauer in Jahren als metrische Abfrage sowie abschließend der höchste Schulabschluss. Die aktuelle berufliche Situation und das Einkommen wurden dabei als nominale bzw. ordinale Skala abgefragt.
Im weiteren Verlauf werden nun die Ergebnisse der linearen Regression zur Hypothesentestung vorgestellt. Im Detail wurden für jede Hypothese sechs bzw. für H2 fünf Modelle gerechnet. Im ersten Modell wird dabei immer der Einfluss des spezifisch in der Hypothese genannten Regressors auf die abhängige Variable dargestellt. In jedem weiteren Modell kommt es zu der Kontrolle einer weiteren exogenen Variablen. In allen Modellen werden darüber hinaus auch die beschriebenen Kontrollvariablen berücksichtigt.
Modell 1 | Modell 2 | Modell 3 | Modell 4 | Modell 5 | Modell 6 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Digitaler Kontakt | 0,37*** | 0,40*** | 0,34*** | 0,34*** | 0,35*** | 0,45*** |
(0,06) | (0,08) | (0,07) | (0,08) | (0,08) | (0,07) | |
Weiblich | 0,29 | 0,40 | 0,22 | 0,19 | 0,16 | 0,36* |
(Ref.: Männlich) | (0,19) | (0,22) | (0,18) | (0,18) | (0,18) | (0,17) |
Realschulabschluss | 0,34 | 0,39 | 0,46 | 0,64 | 0,69 | 0,78* |
(Ref.: Volks‑/Hauptschulabschluss) | (0,28) | (0,32) | (0,33) | (0,34) | (0,39) | (0,35) |
Fachoberschulreife | 0,05 | 0,24 | 0,60 | 0,80* | 0,88* | 1,10* |
(Ref.: Volks‑/Hauptschulabschluss) | (0,39) | (0,45) | (0,37) | (0,39) | (0,40) | (0,42) |
Abitur | 0,55 | 0,54 | 0,77 | 0,99* | 1,00 | 1,29** |
(Ref.: Volks‑/Hauptschulabschluss) | (0,35) | (0,47) | (0,43) | (0,44) | (0,50) | (0,38) |
< 500 € | -1,55** | |----------------------------------omitted-----------------------------------| | ||||
(Ref.: 500 € - < 1.000 €) | (0,49) | |||||
Wohndauer in Jahren | 0,00 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,01 | 0,03* |
(0,01) | (0,01) | (0,01) | (0,01) | (0,01) | (0,01) | |
Kinder bis 14 Jahre im Haushalt | 0,24* | 0,36** | 0,33** | 0,31* | 0,34* | 0,22 |
(0,10) | (0,12) | (0,12) | (0,15) | (0,16) | (0,15) | |
Gesellschaftliche Teilhabe | 0,08 | 0,04 | 0,06 | 0,06 | 0,02 | |
(0,05) | (0,05) | (0,05) | (0,04) | (0,05) | ||
Sozialer Zusammenhalt | 0,03 | 0,06 | 0,06 | 0,11 | ||
(0,06) | (0,10) | (0,10) | (0,13) | |||
Gemeinschaftssinn | -0,03 | -0,03 | -0,08 | |||
(0,15) | (0,14) | (0,19) | ||||
Einfluss Digitalisierung | -0,07 | -0,06 | ||||
(0,07) | (0,06) | |||||
Nachbarschaftliche Kontakte | -0,01 | |||||
(0,07) | ||||||
Konstante | 3,59*** | 2,89* | 3,33** | 3,16* | 2,98* | 1,77 |
(0,86) | (1,10) | (1,15) | (1,21) | (1,24) | (1,43) | |
N | 106 | 76 | 72 | 69 | 67 | 61 |
R2 | 0,45 | 0,49 | 0,52 | 0,54 | 0,55 | 0,64 |
p | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Modell 1 | Modell 2 | Modell 3 | Modell 4 | Modell 5 | |
---|---|---|---|---|---|
Digitaler Kontakt | 0,24 | 0,20 | 0,21 | 0,27* | 0,30* |
(0,12) | (0,13) | (0,13) | (0,12) | (0,15) | |
Realschulabschluss | -1,14* | -0,90 | -1,11 | -0,72 | -0,59 |
(Ref.: Volks‑/Hauptschulabschluss) | (0,55) | (0,58) | (0,61) | (0,55) | (0,58) |
Erwerbstätigkeit ganztags | 1,05* | 1,22* | 1,26* | 0,56 | -0,02 |
(Ref.: Hausfrau/-mann) | (0,44) | (0,52) | (0,54) | (0,62) | (0,65) |
4.000 € - < 5.000 € | 1,36 | 1,93* | 1,91* | 0,50 | 0,57 |
(Ref.: 500 € - < 1.000 €) | (0,84) | (0,88) | (0,90) | (0,94) | (1,09) |
> 6.000 € | 3,00 | 3,08 | 3,14 | 2,27 | 2,51* |
(Ref.: 500 € - < 1.000 €) | (1,68) | (1,63) | (1,59) | (1,20) | (1,20) |
Wohndauer in Jahren | 0,03 | 0,03 | 0,03 | 0,05** | 0,06** |
(0,02) | (0,02) | (0,02) | (0,02) | (0,02) | |
Kinder bis 14 Jahre im Haushalt | 0,10 | 0,02 | -0,03 | -0,16 | -0,37 |
(0,23) | (0,23) | (0,25) | (0,27) | (0,27) | |
Sozialer Zusammenhalt | 0,22 | 0,11 | -0,04 | -0,04 | |
(0,15) | (0,19) | (0,20) | (0,22) | ||
Gemeinschaftssinn | 0,20 | 0,16 | 0,05 | ||
(0,26) | (0,26) | (0,33) | |||
Einfluss Digitalisierung | 0,24 | 0,24 | |||
(0,12) | (0,12) | ||||
Nachbarschaftliche Kontakte | 0,19 | ||||
(0,14) | |||||
Konstante | -2,69 | -3,23 | -2,62 | -3,21 | -3,51 |
(2,08) | (2,44) | (2,34) | (1,93) | (2,34) | |
N | 76 | 72 | 69 | 67 | 61 |
R2 | 0,33 | 0,36 | 0,37 | 0,47 | 0,49 |
p | 0,05 | 0,06 | 0,10 | 0,01 | 0,01 |
Modell 1 | Modell 2 | Modell 3 | Modell 4 | Modell 5 | Modell 6 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Digitaler Kontakt | 0,03 | 0,01 | -0,06 | -0,08 | -0,06 | -0,09 |
(0,04) | (0,06) | (0,07) | (0,07) | (0,07) | (0,08) | |
Alter | 0,02 | 0,03* | 0,04* | 0,03* | 0,03 | 0,03* |
(0,01) | (0,02) | (0,02) | (0,01) | (0,01) | (0,01) | |
Realschulabschluss | 0,21 | 0,32 | 0,39 | 0,71* | 0,78* | 0,81** |
(Ref.: Volks‑/Hauptschulabschluss) | (0,26) | (0,34) | (0,31) | (0,28) | (0,30) | (0,30) |
Fachoberschulreife | 0,14 | 0,29 | 0,67 | 0,84* | 0,94** | 0,96** |
(Ref.: Volks‑/Hauptschulabschluss) | (0,29) | (0,37) | (0,37) | (0,32) | (0,34) | (0,34) |
Abitur | 0,26 | 0,40 | 0,47 | 0,67 | 0,84* | 0,77* |
(Ref.: Volks‑/Hauptschulabschluss) | (0,28) | (0,37) | (0,36) | (0,35) | (0,37) | (0,36) |
1.000 € - < 2.000 € | -0,35* | -0,40 | -0,30 | -0,27 | -0,33 | -0,32 |
(Ref.: 500 € - < 1.000 €) | (0,17) | (0,26) | (0,21) | (0,24) | (0,24) | (0,26) |
Kinder bis 14 Jahre im Haushalt | 0,23** | 0,33** | 0,33** | 0,20* | 0,16 | 0,22* |
(0,09) | (0,12) | (0,12) | (0,10) | (0,09) | (0,11) | |
Gesellschaftliche Teilhabe | 0,03 | -0,00 | 0,00 | -0,03 | -0,01 | |
(0,04) | (0,04) | (0,03) | (0,04) | (0,04) | ||
Sozialer Zusammenhalt | 0,16** | -0,07 | -0,09 | -0,05 | ||
(0,05) | (0,08) | (0,08) | (0,09) | |||
Gemeinschaftssinn | 0,42** | 0,43*** | 0,40** | |||
(0,13) | (0,12) | (0,13) | ||||
Einfluss Digitalisierung | 0,07* | 0,06* | ||||
(0,03) | (0,03) | |||||
Nachbarschaftliche Kontakte | -0,03 | |||||
(0,03) | ||||||
Konstante | 3,41*** | 2,60** | 2,46** | 2,88*** | 2,87*** | 2,79** |
(0,68) | (0,89) | (0,88) | (0,72) | (0,80) | (0,83) | |
N | 106 | 76 | 72 | 69 | 67 | 61 |
R2 | 0,25 | 0,30 | 0,40 | 0,55 | 0,57 | 0,59 |
p | 0,00 | 0,05 | 0,02 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Abschließend bleibt festzuhalten, dass sich die operationalisierten Modelle von H1 und H2 konform der formulierten Annahmen verhalten. In H2 hat die Wohndauer einen sehr signifikanten Effekt auf die gesellschaftliche Teilhabe, auch der digitale Kontakt weist, zusammen mit einem äußerst hohen Einkommen, signifikante Koeffizienten aus. Damit stellt sich die Länge der Wohnortdauer als bedeutsamster Prädiktor für gesellschaftliche Teilhabe in den von uns spezifizierten Modellen heraus, gleichwohl mit einer geringen Effektstärke. Eine Bewertung dieser Ergebnisse fällt gespalten aus: Zum einen wurde auch hier der Befund bestätigt, dass die Wohndauer einen positiven Zusammenhang mit Aspekten des Zusammenhaltes aufweist (vgl. Müller 2008). Die Wohnortdauer lässt jedoch keine große Effektstärke erkennen, wohingegen der digitale Kontakt in einer Nachbarschaft zwar einen schwächeren Zusammenhang zeigt, aber eine größere Effektstärke. In H3 ist zu sehen, dass es nicht die Nutzung von digitalen Nachbarschaftsnetzwerken ist, die den Austausch von materiellen Gütern innerhalb einer Nachbarschaft positiv beeinflusst, sondern der Gemeinschaftssinn. Zum anderen konnte ein gewisser Grad an Bildung als sehr signifikante Prädiktorvariable herausgearbeitet werden.
– | Nachbarschaftliche Alltagspraktiken: Hier werden die Voraussetzungen digitaler Nachbarschaftspraktiken thematisiert. Darunter fällt, wie digitale Netzwerke im Alltag genutzt werden, auf welche digitale Nachbarschaftsplattformen zurückgegriffen wird und wer Zugang bekommt. |
– | Nachbarschaftliche Alltagsorganisation: In dieser Kategorie wird gesammelt, wozu genau und in welchem Zusammenhang digital mit Nachbarinnen und Nachbarn kommuniziert wird. |
– | Nachbarschaftliche Alltagseffekte: Diese Kategorie umschließt die Folgen, welche aus der Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke entspringen. Diese können beispielsweise die Organisation von Vereinen oder auch die Veränderung nachbarschaftlicher Aktivität beschreiben. Sie geben Aufschluss darüber, welche Folgen digitale Nachbarschaftsnetzwerke für den lokalen Zusammenhalt haben. |
Insgesamt wurden 102 Textsegmente in den sechs Interviews markiert, aufgeteilt nach Alltagspraktiken (n=45), Alltagsorganisation (n=27) und Alltagseffekten (n=30). Die Ergebnisse werden im Folgenden getrennt nach Kategorien besprochen.
Ja, wo ich eben sagte, gegenüber, er ist in der Feuerwehrgruppe, in der WhatsApp-Gruppe und sie, ja wir schreiben uns auch wohl häufiger. Ja, schicken mal so Bilder von Enkelkindern und sowas zu. Ja und andere Nachbar auch. Ja jetzt hier nebenan, ja wir reden. Schräg gegenüber, der ist auch in der Feuerwehr, da waren wir Freitagabend noch auf dem Geburtstag und kurz ein Bier getrunken. Ja gut, da ist man auch per WhatsApp dabei. Und so wie man halt per WhatsApp dann (Interview 4).
Und dann sind wir schon bei Silvester. Hier, Frohe Weihnachten. Alles Gute zum neuen Jahr. Trallala. Also es ist nicht so, dass da täglich geschrieben wird. Aber so die wichtigen Informationen stehen da drin (Interview 1).
Das legt den Schluss nahe, dass es der digitalen Kommunikation zwischen Nachbarinnen und Nachbarn an einem entscheidenden Element ‚klassischer‘ nachbarschaftlicher Beziehungen mangelt: der Möglichkeit sozialer Unterstützung. Digitaler Kontakt zwischen Nachbarinnen und Nachbarn verbleibt demnach vor allem auf einer Informations- und Organisationsebene, schließt aber soziale oder emotionale Unterstützung weitestgehend aus, was gleichermaßen eine Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit bedeutet. Damit werden Nachbarschaften für spezifische Anforderungen leistungsfähiger, da ein effizientes Organisationsinstrument zur Verfügung steht. Es wurde aber nicht davon berichtet, dass die Beziehungen durch die digitalen nachbarschaftlichen Alltagspraktiken verbessert werden würden.
Frage: Wie organisieren Sie sich denn als Nachbarn? Machen Sie das digital oder läuft das über das Klingeln?
Antwort: Ja, teils teils. Ich bin mittlerweile ganz gut vernetzt, habe von einigen dann die Handynummern, dass man dann mal eben schreibt. Aber bei denen, wo das nicht ist, dann ruft man an oder klingelt dann auch eben direkt an der Tür, nicht. Weil ja, bei manchen weiß man ja auch, da sind die sowieso nicht zu erreichen, dann sind sie arbeiten und dann geht man eben etwas später hin, wenn sie dann normalerweise zuhause sind, nicht (Interview 3).
Aus der Interviewaussage ist abzulesen, dass digitale Kommunikationskanäle zu Nachbarinnen und Nachbarn eine Ersatzfunktion für analoge Kontaktaufnahme bedeutet. Nur Nachbarinnen und Nachbarn, mit denen nicht digital kommuniziert werden kann, werden anlog aufgesucht. Der Grund ist naheliegend, da die digitale Kommunikation schneller und bequemer ist. Zudem hat sie den Vorteil, dass der digitale Austausch auch mit zeitlicher Verzögerung stattfinden kann und Anfragen auch zu einem späteren Zeitpunkt beantwortet werden können. Dadurch ist es möglich, aktiv an einem nachbarschaftlichen Austausch teilzunehmen, ohne anwesend zu sein. Anstatt eines Rückgangs des Nachbarschaftlichen aufgrund digitaler Kommunikation weist dies darauf hin, dass die Rolle der Nachbarin bzw. des Nachbarn selbst beim Verlassen des Ortes weiter ausgefüllt wird, zumindest was den Informationsaustausch als Teil der Alltagsorganisation betrifft.
Wir haben aktuell ein Thema, aber das muss ich hier nicht erörtern. Aber das ist auch ziemlich analog. Also ich würde eine Streitigkeit auch nie über eine Plattform thematisieren. Also entweder ist man noch im Dialog, dann macht man das aber auch wirklich vor Ort und Face to Face. Oder aber es läuft dann eh irgendwie über Gemeindewegen, irgendwelchen Bebauungsplänen oder sonstigen Geschichten oder über den Kreis oder über Anwälte. Was dann natürlich schade ist und dann ja eh schon die höhere Eskalationsstufe ist (Interview 5).
In einem anderen Interview wurde zudem noch geäußert, dass digitale Nachbarschaftsgruppen zur Organisation von Festen oder der Abstimmung der Vorbereitung von Hochzeitsfeiern in der Nachbarschaft genutzt werden. Vor allem bei solchen Festen ist es in Metelen noch verbreitet, dass dabei die Nachbarinnen und Nachbarn das Haus des Brautpaares schmücken. Die Organisation des Brauchtums wird demnach modernisiert, wodurch es eine lokale Verwebung nachbarschaftlicher Riten und digitaler Nachbarschaftspraktiken gibt.
Digitale Kommunikationswege, und dazu gehört auch die lokale Metelen-App, welche Informationen über das Dorf anbietet, dienen dabei neben der Kommunikation nach innen zur Organisation auch der Kommunikation nach außen zur Präsentation. Allerdings wurde nicht davon berichtet, dass es durch die Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke zum intensiven Kontakt zwischen vorher unbekannten Nachbarinnen und Nachbarn gekommen ist. Demnach ist der vorgelagerte analoge Kontakt die Vorbedingung digitaler nachbarschaftlicher Kommunikation, was sich auch mit den berichteten Ergebnissen der Auswertung der Bevölkerungsumfrage deckt.
Also ich bin in so viel Gruppen. Ob das jetzt Feuerwehr ist. Oder Kartenclub hier und dann noch ein Kartenclub. Und dann ist Kegelclub. Alles so Gruppen. Wir sind ja mittlerweile auch, weil einige haben sich auch auf dem Kegelclub immer gesträubt. Oder auch im Kartenclub, nein ich hab noch nicht und ich will noch nicht. Und auch im Heimatverein. Und auch im Kirchenvorstand mittlerweile. Es ist doch sehr, sehr dienlich. Also dann immer so, wenn einer fehlte, man schrieb irgendwas, wenn irgendwas ist und da muss man den immer, ja habe ich nicht mitgekriegt. Komm, dann mach endlich mal. Und mittlerweile, ja, im Heimatverein […]. Aber so alles andere klappt ganz hervorragend. Und die es dann nutzen, die merken dann auch was sie vorher verpasst haben. Dann ist das eigentlich schon ganz gut. Ist einfach auf dem ganz kurzen Wege. Wird einfach irgendwas bekannt gegeben (Interview 4).
Aus der Interviewaussage ist abzuleiten, dass Nutzung digitaler Kommunikationswege auf der dörflichen Ebene einen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Vereinslebens leistet. In der Befragung wurde auch gefragt „Falls Sie in einem Verein Mitglied sind, in wie vielen Vereinen sind Sie regelmäßig aktiv?“ Diese Frage wurde von 157 Befragten beantwortet. Die Hälfte war in mehr als einem Verein aktives Mitglied bis zu einem Maximum von sieben. Wie aus dem Zitat ersichtlich, kommen informelle Runden wie die angesprochene Kartenrunde hinzu. Das lässt darauf schließen, dass zahlreiche Menschen mehrere Organisationen koordinieren müssen, wobei digitale Nachbarschaftsnetzwerke eine deutliche Entlastungsfunktion einnehmen. Zwar gehen die Nutzung dieser digitalen Kommunikationspraktiken einher mit einer Steigerung der Komplexität im Alltag, jedoch wurde dies nicht als belastend berichtet.
Ziel des Beitrags war es auszuarbeiten, ob und wie digitale Praktiken des nachbarschaftlichen Zusammenlebens einen Effekt auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort haben. Dazu wurden drei Hypothesen aus dem Forschungsstand abgleitet. Ebenfalls wurden Alltagspraktiken, Alltagsorganisation und Alltagseffekte qualitativ-explorativ untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke in einer ländlichen Gemeinde (hier Metelen, Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen) zu verstärkten nachbarschaftlichen Kontakten sowie einem Gefühl erhöhter gesellschaftlicher Teilhabe führen. Allerdings begünstigt der digitale Nachbarschaftskontakt keine materiellen Austauschbeziehungen wie das Leihen von Gegenständen. Weiterhin zeigt die Auswertung der qualitativen Interviews, dass digitale Nachbarschaftskommunikation der Organisation des Vereinslebens dient, lokale Aktivitäten präsentiert und vor allem zur Information genutzt wird sowie die Organisation des nachbarschaftlichen Brauchtums vor Ort erleichtert.
Vor dem Hintergrund kann die forschungsleitende Frage: „Welche Effekte haben digitale Nachbarschaftsnetzwerke auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt im ländlichen Raum?“ wie folgt beantwortet werden: Digitale Nachbarschaftsnetzwerke können eine Erweiterung nachbarschaftlicher Austauschbeziehungen bedeuten. Dafür bedarf es aber einiger Grundbedingungen wie bereits bestehende analoge Kontakte und ein grundlegendes Sozialvertrauen in die Nachbarschaft. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, können digitale Nachbarschaftsnetzwerke einen Beitrag dazu leisten, dass ländliche Gemeinden als lebenswert empfunden werden. Dabei dienen sie vor allem der Alltagsorganisation wie dem Teilen von Informationen oder der Strukturierung von Vereinsarbeit. Emotionale Unterstützung oder die Ablösung nachbarschaftlichen Brauchtums durch digitale Nachbarschaftsnetzwerke hingegen konnten wir nicht feststellen. Vielmehr werden digitale Kanäle auch zur Organisation der Brauchtumspflege genutzt.
Zur Einordnung der Ergebnisse sind auch die Limitationen der Studie zu nennen. Erstens handelt es sich bei Metelen um ein Dorf im prosperierenden ländlichen Raum im Umland einer Großstadt (Münster). Daher wäre zu prüfen, ob die Ergebnisse auch für strukturschwache Regionen zutreffen und welche Mechanismen die Nutzung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke im Falle von Unterschieden bestimmen. Zweitens handelt es sich um eine Querschnittsstudie, welche keine Veränderungen durch die Entstehung digitaler Nachbarschaftsnetzwerke hat messen können. Drittens können die Ergebnisse nur zurückhaltend in den Forschungsstand zu Digitalisierung und Nachbarschaft eingeordnet werden, da häufig urbane Quartiere im Fokus stehen. Ob es sich bei den hier vorgestellten Ergebnissen um systematische Unterschiede handelt, müssen weitergehende Vergleichsarbeiten herausstellen. Viertens lag der Fokus der Studie nicht auf der Förderung des lokalen Einzelhandels, der Wirtschaft oder der Gesundheitsversorgung, weswegen zu diesem Aspekt der Daseinsvorsorge keine Aussagen getroffen werden können.
Die Ergebnisse verweisen auf zentrale Aspekte zur Gestaltung der Lebensqualität und damit auch auf zukünftige Herausforderungen der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. Digitale Nachbarschaftsnetzwerke können einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen den Ort als lebenswert und modern erleben und so Teilhabe ermöglicht wird. Allerdings sind digitale Nachbarschaftspraktiken eher eine stabilisierende Folge bereits vorgelagerter soziostruktureller Faktoren und vor allem bereits bestehender analoger Beziehungen in der Nachbarschaft. Zwar können durch den Eintritt in ein digitales nachbarschaftliches Netzwerk durchaus neue Kontakte geknüpft werden, doch zumeist braucht es dafür initiale Zugänge. Daher sind für die Gestaltung des ‚weichen‘ Faktors Nachbarschaft und für die Zukunft der Daseinsvorsorge die vorgelagerte Förderung von Nachbarschaftsbeziehungen, z. B. in Form dörflicher Gemeinschaftshäuser, also Orten, an denen Nachbarschaft und Zusammenhalt stattfinden können, notwendig. Auf der Grundlage der so ermöglichten Begegnungen entstehen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit nachgelagert auch digitale Kontakte, welche das Gefühl von Teilhabe fördern.
Alles in allem zeigt die Studie, dass digitale Nachbarschaftsnetzwerke im ländlichen Raum verbreitet sind und intensiv genutzt werden. Sie bilden analoge Nachbarschaftsbeziehungen ab, eröffnen einen Pfad zur weiteren Stabilisierung nachbarschaftlicher Beziehungen und sind eine ergänzende Erweiterung des kommunikativen Austauschs zwischen Nachbarinnen und Nachbarn. Sie sind aber keine Ursache nachbarschaftlicher Beziehungen und bedeuten auch nicht eine Limitierung oder gar Untergrabung nachbarschaftlichen Austauschs. Vielmehr nutzt der digitale Austausch zwischen Nachbarinnen und Nachbarn im ländlichen Raum der Organisation des Gemeinwesens, wie Vereinsaktivitäten, und der Informationsweitergabe. Emotionale Unterstützung oder Traditionspflege wird weiterhin analog geleistet. Damit gewinnt die digitale Kommunikation zwischen Nachbarinnen und Nachbarn eine Position, welche bei der zukünftigen Gestaltung des ländlichen Raums relativ einfach mitberücksichtigt werden kann. Digitale Foren sowie die Aufbereitung von Informationen zur Verbreitung in Messenger-Diensten aber auch die Förderung digitaler Infrastruktur von Vereinen stecken das Feld der digitalen Förderungsmöglichkeiten zur Steigerung der Lebensqualität ab.
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Fußnoten
1 | https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/tag-der-nachbarn-1614350 (14.10.2021). |
2 | In der Literatur findet sich dazu vor allem der Begriff des (bürgerschaftlichen) Engagements in Bezug auf nachbarschaftliche Unterstützung zur Gestaltung des demographischen Wandels. |
3 | Informationen zum Projekt: www.digitales-dorfleben.de (14.10.2021). |
4 | Zum Begriff Mikroblogging vgl. https://www.businessinsider.de/gruenderszene/lexikon/begriffe/microblogging/ (12.11.2021). |
5 | Stand 31. Dezember 2019. Die Daten stammen aus dem Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung: https://www.wegweiser-kommune.de (15.04.2021). |
6 | Ausprägungen: nie, weniger als einmal im Monat, einmal im Monat, mehrmals im Monat, einmal die Woche, mehrmals die Woche, täglich. |
7 | 5er-Skala wie bei Items zu Sozialer Zusammenhalt. |
8 | Es gab lediglich eine Nennung in Bezug auf divers, weshalb diese Teilnahme von der Analyse ausgeschlossen wurde. |