Das Verständnis von wissenschaftlicher Arbeit im Nationalsozialismus hat sich in den vergangenen 20 Jahren grundlegend gewandelt. Die bis dahin vorherrschende einfache Gegenüberstellung von „Wissenschaft“ und „Politik“ in getrennten Sphären war nicht zuletzt von den Rechtfertigungsmustern vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach 1945 geprägt worden, die den politischen Charakter ihrer Arbeit im „Dritten Reich“ pauschal als von außen kommende Fremdeinwirkungen beschrieben. Diese akademische Selbstentlastung ist allerdings schon früh als fadenscheinig erkannt worden. So warf die Physikerin Lise Meitner ihrem früheren Kollegen Otto Hahn im Juni 1945 vor, er und seine Kollegen hätten „auch alle für Nazi-Deutschland gearbeitet und […] nie nur einen passiven Widerstand zu machen versucht“ (Deichmann 1995: 372). Aber die Vorstellung, eine an sich ‚unpolitische‘ wissenschaftliche Arbeit sei nur durch Zwang mit dem nationalsozialistischen Regime ‚verstrickt‘ gewesen, charakterisierte sehr lange das Bild von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im „Dritten Reich“.
Zwei um die Jahrtausendwende begonnene wissenschaftsgeschichtliche Projektverbünde zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) und zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im nationalsozialistischen Deutschland haben ein neues Verständnis des Wechselverhältnisses von Wissenschaft und Politik befördert (Wagner 2021: 16–17). Der wissenschaftshistorische „Perspektivenwechsel“ rückte „Ressourcenkonstellationen“ ins Blickfeld, die grundsätzlich „ausgehandelt und nicht einseitig von ‚der Politik‘ diktiert“ (Hachtmann 2008: 541) wurden. Mitchell Ash fasst in einem wegweisenden Aufsatz „Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander“ und plädiert dafür, „wissenschaftliche Kontinuität und Wissenschaftswandel […] als Fortsetzung bzw. als Um- oder Neugestaltung von Ressourcenensembles zu begreifen“ (Ash 2002: 32). Damit erweiterte sich auch das Interpretationsspektrum für die Motive wissenschaftlichen Arbeitens im nationalsozialistischen Deutschland: Nicht allein die Anpassung an äußeren Druck, sondern stärker noch die Bereitschaft vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur „Selbstmobilisierung“ (Dinçkal/Dipper/Mares 2010) sowie die Wege und Dynamiken akademischer „Ressourcenmobilisierung“ (Flachowsky/Hachtmann/Schmaltz 2016) prägten aus heutiger Sicht die Verschränkung wissenschaftlicher Inhalte, akademischer Karrieren und politischer Einflüsse in der nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik.
Dieser Perspektivenwechsel lenkt den analytischen Fokus der Wissenschaftsgeschichte deutlicher als bisher auf die akademische und wissenschaftspolitische Kommunikation. Fachzeitschriften werden in den Ressourcenbeziehungen als Foren wissenschaftlicher Interessenpolitik verstanden. Sie „präsentieren und transportieren sowohl Hierarchien als auch Kommunikationsformen und tragen so zur Formierung professioneller und sozialer Strukturen und Öffentlichkeiten bei“ (Stöckel 2009: 10). Diese Prozesse werden „nicht ausschließlich durch wissenschaftliche Kriterien bestimmt, sondern durch soziale Gegebenheiten, Präferenzen und professionelle Hierarchien oder politische Konstellationen“ (Stöckel 2009: 10).
Am Beispiel des seit 1931 zunächst unter anderem Namen erschienenen „Archivs für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik“ hat Sonja Schnitzler die Faktoren herausgearbeitet, die den politischen Einfluss und die kommunikativen Wechselwirkungen wissenschaftlicher Zeitschriften im Nationalsozialismus begünstigen konnten (Schnitzler 2012: 105–156). Grundsätzlich waren hier drei Faktoren von wesentlicher Bedeutung: ein inhaltlicher und methodischer Anschluss der wissenschaftlichen Arbeit an vom Regime favorisierte Perspektiven und Forschungsansätze, eine mindestens sprachliche Identifizierung mit den politischen Zielen des Regimes sowie die Kopplung der jeweiligen Zeitschrift an eine politisch protegierte Wissenschaftsorganisation.
Vor diesem Hintergrund ist die 1936 erstmals erschienene Zeitschrift „Raumforschung und Raumordnung“ (RuR) geradezu ein Paradebeispiel für die wissenschaftliche und wissenschaftspublizistische Dynamik des „Dritten Reiches“. Die Zeitschrift bildete „das Organ der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung“ (RAG), die „mit ihren örtlichen Gliederungen an den deutschen Hochschulen die amtliche organisatorische Stelle für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete der Planungswissenschaft und Raumforschung“ (Vowinckel 1936) verkörperte.
Im Folgenden wird die inhaltliche Entwicklung der Zeitschrift bis zum Sommer 1944 nachgezeichnet sowie deren Bedeutung für die von der RAG beanspruchte Forschungslenkung untersucht. Da keine Unterlagen der redaktionellen Arbeit erhalten sind und auch die Geschäftsakten der RAG den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden haben, stützt sich der Aufsatz hauptsächlich auf die vorliegenden Hefte der Zeitschrift aus den Jahren 1936 bis 1944 sowie auf einige Parallelüberlieferungen, die sich in Universitätsarchiven erhalten haben. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Verhältnis zwischen den postulierten Zielen der Zeitschrift und der wissenschaftlichen und publizistischen Praxis. Zu diesen Zielen gehörten in erster Linie eine inhaltliche Steuerung der akademischen Raumforschung sowie die Nutzbarmachung wissenschaftlicher Ergebnisse für die „Raumordnung“, also die praktische Landesplanung. Insofern sollte schon der Titel der Zeitschrift – „Raumforschung und Raumordnung“ – durchaus programmatisch verstanden werden.
Innerhalb von nur neun Monaten, vom Sommer 1935 bis zum Februar 1936, richtete das NS-Regime einen neuen institutionellen Rahmen für die akademische Raumforschung und die staatliche Landesplanung ein, der sich rasch einspielte und als Beispiel effektiver nationalsozialistischer Wissenschaftsorganisation gelten kann (Rössler 1990: 134–144). Im Umfeld raumpolitischer Rivalitäten und einer „sich bekämpfende[n] Wissenschaft“ (Wagner 2021: 166) gelang es erstaunlich schnell, „Auseinandersetzungen im Sinne zentraler Vorgaben zu instrumentalisieren und die Eigeninitiative energischer Akteure zu lenken“ (Werner 2022: 116–117). Der Erfolg erklärt sich zum Teil aus der großzügigen Ausstattung der neuen Institutionen mit finanziellen Ressourcen, die mit der engen personellen Anbindung an das Reichswissenschaftsministerium einherging (Leendertz 2008: 108–126). Zugleich zielte die Einrichtung auf die Raum- und Siedlungspolitik, die „zu den höchsten politischen Werten nationalsozialistischer Politik“ (Mai 2002: 1) gehörte. Protagonist dieser Entwicklung war von Anfang an der Agrarwissenschaftler Konrad Meyer, der als zuverlässiger Nationalsozialist und bestens vernetzter Wissenschaftsfunktionär die politische Anleitung der Raumwissenschaftler verantwortete. Meyer, seit 1932 Mitglied der NSDAP und ein Jahr später auch Mitglied der SS, akkumulierte eine Vielzahl akademischer und wissenschaftspolitischer Funktionen im NS-Staat (Heinemann 2006: 48–50) und mit dem 1934 von ihm eingerichteten „landbaulichen Forschungsdienst“ verfügte er über eine erprobte Vorlage für die Bündelung und Lenkung wissenschaftlicher Hochschulforschung (Oberkrome 2009: 115–126), die sich unkompliziert auf die Raumforschung übertragen ließ.
Die Berliner Geschäftsstelle der RAG beschäftigte nicht mehr als zehn hauptamtliche Mitarbeiter (Kornrumpf 1995: 81; Gutberger 2017: 98–99). Dieser kleine Stab verwaltete umfangreiche Finanzmittel und nahm über persönliche Beziehungen und akademische Netzwerke direkten Einfluss auf die Forschung. In der täglichen Praxis beriet die Geschäftsstelle Antragsteller zumeist schriftlich, schlug Verbesserungen bei abgelehnten Projekten vor, organisierte Arbeitstreffen von Wissenschaftlern verschiedener Hochschulen, die an ähnlichen Themen arbeiteten, und forderte schließlich die Ergebnisse ein.
Die RAG erhielt als eigenes „Organ“ die Zeitschrift „Raumforschung und Raumordnung“, die „wesentlich dazu beitragen“ sollte, eine „ständige feste Verbindung zwischen Arbeitsgemeinschaften der Hochschulen, der Leitung der Reichsarbeitsgemeinschaft und der Planungspraxis zu vertiefen“. Das Fachorgan sollte „mithelfen, die wissenschaftlichen Kräfte in einer Weise zu mobilisieren, wie das bei der Dringlichkeit der Probleme erforderlich“ sei, und „damit die Wissenschaft in den Dienst der praktischen Aufgaben der Neuordnung von Volk und Raum“ stellen (Lehmann 1936: 22). Diese Zielsetzungen wurden auch durch die Entscheidung unterstrichen, „Raumforschung und Raumordnung“ im Kurt Vowinckel Verlag zu veröffentlichen, der bereits mit Publikationen wie der „Zeitschrift für Geopolitik“ und dem „Archiv für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik“ unter Beweis gestellt hatte, dass er die raumpolitischen Schwerpunktsetzungen des Regimes zu bedienen wusste. Kurt Vowinckel, Jahrgang 1895, hatte sich seit den 1920er-Jahren mit einschlägigen Veröffentlichungen im rechtsnationalen Lager einen Namen gemacht und profitierte nach der Machtergreifung publizistisch und persönlich von den neuen Machtverhältnissen, auch wenn er erst 1937 in die NSDAP eintrat (Schnitzler 2012: 180–185).
Bereits das erste RuR-Heft, im Oktober 1936 veröffentlicht und als Werbung kostenlos an viele potenzielle Interessenten versandt, setzte in mehrfacher Hinsicht die Maßstäbe, nach denen in den folgenden Jahren akademische Raumforschung in der Zeitschrift repräsentiert werden sollte. Der Aufbau eines Heftes war einfach: Den Hauptteil bildeten „Aufsätze“, die wissenschaftliche Ergebnisse präsentierten oder politische Leitlinien formulierten. Dem folgten eine allgemeine Kurzberichte bietende „Umschau“, die konkrete Arbeit der RAG betreffende „Mitteilungen“, eine – in den ersten Heften detaillierte und dann nur noch kursorische – Darlegung rechtlicher Bestimmungen in „Recht und Verwaltung“ sowie schließlich die Rubrik „Schrifttum“, die „einen systematischen Überblick über die Neuerscheinungen des die Raumforschung und Planungswissenschaft interessierenden Schrifttums in Form von kritischen Besprechungen“2 bieten sollte. Die Rubriken „Umschau“ und „Mitteilungen“ wurden in den kommenden Jahrgängen den Erfordernissen entsprechend ausdifferenziert: Die Umschau erhielt ab Heft 2/1939 die Unterrubrik „Aus der Forschung“, in der Forschungsarbeiten skizziert wurden, und in den „Mitteilungen“ wurde die Rubrik „Ausland“ von den Berichten aus dem Deutschen Reich abgetrennt.
Chefredakteur – in der Sprache der Zeit „Hauptschriftleiter“ – wurde Frank Glatzel. 1892 geboren, war er in der Jugendbewegung aktiv gewesen und wurde nach dem Ersten Weltkrieg zunächst Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), bevor er von 1930 bis 1932 für die Deutsche Volkspartei (DVP) im Reichstag saß. 1937 trat er der NSDAP bei. Als RuR-Hauptschriftleiter übte er nicht nur durch die Auswahl der Beiträge, sondern auch durch unzählige Berichte etwa über die Arbeitstagungen der RAG einen sehr großen Einfluss auf die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Zeitschrift aus. Glatzels Einfluss kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, da er eng mit der Geschäftsführung der RAG zusammenarbeitete und über die redaktionelle Korrespondenz faktisch mit allen deutschen Raumforschern im Austausch stand (Werner 2022: 121).
Die beiden leitenden Funktionäre der RAG, ihr erster „Obmann“ Konrad Meyer und ihr Geschäftsführer Friedrich Bülow, spielten für die Entwicklung der Zeitschrift ebenfalls eine maßgebliche Rolle. Konrad Meyer, Jahrgang 1901, wurde 1934 Professor in Berlin und veröffentlichte bis 1944 in RuR insgesamt 15 Beiträge, neben Geleitworten zumeist grundsätzliche Erörterungen etwa zur „Raumforschung im Dienste der deutschen Lebensordnung“ (Meyer 1938b) oder über „Planung und Ostaufbau“ (Meyer 1941). Friedrich Bülow, Jahrgang 1890 und NSDAP-Mitglied seit 1933, nutzte als Volkswirtschaftler die Möglichkeiten, um seine „volksorganische Standortslehre“, die er als antiliberale Gemengelage scharf von Alfred Webers volkswirtschaftlicher Standorttheorie abgrenzte, in unterschiedlichen Zusammenhängen zu propagieren und damit die theoretische Debatte zu dominieren (Rieter 2014: 298–305). Bülow behauptete, seine Darlegungen „auf die Lebensgesetze von Volk und Raum zu verpflichten“ (Bülow 1937: 387), und brachte damit auch den hohen Stellenwert einer politisierten Sprache in seinen Texten zum Ausdruck.
Konrad Meyer setzte bereits mit dem ersten Aufsatz im ersten RuR-Heft den Ton und die ideologischen Leitplanken der unter seiner Ägide stattfindenden wissenschaftlichen Arbeit. „Politik, Kultur und Wirtschaft“ stünden „als völkische Lebensäußerungen im Dienst des Gesamtvolkes“, und die Wissenschaft werde „getragen von Männern, die zur Blutsgemeinschaft des Volkes“ gehörten. Man strebe „über Enge und Hemmung der Fachdisziplinen und Institutsinteressen“ hinaus mit „einer wirklich von gegenseitigem Vertrauen getragenen und einander ergänzenden Gemeinschaftsarbeit, die angesichts unserer arbeitsteilig so vorgetriebenen Forschung der Kräfte nicht mehr zersplittert, sondern verbindet“. Dadurch, dass die Führung „bei allen Gliederungen der Reichsarbeitsgemeinschaft in den Händen von Hochschullehrern“ liege, erscheine ihm „die Freiheit und Selbstführung der Wissenschaft am besten gewährleistet“. Eine „weitgehende Selbstverwaltung und Selbstführung der Wissenschaft“ sei „ein Gebot der Erhaltung ihrer lebendigen Einheit und inneren Vielgestaltigkeit“. „Selbstverständlich“ aber sei Meyer als Obmann der RAG „dem Reichserziehungsminister verantwortlich dafür, dass sich die Arbeit im Sinne nationalsozialistischer Wissenschaftsgestaltung“ vollziehe. Das entspreche „auch durchaus dem Primat der Politik und der inneren gewissensmäßigen Bindung, die der nationalsozialistische Staat von dem heutigen Gelehrten und seiner Arbeit fordern“ müsse (Meyer 1936: 4).
Die „Freiheit“ wissenschaftlicher Arbeit war auf diese Weise nur für Wissenschaftler einer „Blutsgemeinschaft“ möglich, die an den Nationalsozialismus „gewissensmäßig“ gebunden waren. Damit war der Rahmen der deutschen Raumforschung im „Dritten Reich“ unmissverständlich festgelegt.
Hochschularbeitsgemeinschaft (HAG) | Obmänner Oktober 1936 (Hensen 1936) | Obmänner 1938 (Meyer 1938a) | Obmänner 1942a | |
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1 | TH Aachen | Gruber | Geisler | Wentzel |
2 | Universität Berlin | von Niedermeyer | Jeserich | Jeserich |
3 | TH Berlin | Feder | Feder | Jobst |
4 | Wirtschaftshochschule Berlin | Dr. Wollenweber | Jecht | Jecht |
5 | Universität Bonn | Spiethoff | Rößle | Rauch |
6 | TH Braunschweig | Kritzler | Kritzler | Kritzler |
7 | Universität Breslau | Schmölders | Schmölders | Seraphim |
8 | TH Breslau | Hartleb | Jänecke | Jänecke |
9 | TH Brünn | -/- | -/- | Worliczek |
10 | Bergakademie Clausthal-Zellerfeld | ohne Leiter erwähnt | Buschendorf | Buschendorf |
11 | TH Danzig | -/- | -/- | Flörke |
12 | TH Darmstadt | Tiedemann | Muss | Muss |
13 | TH Dresden | Muesmann | Muesmann | Muesmann |
14 | Forstliche Hochschule Eberswalde | Lemmel | Lemmel | Lemmel |
15 | Universität Erlangen | ohne Leiter erwähnt | Zimmermann | Stucken |
16 | Universität Frankfurt am Main | Platzhoff | Egner | Egner |
17 | Bergakademie Freiberg (Sachsen) | -/- | Hoffmann | Hoffmann |
18 | Universität Freiburg | Metz | Metz | Metz |
19 | Universität Gießen | Bechtel | Klute | Klute |
20 | Universität Göttingen | Schürmann | Schürmann | Schürmann |
21 | Universität Graz | -/- | -/- | Dadieu |
22 | Universität Greifswald | Lautensach | Lautensach | Lautensach |
23 | Universität Halle | Woermann | Woermann | Wolff |
24 | Universität Hamburg | Schulz-Kiesow | Schulz-Kiesow | Schulz-Kiesow |
25 | TH Hannover | Blum | ohne Leiter erwähnt | Blum |
26 | Tierärztliche Hochschule Hannover | Butz | Butz | Butz |
27 | Forstliche Hochschule Hannoversch-Münden | Köstler | Köstler | -/- |
28 | Universität Heidelberg | Schuster | Schuster | Schuster |
29 | Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim | Jung | Jung | Jung |
30 | Universität Innsbruck | -/- | -/- | Kintzl |
31 | Universität Jena | Weddigen | Weddigen | Schultze |
32 | TH Karlsruhe | Heiligenthal | Heiligenthal | Heiligenthal |
33 | Universität Kiel | Bente | Fick | Predöhl |
34 | Universität Köln | Kuske | Kuske | Kuske |
35 | Universität Königsberg | von Grünberg | von Grünberg | von Grünberg |
36 | Handelshochschule Königsberg | Hummel | Hummel | Scheu |
37 | Universität Leipzig | Wilmanns (Vertreter Oppikofer) | Wilmanns | Dittrich |
38 | Handelshochschule Leipzig | Thalheim | Thalheim | Thalheim |
39 | Universität Marburg | Baur | Martin | Martin |
40 | Universität München | Machatscheck | ohne Leiter erwähnt | Carell |
41 | TH München | Pistor | Pistor | Pistor |
42 | Universität Münster | Dörries | Dörries | Müller |
43 | Hindenburg-Hochschule Nürnberg | -/- | -/- | Seiler |
44 | „Reichsuniversität“ Posen | -/- | -/- | Geisler |
45 | Hochschulen Prag | -/- | -/- | Saure |
46 | Universität Rostock | Weigmann | Preiser | Niehaus |
47 | TH Stuttgart | Pirath | Pirath | Pirath |
48 | „Reichsuniversität“ Straßburg | -/- | -/- | Mackenroth |
49 | Forstliche Hochschule Tharandt | -/- | -/- | Mantel |
50 | Universität Tübingen | Bebermeyer | Bebermeyer | Bebermeyer |
51 | Hochschulen Wien | -/- | -/- | Hassinger |
52 | Universität Würzburg | Brenneisen | Brenneisen | Schenk |
Die Ausrichtung der einzelnen HAG auf Forschungen im regionalen Umfeld der jeweiligen Hochschule wurde explizit eingefordert und bot den wichtigsten Anknüpfungspunkt für die Flexibilität und Adaptionsfähigkeit der neuen Institution. Die inhaltliche Anschlussfähigkeit an regionale Erfordernisse und an langfristige Konzepte offerierte Wissenschaftlern je nach der Ausrichtung ihrer Arbeiten und ihren persönlichen Ambitionen die Einbeziehung überkommener Vorstellungen ebenso wie die Erweiterung ökonomischer und soziologischer Perspektiven und Methoden (Gutberger 2017: 111–128). So korrespondierte der Aufbau der HAG an der Universität in Frankfurt am Main mit kommunalen Initiativen, die seit Anfang 1934 den Aufbau eines „Instituts für Landesplanung, Siedlung und Wohnungswesen“ betrieben, und mit der Entwicklung innovativer sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden (Klingemann 2009: 306–310).
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die politische Adaptionsfähigkeit der raumwissenschaftlichen Institutionen ist der unmittelbar nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich im Frühjahr 1938 initiierte Aufbau der HAG an den Hochschulen in Wien. Bereits im April 1938 sandte der Wiener Geograph Hugo Hassinger eine Liste mit den Namen österreichischer Wissenschaftler an die RAG, „die für die Stadt- und Landesplanung der Ostmark einen Beitrag liefern konnten“ (Svatek 2020: 27). Er stützte sich auf eigene Forschungen sowie österreichische Netzwerke und stieg in den folgenden Jahren zu einer Schlüsselfigur der auf Südosteuropa bezogenen Raum- und Siedlungsforschung auf (Werner 2020: 52–53).
Die Bereitschaft von Wissenschaftlern, die HAG an ihre vorhandenen Kooperationsnetzwerke anzukoppeln und die eigenen Ambitionen mit den politischen Zielen des NS-Regimes zu verbinden, arbeitete der politischen Beeinflussung und Disziplinierung des akademischen Personals durch die Geschäftsstelle der RAG entgegen. Politische Mobilisierungsanstrengungen des Regimes und die Bereitschaft vieler Universitätsangehöriger zur Selbstmobilisierung gingen Hand in Hand. Die Rolle der RAG als „wissenschaftliche Selbstverwaltungskörperschaft“ (Bülow 1938: 312–313) war nur durch die ungebrochene Identität wissenschaftlicher Ansprüche mit den Zielen des NS-Regimes möglich. Auf diese Weise definierten die Geistes- und Sozialwissenschaftler die Grundlinien nationalsozialistischer Raum- und Bevölkerungspolitik maßgeblich mit, und ihre wissenschaftliche Tätigkeit war oft genug kein „Ausfluss einer Affinität zum NS, sondern […] der wirkliche Nationalsozialismus“ (Mommsen 1999: 271).
Einige Standorte entwickelten sich bald zu dominanten raumwissenschaftlichen Zentren des Deutschen Reiches. Das lag zum Teil an Synergien durch die Konzentration von Forschungskapazität wie in Berlin und Leipzig oder an der Besetzung von Schlüsselthemen wie der Verkehrspolitik durch Carl Pirath in Stuttgart und Paul Schulz-Kiesow in Hamburg. Hinzu kamen aber auch persönliche Ambitionen gut vernetzter Akademiker, etwa Hans Weigmann (zunächst in Rostock, dann an der Universität Berlin) oder Walter Weddigen (Jena, dann Dresden und anschließend an der Wirtschaftshochschule Berlin), die das neue Instrumentarium zu nutzen verstanden. Schließlich wurden einige Regionen wie das Emsland oder die Rhön als „Notstandsgebiete“ zu Objekten einer „inneren Kolonisation“ des NS-Regimes. Hier entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen Parteistellen, staatlichen Akteuren und beflissenen Raumwissenschaftlern, und die jeweilige Region wurde zum Vorbild nationalsozialistischer Raum- und Bevölkerungspolitik stilisiert (Hohmann 1992). Dabei gehörte die begriffliche Verschmelzung von „Rasse und Raum“ zu den Grundkonstanten der deutschen Raumforschung. So führten Raumwissenschaftler der Universität Würzburg „rassekundliche“ Erhebungen in der Rhön durch, denen in den folgenden Jahren „im Rahmen der großen Umsiedlungsaktionen und dem strukturellen Umbau der Notstandsgebiete“ eine „besondere Wichtigkeit“ (Meyer 1938a: 559) zugeschrieben wurde. Auf diese Weise sollte die „Auslese, jene Vorbedingung des Aufsteigens eines Volkes, […] wieder in ihr Recht gesetzt“ (Schmidt-Kehl 1938: 74) werden.
Hochschularbeitsgemeinschaft(en) | Reichsmark | |
---|---|---|
1 | Berlin | 376.665 |
2 | Stuttgart | 125.938 |
3 | Würzburg | 63.723 |
4 | Münster | 56.557 |
5 | Jena | 53.970 |
6 | Göttingen | 52.030 |
7 | Heidelberg | 50.433 |
8 | Rostock | 41.686 |
9 | München | 39.099 |
10 | Hohenheim | 38.480 |
11 | Gießen | 37.320 |
12 | Leipzig | 36.795 |
13 | Kiel | 34.240 |
14 | Breslau | 34.240 |
15 | DASL Berlina | 27.000 |
16 | Marburg | 25.470 |
18 | Bonn | 23.389 |
19 | Freiburg | 22.880 |
20 | Dresden | 22.380 |
21 | Königsberg | 21.387 |
22 | Hannover | 20.485 |
23 | Essen | 20.455 |
24 | Tübingen | 20.265 |
25 | Frankfurt am Main | 19.765 |
In dieser Übersicht fällt die Dominanz Berlins als eng vernetztes Wissenschaftszentrum ebenso ins Auge wie Würzburg für den politisch geförderten „Rhön-Plan“ sowie für die erfolgreiche Selbstmobilisierung der agrarwissenschaftlichen Forschungsstandorte im Südwesten des Deutschen Reiches. Bei der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim ging die Höhe der eingeworbenen RAG-Mittel allein auf die Anstrengungen des Agrarwissenschaftlers Paul Hesse zurück (Hirte 2019: 705–706).
Über die Praxis universitärer Raumforschung sagte die Höhe der Forschungsgelder nicht immer etwas aus. Manche HAG waren von personeller Kontinuität geprägt, etwa Braunschweig, Dresden, Freiburg oder Köln (vgl. Tabelle 1), allesamt Empfänger verhältnismäßig niedriger Summen, und konnten so eine stetige Forschungsarbeit vorweisen. An anderen Standorten wie Breslau – mit 34.240 Reichsmark im oberen Förderbereich angesiedelt – blieb die HAG aufgrund personeller oder organisatorischer Hindernisse „zunächst noch in erster Linie auf die Zusammenfassung der in den einzelnen Fakultäten geleisteten Forschungsarbeiten im Sinne der Raumforschung ausgerichtet“.3 Manche HAG-Leitungspositionen erwiesen sich als ‚heiße Stühle‘, sei es aufgrund hochschulinterner Konflikte oder weil sich bald in Ostmitteleuropa neue Arbeitsmöglichkeiten für ambitionierte Raumwissenschaftler auftaten.
Es überrascht vor diesem Hintergrund nicht, dass die von der RAG unaufhörlich propagierte „Gemeinschaftsarbeit“ an den Standorten der HAG häufig genug nur als Worthülse verwendet wurde. Der Geograph Martin Kornrumpf (Jahrgang 1909), vom Frühjahr 1938 bis zum Frühjahr 1940 „Hauptsachbearbeiter“ in der RAG, war für den Atlas „Bayerische Ostmark“ sowie für die Kontakte zu den Hochschularbeitsgemeinschaften verantwortlich. Bei Antritt seiner Stelle fand er „eine kritische Situation“ vor, da sich die vorgeschriebene „Gemeinschaftsarbeit“ – von wenigen Ausnahmen abgesehen – an den Universitäten kaum durchgesetzt habe (Kornrumpf 1995: 82).
Diese „kritische Situation“ wirkte sich auch auf die Wahrnehmung der Zeitschrift RuR durch die zuständigen Stellen aus. RuR blieb offenbar als anleitendes Fachorgan hinter den Erwartungen seiner Herausgeber zurück. In einem Erlass Ende März 1938 stellte die Reichsstelle für Raumordnung fest, „dass die Erfüllung der der Zeitschrift gestellten Aufgaben die Mitwirkung und Mitarbeit der Praxis voraussetze“. Es sei daher notwendig, „dass sie sich auch tatsächlich in der Hand aller Beteiligten befinde und von ihnen als Werkzeug benutzt“4 werde. Der Erlass stand im Zusammenhang mit einer Flut von Regelungen, die nach der Annexion Österreichs im März 1938 verfügt wurden, um die Zuständigkeiten der Reichsbehörden auf die „Ostmark“ auszudehnen und dabei zu justieren (Venhoff 2000: 33–36). Tatsächlich leitete die Annexion eine neue Phase für die deutsche Raumforschung ein, die sich ganz unmittelbar auf die Arbeit der RAG und auf die Publikationsschwerpunkte von RuR auswirkte.
Die ursprünglich für März 1938 im Rheinland geplante Frühjahrstagung der RAG wurde „mit Rücksicht auf die weltgeschichtlichen Ereignisse“5 verschoben und fand Ende September 1938 in Graz, der „Stadt der Volkserhebung“6, statt. RuR blieb in diesen Monaten eng am Puls der Ereignisse: Während sich das September-Heft thematisch mit der „Raumordnung in den Gauen der Ostmark“ befasste, dokumentierte das Heft 10/1938 bereits ausführlich die Grazer Tagung. Damit war eine publizistische Strategie für RuR etabliert, die sich im Nachvollzug der außenpolitischen Expansion des NS-Regimes durch die Zeitschrift als stilprägend erweisen sollte, wenn auch nicht immer so eng auf die jeweiligen Ereignisse folgend wie im Sommer und Herbst 1938.
Nachdem das Titelblatt des März-Hefts eine Karte Mitteleuropas mit der Feststellung enthielt, dass „Österreich […] ein Land des Deutschen Reiches“7 sei, bot RuR im September 1938 mit insgesamt 15 Aufsätzen einen umfassenden Überblick über die „Raumordnung in den Gauen der Ostmark“. Eine wichtige Aufgabe des Themenhefts war es, die arbeitsfähige Übernahme reichsdeutscher Strukturen auf die Raumplanung und Raumforschung im besetzten Österreich zu dokumentieren. Zugleich rückte unmissverständlich der durch den „Anschluss“ noch einmal befeuerte rassistische Antisemitismus ins Blickfeld der Leser. Hugo Hassinger resümierte in einer eigenwilligen Bevölkerungsschau – die „Donaudeutschen sind im allgemeinen lebhafter, beweglicher und anpassungsfähiger als die Alpenbauern“ –, dass die Menschen der „Ostmark“, von „kleinen Volkssplittern und den nach Wien und Umgebung zugewanderten Tschechen abgesehen […] rein deutsch“ seien. Die Donaumetropole besitze „jedoch […] einen Fremdkörper in seinem Judentum von 170.000 Köpfen“, wobei „die Zahl der Rassejuden wesentlich größer als die der von der Statistik erfassten Glaubensjuden“ (Hassinger 1938: 394) wäre. Walter Strzygowski erklärte im selben Heft „die Reinigung Wiens von der Judenplage“ zu einer der vorrangigen „bevölkerungspolitische[n] Fragen“ (Strzygowski 1938: 423).
Im Oktober-Heft, das verspätet erschien, „weil der Schriftleitung daran lag, die auf der Tagung in Graz gehaltenen Vorträge zu veröffentlichen“8, resümierte Konrad Meyer den „Gleichschritt von Wissenschaft und Politik“ in der bisherigen Arbeit der RAG und stellte als zukünftige Forschungsschwerpunkte die „Notstands- und Grenzgebiete“, die Ursachen der „Landflucht“ sowie „Fragen der biologischen und wirtschaftlichen Belebung des flachen Landes“ (Meyer 1938b: 468–470) heraus. Dabei kaschierte er die in der Praxis unter seiner Federführung schon beginnende Orientierung der deutschen Raumforschung auf Ostmittel- und Südosteuropa (Venhoff 2000: 33–36) und postulierte die zeitlich parallel zur Grazer Tagung erzwungene „Heimkehr Sudetendeutschlands in das Reich“ als Ansporn, um „zu Gipfelleistungen deutschen Geistes im Dienste an Volk und Raum aufzusteigen“ (Meyer 1938b: 473).
Regionale Schwerpunkte einzelner RuR-Hefte (als „Themenheft“ bzw. anhand der thematisch einschlägigen Aufsätze) | RuR-Heft |
---|---|
„Bayrische Ostmark“ (zwei Aufsätze) | 1936, Heft 3 |
Emsland (13 Aufsätze) | 1937, Heft 6/7 |
Pommern (zwei Aufsätze) | 1937, Heft 10 |
„Notstandsgebiete“ (drei Aufsätze) | 1937, Heft 13 |
Rhön (18 Aufsätze) | 1938, Heft 2 |
Österreich „Ostmark“ (15 Aufsätze) | 1938, Heft 9 |
Schlesien (acht Aufsätze) | 1939, Heft 8/9 |
„Europa“ (drei Aufsätze) | 1939, Heft 10 |
„Mitteldeutschland“ (27 Aufsätze) | 1940, Heft 1/2 |
„Neue deutsche Ostgebiete“ (13 Aufsätze) | 1941, Heft 3/4 |
Tschechien „Sudetenraum, Böhmen und Mähren“ (23 Aufsätze) | 1941, Heft 10/12 |
Wien (zwei Aufsätze) | 1942, Heft 4/5 |
Raumplanung in von Deutschland besetzten Staaten: Niederlande, Belgien, „Generalgouvernement“ (fünf Aufsätze) | 1942, Heft 6/7 |
Die „innere Kolonisation“ schuf methodische Vorleistungen und enthielt bereits alle Elemente räumlicher „Neugestaltung“ und „rassischer Aufwertung“ der späteren nationalsozialistischen „Neuordnung“ (Mai 2002: 131–152). So stand die in den „Notstandsgebieten“ angestrebte „Neubildung deutschen Bauerntums“ ganz im Zeichen einer biologistischen Bevölkerungspolitik, etwa wenn das Emsland als Bauerland „gesunder leistungsfähiger Blutsquell des deutschen Volkes“ werden sollte (Schmitz 1937: 235). Projekte wie der „Rhön-Plan“ oder der Ausbau landwirtschaftlicher Siedlungen in Schleswig-Holstein waren von einer „begrifflichen Verschmelzung von Rasse und Raum“, geprägt (Werner 2022: 62): Das RuR-Themenheft „Schlesien“ erschien im September 1939 unmittelbar mit Beginn des Krieges – hier zum „entscheidenden Selbstbehauptungskampf um die endgültige Sicherung der Zukunft unseres Volkes“9 umgedeutet – und präsentierte unter anderem einen langen Aufsatz über „Rassen im schlesischen Raum“, in dem der Anthropologe und „Rassenkundler“ Egon von Eickstedt den engen Zusammenhang von „Raumforschung und Menschforschung“ behauptete. Hauptinhalt einer sich daraus ergebenen „Ganzheitsanthropologie“ sei das „Rassenstudium“, das sich auf die „zoologische Rasse, d.h. die erbgebundenen Typenkreise des Menschen“ beziehe (von Eickstedt 1937: 424). Das Themenheft „Sudetenraum, Böhmen und Mähren“ schlug Ende 1941 in dieselbe Kerbe und beschrieb den „Umfang und die Richtung der Einvolkung deutschen Sippenerbes in das tschechische Volkstum“ (Müller 1941: 490).
Daneben wurden auch die fachlichen Schwerpunkthefte zunehmend auf die militärischen Anforderungen und besatzungspolitischen Zielsetzungen zugeschnitten, etwa zur Verkehrspolitik (Heft 3/1939), zu Verwaltung und Wissenschaft im „Führerstaat“ (Heft 4/1940) oder zur Stadtplanung in den „neuen deutschen Ostgebieten“ (Heft 5/1941). RuR erwies sich als ein wirksames Instrument, die von der RAG geförderten Forschungen selektiv zu bündeln und eng an politische Vorgaben geknüpft zu präsentieren. Gleichzeitig erhielten auch Autoren aus anderen institutionellen Bereichen der nationalsozialistischen Raum- und Siedlungsplanung verstärkt Gelegenheit, in RuR zu veröffentlichen. Dieses publizistische Vorgehen sollte sich im Verlauf des Krieges noch perfektionieren, um dann ab 1942/1943 mit dem Zusammenbruch der deutschen Militär- und Besatzungsstrategie in sich zusammenzufallen.
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wirkte sich auf RuR zunächst in zweierlei Hinsicht unmittelbar aus. Entsprechend der Formulierung eines verbindlichen raumwissenschaftlichen „Kriegsforschungsprogramms“ durch die RAG (Take 2019: 272–277) wurde auch für die Zeitschrift festgelegt, sich auf die Forschungen zu konzentrieren, „die unmittelbar für den Kriegszustand und die daraus sich ergebene Neuordnung und raumpolitische Gestaltung vornehmlich des Ostens von Bedeutung“10 seien. Zweitens schränkte die beginnende Papierkontingentierung das bisherige Veröffentlichungsprogramm ein. Während solche Rubriken, „die für die praktische Arbeit und die Aufrechterhaltung des Überblicks über das Gesamtgebiet wesentlich“ seien, unangetastet bleiben sollten, wurde der Aufsatzteil eingeschränkt, die Zeitschrift würde aber das eigentlich vorgesehene Material „auf jeden Fall, sobald als das möglich ist, ihren Lesern nachliefern“.11
Zwischen 1939 und 1944 orientierte sich die Perspektive der Forschungsbeiträge in RuR entsprechend eng am militärischen Verlauf des Krieges und an den damit verbundenen Themengebieten. Wurde die militärische Expansionsphase noch mit thematischen Schwerpunkten zur „Neuordnung des großdeutschen Raumes auf der Grundlage gesunder bäuerlicher Besitzverhältnisse“ (Heft 3/4/1940) oder über „Raumordnung und europäische[m] Wirtschaftsaufbau“ (Heft 1/1942) begleitet, begann mit dem Rückzug der deutschen Wehrmacht im Sommer 1944 auch eine stetige Rückbesinnung auf allgemeinere theoretische Fragen bzw. Forschungen zum „Altreich“, bis hin zu Arbeiten im letzten während des Krieges erschienenen Heft 8/1944 über die „Neuordnung der Landwirtschaft in Mecklenburg“ (Achilles 1944).
Autor | Anzahl der namentlich gezeichneten Beiträge in RuR 1936 bis 1944 |
---|---|
Konrad Meyer | 15 |
Friedrich Bülow | 13 |
Gerhard Isenberg | 13 |
Friedrich Kann | 12 |
Günter Schmölders | 11 |
Frank Glatzel | 10 |
Herbert Morgen | 9 |
Gerhard Ziegler | 4 |
Martin Kornrumpf | 5 |
Heinrich Wiepking-Jürgensmann | 5 |
Hans Weigmann | 4 |
Kurt Brüning | 2 |
Paul Hesse | 2 |
Karl Thalheim | 2 |
Gerhard Isenberg propagierte in RuR das wesentlich von ihm entwickelte Konzept der „Tragfähigkeit“ von Räumen als Schlüsselmethodik für die Umsiedlungsplanungen (Isenberg 1941). Von diesen Planungen versprachen sich die Wissenschaftler eine ‚Gesundung der Agrarverhältnisse‘ in den landwirtschaftlichen Regionen des ‚Altreichs‘ und zugleich die zügige ‚Eindeutschung‘ der ‚zum neuen deutschen Osten‘ deklarierten besetzten polnischen Gebiete. Friedrich Bülow erklärte die „raumpolitische Auswirkung der Gebietsausdehnung des Großdeutschen Reiches auf das Altreich“ – also die Gebiete, die 1937 zum Deutschen Reich gehörten – zu einem der wichtigen Forschungsschwerpunkte, mit den Zielen einer „totalen Verkehrs- und Wirtschaftsordnung“, des „Ausgleichs der einzelnen Teilräume“ sowie nicht zuletzt der „Ausschaltung der Juden“ (Bülow 1940: 150). Viele Aufsätze in RuR sind in dieser Zeit von einer Verwendung medizinischer Metaphern geprägt, wobei die Betonung etwa der „gesunden Lebensgrundlagen des deutschen Landvolkes“ keineswegs nur sprachliche Anpassung ausdrückte, sondern als „Biologisierung gesellschaftlicher Tatbestände“ (Schnitzler 2012: 139) ein spezifisches Verständnis sozialer und wirtschaftlicher Prozesse dokumentierte: Die Vorstellung, man bezeichne „ein Organ des Körpers nur dann als gesund, wenn es richtig funktioniert“, wurde mit allen Konsequenzen auf den „Volkskörper“ übertragen (Haidn 1940: 289).
Abbildung 2 illustrierte 1937 einen RuR-Aufsatz von Heinrich Wiepking-Jürgensmann über das „Volk als Gestalter der Landschaft“. Der Autor behauptete, dass die „Landschaft […] der Ausdruck des in ihr wohnenden Volkes“ sei, und fand es „tragisch, feststellen zu müssen, dass in unsere wiederbesiedelten Gebiete des Ostens nicht die gute alte landschaftliche Umwelt mit übertragen“ worden sei, „aus denen die Siedler stammten“ (Wiepking-Jürgensmann 1937: 187, 191). In mehreren Bildern stellte er die „Landschaft unserer Ahnen“ als „bestes Sinnbild bäuerlicher deutscher Landschaft“ den kulturellen Einbrüchen der „Franken“ und „Slawen“ entgegen, deren Einfluss die „Landschaft“ verwüstet hätte (Wiepking-Jürgensmann 1937: o.S.). Die darin ausgedrückte Selbstüberhebung und rassistische Menschenhierarchisierung – in Abbildung 2 an einem ungenannten Ort in Mitteldeutschland mit der Forderung verknüpft, hier müsse „raschestens eingegriffen werden“ – wurde von vielen Autoren in RuR mit dem expandierenden Radius des „Lebensraums“ aufgegriffen.
Der Kreis der Autoren erweiterte sich, was auch dem Anspruch der Zeitschrift entsprach, die eigene Kriegswichtigkeit als übergreifendes Kommunikationsorgan zu unterstreichen. Und in einer systematischen Abwertung der ostmitteleuropäischen Kultur fanden Raumwissenschaftler, Stadt- und Landesplaner einen gemeinsamen Nenner. Landesplanern wie Gerhard Ziegler in Oberschlesien oder Hans Julius Schepers im Generalgouvernement bot RuR dabei ein wichtiges Forum, um ihre Erfahrungen bei der „Raumordnung und Planung in benachbarten Gebieten“12 darzustellen. Ziegler, als Landesplaner im oberschlesischen Kattowitz auch für den Ausbau des Industriegebiets Auschwitz zuständig, forderte 1941 den „organischen Ausbau“ oberschlesischer Städte und gab sich „erschüttert“ über den „kulturellen Abstieg“ beginnend bei jenen Städten, die in von den deutschen Planern definierten „Umbau- und Ergänzungszonen“ lagen, hin zu den Siedlungen im pauschal als „Neubauzone“ deklarierten Zagłębie Dąbrowskie (Ziegler 1941a: 155). Schepers schilderte ein Jahr später die landesplanerische Herausforderung, im besetzten Polen „an der Neuformung eines völlig durcheinandergeratenen Gebietes schöpferisch gestaltend mitzuwirken“ (Schepers 1942: 208). Die tiefsitzenden Vorurteile und Antipathien der deutschen Raumforscher und Landesplaner wurden in RuR mit suggestiven Fotografien wissenschaftlich verbrämt. Die in Abbildung 3 gezeigten „völlig abzureißenden Elendsgebiete“ im oberschlesischen Będzin wurden nicht weiter erläutert und sollten offenbar in der bildlichen Herabwürdigung für sich selbst sprechen.
Solche Vorstellungen entsprachen nicht nur der „wahre[n] Natur des Nationalsozialismus“, einem radikalen Ausmerzungsdenken, das sich mit den Massenmorden, der Hungerpolitik, dem Holocaust und dem „Generalplan Ost“ in der deutschen Kriegführung und Besatzungspolitik Bahn brach (Wehler 2009: 209). Sie bedienten darüber hinaus ein alle gesellschaftlichen Bereiche erfassendes, keineswegs auf den Nationalsozialismus beschränktes Ordnungsdenken (Leendertz 2008: 391–392), das rassistische Deutungsmuster, soziale Angstwahrnehmungen und kulturelle Aversionen wissenschaftlich überformte und wirksam instrumentalisierte. Diese Instrumentalisierung wirkte auf die wissenschaftliche Arbeit zurück, und ihre propagandistische Durchschlagskraft stieg und fiel mit den militärischen Erfolgen des NS-Regimes.
Auch wenn sich in den Forschungen der RAG wie auch in den Themensetzungen in RuR ab 1943 im militärischen Rückzug eine „Rückbesinnung auf das Altreich“ (Venhoff 2000: 68) feststellen lässt, so blieb doch die Verbindung von „Rasse“ und „Raum“ weiterhin selbstverständlich. Die deutschen Raumwissenschaftler waren an den Planungen eines „rassisch-biologischen Großraums“ (Kletzin 2002: 126) weiterhin maßgeblich beteiligt (vgl. Werner 2021). Die letzte im Krieg erschienene Ausgabe von RuR formulierte im Sommer 1944 als „Zukunftsaufgaben der deutschen Landwirtschaft“ die „Besiedlung des Ostens und Neuordnung im Altreich“ (Achilles 1944: 41).
Jahr (Jahrgang) | Anzahl der Hefte | Gesamtseitenzahl des Jahres | Durchschnittliche Seitenzahl pro Heft |
---|---|---|---|
1936 (1) | 3 | 140 | 46 |
1937 (1) | 10 | 376 | 37 |
1938 (2) | 10 | 635 | 63 |
1939 (3) | 9 | 598 | 66 |
1940 (4) | 8 | 532 | 66 |
1941 (5) | 8 | 632 | 79 |
1942 (6) | 7 | 444 | 63 |
1943 (7) | 3 | 176 | 58 |
1944 (8) | 2 | 76 | 38 |
Zu diesem Zeitpunkt im Sommer 1944 war die Schriftleitung von RuR zusammen mit der RAG unter deren neuem Obmann Kurt Brüning nach Göttingen umgezogen. Es wurden zwar weitere Hefte geplant und künftige Rezensenten angeschrieben14, aber Frank Glatzel übernahm nun faktisch die RAG-Geschäftsführung und brachte Überlegungen zu Papier, wie sich die Forschungsinstitution entwickeln könnte. Seine „Bemerkungen zu einem Arbeitsprogramm“ vom Juli 1944 nahmen dabei bereits den Aufbau der späteren „Akademie für Raumforschung und Landesplanung“ (ARL) vorweg (Werner 2022: 155, 164). Die Arbeit der RAG sollte nun von einem Kuratorium – 1944 von Glatzel instinktsicher noch mit Vertretern des „Reichskommissars für die Festigung Deutschen Volkstums“ und des „Reichsministeriums Speer“ besetzt – und einem Beirat mit „Vertretern der wichtigsten Fachgebiete der Grundlagenforschung“15 wissenschaftlich begleitet werden.
Bemerkenswert ist, dass in den „Überlegungen“ des langjährigen Hauptschriftleiters von „Raumforschung und Raumordnung“ die Zeitschrift selbst und ihre Rolle in der RAG keine Erwähnung fanden. Nur im letzten Punkt seines „Arbeitsprogramms“ forderte Glatzel „zu gegebener Zeit [einen] Neuaufbau des Veröffentlichungswesens“.16 Ob damit eine kritische Reflexion der bisherigen eigenen Publikationstätigkeit verbunden war, darf bezweifelt werden, und nach dem Krieg stand die Konstruktion einer wissenschaftlichen Kontinuität derart im Vordergrund, dass die vierjährige Unterbrechung in der Herausgabe von RuR kurzerhand durch eine fortlaufende Zählung der Jahrgänge übergangen wurde: Auf den achten Jahrgang 1944 folgte 1948 der neunte, nun herausgegeben von der inzwischen in Hannover ansässigen ARL.
Die „Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung“ (RAG) mit ihrer an den deutschen Hochschulen mobilisierten und angeleiteten Forschung wurde unter dem Vorzeichen der Kriegsvorbereitung zu einem wesentlichen Teil der nationalsozialistischen Raum- und Expansionspolitik. Aufbau und Arbeitsweise der Geschäftsstelle in Berlin sowie die regelmäßigen Arbeitstagungen und die als zentrales Publikationsorgan etablierte Zeitschrift „Raumforschung und Raumordnung“ revolutionierten innerhalb kurzer Zeit die Raumwissenschaften im Deutschen Reich. Die in dieser Entwicklung angelegten Innovationspotenziale eines disziplinenübergreifenden Wissenschaftsverständnisses wurden allerdings mit dem Postulat einer „politischen Wissenschaft“ überformt.
Die Publikationspraxis von RuR war nicht nur mit den Forschungen der RAG eng verknüpft, sondern zugleich untrennbar an die ideellen Grundlagen, politischen Leitlinien und praktischen Erfordernisse der nationalsozialistischen Wissenschafts- und Eroberungspolitik gebunden. Ob diese symbiotisch anmutende Einbettung der Zeitschrift eine Schlüsselposition innerhalb der Raumforschung des „Dritten Reiches“ verliehen hat, ist bisher nicht ausreichend untersucht worden und könnte durch eine serielle Inhaltsanalyse der einschlägigen Publikationen des „Dritten Reiches“ erschlossen werden (Schnitzler 2012: 20).
Die Darstellung regional begrenzter raumwissenschaftlicher Forschungen an deutschen Hochschulen war in RuR bereits vor 1939 von den Prämissen einer „Aufwertung“ wirtschaftlicher Notstands- und territorialer Grenzlandgebiete geprägt, die im „Dritten Reich“ mit der Verschmelzung von „Rasse“ und „Raum“ eine Hierarchisierung der ansässigen Bevölkerung nach biologischen Merkmalen sowie durch die Vertreibung unerwünschter, vermeintlich minderwertiger Menschen erreicht werden sollte. Diese Selektionsmethodik konnte mit Kriegsbeginn ohne große Anpassungsschwierigkeiten auf die „Neuordnung“ der von Deutschland besetzten und annektierten europäischen Länder übertragen werden. Zwischen 1939 und 1944 spiegelte sich in „Raumforschung und Raumordnung“ als führendem raumwissenschaftlichem Fachorgan auf diese Weise die Zerstörungs- und Vernichtungspolitik wider, mit der die Deutschen insbesondere Ostmittel- und Osteuropa überzogen.
This work is partially based on a research project funded by the Academy for Territorial Development in the Leibniz Association (ARL) between 2016 and 2020.
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Archive |
Stadtarchiv Braunschweig, G IX 42 [Nachlass Frank Glatzel], Karton 1 [unverzeichnete Unterlagen 1944/45] (StAB, G IX 42, Karton 1). |
Universitätsarchiv Leipzig, Handelshochschule, Nr. 176c (UAL, HHS, 176c) (o. J.). |
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Ministerium der Finanzen, Nr. 71745 (BHStA, MF, 71745) (1938). |
Fußnoten
1 | Vgl. „Die Bildung der örtlichen Arbeitsgemeinschaften“, Erlass des Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Rust, vom 15. Februar 1936. In: Raumforschung und Raumordnung 1, 1, 51. |
2 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 1, 1, 52. |
3 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 1, 3, 134. |
4 | Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BHStA), MF, 71745, Vowinckel Verlag an Bayerisches Ministerium der Finanzen, 19.04.1938. |
5 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 2, 3, 141. |
6 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 2, 7, 331. |
7 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 2, 3, 109. |
8 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 2, 10, 512. |
9 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 3, 8/9, 413. |
10 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 3, 8/9, 414. |
11 | Vgl. Raumforschung und Raumordnung 3, 8/9; 477. |
12 | So das Titelthema des Heftes 6/7 der Zeitschrift Raumforschung und Raumordnung, 6. Jahrgang (1942). |
13 | Beilage zu Raumforschung und Raumordnung 8, 1. |
14 | Universitätsarchiv Leipzig (UAL), HHS, 176c o. J.: RAG an Thalheim, 24.06.1944. |
15 | Stadtarchiv Braunschweig (StAB), G IX 42, Karton 1: Glatzel, „Bemerkungen zu einem Arbeitsprogramm der RAG“, Juli 1944. |
16 | StAB, G IX 42, Karton 1: Glatzel, „Bemerkungen zu einem Arbeitsprogramm der RAG“, Juli 1944. |