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https://doi.org/10.14512/rur.1663
Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning (2023) 81/1: 89–90
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Rezension / Book Review

Baumgart, Sabine; Rüdiger, Andrea (2022): Gesundheit in der Stadtplanung – Instrumente, Verfahren, Methoden

Irene Wiese-von Ofen Contact Info

(1) Am Siepenhang 14, 45136 Essen, Deutschland

Contact InfoDr.-Ing. Irene Wiese-von Ofen 
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Eingegangen: 16. September 2022  Angenommen: 21. Oktober 2022  Online veröffentlicht: 15. November 2022


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Das von Sabine Baumgart und Andrea Rüdiger 2022 im oekom-Verlag erschienene Buch „Gesundheit in der Stadtplanung – Instrumente, Verfahren, Methoden“ wird seiner eigenen Aussage, ein Lehrbuch sein zu wollen, voll gerecht. In den augenblicklichen nationalen wie internationalen Diskussionen um Klimaschutz und die Resilienz von Städten, um Fragen der Gesundheit im Hinblick auf bestehende oder weitere mögliche Epidemien, um Flucht und Migration, auch um weltweit zunehmende Ernährungsprobleme, die konkrete Auswirkungen und veränderte Anforderungen an unsere Städte besonders hinsichtlich Grün- und Freiräumen bis hin zur urbanen Landwirtschaft haben, ist diese sorgfältige Ausarbeitung eine besondere wissenschaftliche Leistung.

Es geht in diesem Buch darum, zwei der alle diese Themen der Weltsituation betreffenden Fragen in einen konkreten Bezug zu bringen zur örtlichen Ebene: Das Buch erläutert deshalb sowohl „Instrumente, Verfahren und Methoden“ des Themas „Gesundheit“ in ihrer speziellen Aufgabenstellung als auch die der Stadtplanung zur Verfügung stehenden und angewandten „Instrumente, Verfahren und Methoden“ mit der Absicht, die Aufgabenstellungen der Stadtplanung und damit verbundene Themen der Gesundheit miteinander zu verbinden. Neben der die Aufmerksamkeit auf diese Themen lenkenden generellen Herausforderung ist es auch die, die Vielfalt der Fragen zu ordnen und ihre einander beeinflussenden Faktoren zu benennen, sie zu definieren und in den jeweiligen rechtlichen Rahmen einzubetten. Das ermöglicht ein lernendes Tätigwerden, um im Wege der Abwägung zu Lösungen zu kommen.

Neben der generellen Förderung eines möglichen planerischen Tätigwerdens, das diese Ausarbeitung zu stützen helfen kann, ist das Zusammentragen von Voraussetzungen, rechtlicher und vielfältiger weiterer Bedingungen und Möglichkeiten zweier in vielen Grenzbereichen einander beeinflussender, bis dato überwiegend getrennt agierender Disziplinen, eine besondere Qualität dieses Buches. Zur Klärung der komplexen Fragen in der eigenen Disziplin der Stadtplanung als Voraussetzung für gemeinsame Lösungen mit den Teilen der Nachbardisziplin Gesundheit, die soweit sie die Stadtplanung betreffen könnten bzw. ausdrücklich aus dem Blickwinkel von Gesundheit Berücksichtigung finden sollten – aber bisher wohl nicht ausreichend beachtet wurden –, werden nun im Entdecken, thematischen Unterstützen und Fordern des wechselseitig Aufeinander-Eingehens die dafür notwendigen Werkzeuge in acht inhaltlich weit gefächerten Kapiteln und einem ausführlichem Anhang beschrieben.

Mit einer klaren Gliederung, kleinen Zusammenfassungen der jeweiligen „lessions learned“, die damit nicht nur eine Auswahl der Kapitel, sondern auch leicht generalisiertes Kennenlernen ermöglichen, und mit großer Sorgfalt zusammengestellten Anhängen zu Nachschlagewerken und vor allem Rechts- und Entscheidungsquellen wie einem hilfreichen Abkürzungsverzeichnis ist das vorgelegte Buch eine empfehlenswerte Fachquelle für Einstieg zu und Übersicht über „Instrumente, Verfahren und Methoden“ im Themenfeld „Gesundheit in der Stadtplanung“.

Die beiden Autorinnen verbinden wissenschaftlichen wie praktischen Bezug zum Thema in ihrer Vita und schöpfen aus ihren Erfahrungen. Ihre Sprache, das heißt die Lesbarkeit des Buches, bleibt trotz komplexer Zusammenhänge klar und verständlich. Dadurch wird nicht nur für Studierende, sondern sicher auch für viele Menschen, die sich im Rahmen von stadtplanerischen Veränderungen, Bürgeranhörungen oder öffentlichen Diskussionen beteiligen möchten, der Zugang zu diesem Thema erleichtert. Aufbau und Sprache des Buches erlauben auch, es nur kapitelweise zur Hand zu nehmen oder auch sich nur die mannigfaltigen Abbildungen, Schemata, Tabellen oder Planausschnitte anzusehen und die dazu gehörenden Texte nachzulesen, die in großen Teilen selbsterklärend sind. Das Gleiche gilt für die Fülle der vorgestellten realisierten Beispiele bei gleichzeitig geschickter Komprimierung komplizierter Tatbestände. Ebenso ordnen die zahlreichen Tabellen mit ihren kurzen erklärenden Texten die Fülle des angebotenen Materials, auch im Hinblick auf immer wichtiger werdende interdisziplinäre Herangehensweisen. Gerade die vielfältigen Beispiele machen das Buch lebendig und verlassen dabei nie den erklärenden fachlichen Hintergrund.

Die thematische Breite urbaner Gesundheitsfragen im Kontext der komplexer werdenden Herausforderungen der Planung und Transformation unserer Städte ist in der Politik und der Fachwelt wie in der Zivilgesellschaft immer deutlicher geworden, sodass dieses „Lehrbuch“ nach Inhalt, Aufbau, Sprache und Lesbarkeit – auch in dem spürbaren Engagement der Autorinnen – zum Lernen, Nachschlagen, eigenem Denken und zum Verschenken empfohlen werden kann.

Vollständige bibliographische Angaben des rezensierten Werkes:  
Baumgart, S.; Rüdiger, A. (2022): Gesundheit in der Stadtplanung – Instrumente, Verfahren, Methoden. München. = Edition nachhaltige Gesundheit in Stadt und Region 4. 485 Seiten.