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https://doi.org/10.14512/rur.223
Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning (2022) 80/5: 605–606
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Rezension / Book review

Friedrich, Klaus (2021): Sozialgeographie des Alterns

Bernhard Köppen Contact Info

(1) Abteilung Geographie, Universität Koblenz-Landau, Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz, Deutschland

Contact InfoProf. Dr. Bernhard Köppen 
E-Mail: koeppen@uni-koblenz.de

Eingegangen: 28. April 2022  Angenommen: 4. Mai 2022  Online veröffentlicht: 24. Juni 2022


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Demographische Alterung ist ein globales Phänomen und im Zuge des demographischen Wandels vieler Staaten der westlichen Welt gilt Alterung als die markanteste Konsequenz. Dementsprechend befasst sich Klaus Friedrich im Band 5 der Reihe „Sozialgeographie kompakt“ einer systematischen Aufbereitung der Sozialgeographie des Alterns.

Eine grundlegende Herausforderung ist in diesem Zusammenhang, dass sich Sozialgeographie in ihrer Entwicklung und aktueller wissenschaftlicher Praxis als ein durch mehrere und teilweise konkurrierende Paradigmen charakterisiertes (raum)wissenschaftliches Feld darstellt. Ergo ist die Aussagekraft von Erkenntnissen einer Sozialgeographie des Alterns durch die jeweils gewählten methodischen und insbesondere theoretischen Zugänge bedingt. Klaus Friedrich ist sich dessen bewusst, weshalb die Kapitel des ersten von vier Hauptteilen (und dabei ein Viertel des Buches) den Forschungskonzepten der Mensch-Umwelt-Bezüge im Alter gewidmet werden. Diese einleitende und insgesamt ausführliche Berücksichtigung der Rolle konzeptioneller Zugänge sowie der innerdisziplinären Entwicklungslinien ist sehr gelungen und eine Stärke der Publikation. Der Autor nimmt das Vorhaben einer kompakten Darstellung, welches dennoch die Bedeutung zugrunde liegender Paradigmen berücksichtigt sowie offenlegt, ernst.

Der weitere Aufbau erfolgt in den, gewissermaßen erwartbaren, Themenblöcken: Altern im demographischen Wandel, Wohnen im Alter, residentielle Mobilität/transnationale Migration und Interpretationen und Zuschreibungen (Altersbilder). Die Vielfalt der berücksichtigten Aspekte ist sehr breit, wobei die Felder Wohnen und Mobilität umfassender wie auch detailreicher aufbereitet werden als das Altern im demographischen Wandel und die Altersbilder. Letztere Perspektive ist bislang jedoch nicht umfassend und gleichzeitig dezidiert sozialgeographisch bearbeitet worden, weshalb die diesbezüglichen Ausführungen als besonders relevant und interessant sind.

Klaus Friedrich weist einleitend darauf hin, dass er den internationalen Diskurs reflektiert, aber sein Fokus in den empirischen Kapiteln primär auf Deutschland liegt. Dennoch wäre es falsch zu konstatieren, hier würde eigentlich ‚nur‘ eine Sozialgeographie des Alterns in Deutschland vorgelegt. Die Erkenntnisse qualitativer Forschungen, auch im Sinne einer sich in Formation befindlichen ‚modernen‘ Bevölkerungsgeographie, werden im Vergleich zu den Ergebnissen eher klassischer, auf Surveys oder Sekundäranalyse statistischer Daten beruhender Forschung sicherlich weniger ausführlich wiedergegeben. Dies ist aber vorrangig dem Umstand geschuldet, dass der Großteil des für eine Sozialgeographie des Alterns relevanten Wissensfundus (bisher) in engem Bezug zu datenbasierten bevölkerungsgeographischen Studien steht. Der Autor spricht sich im Ausblick seines Beitrags zur Reihe „Sozialgeographie kompakt“ klar dafür aus, dass eine angemessene Beschäftigung mit der Thematik jedoch multiparadigmatisch und dezidiert interdisziplinär(er) erfolgen sollte. Sein Beitrag zu Geographie und Raumwissenschaft in Form der thematisch umfassenden, vielschichtigen und dabei kompakten Sozialgeographie des Alterns als Grundlagenwerk ist durchaus gelungen.

Vollständige bibliographische Angaben des rezensierten Werkes:  
Friedrich, K. (2021): Sozialgeographie des Alterns. Stuttgart: Franz Steiner Verlag. = Sozialgeographie kompakt 5. 230 Seiten.