© by the author(s); licensee oekom 2024. This Open Access article is published under a Creative Commons Attribution 4.0 International Licence (CC BY).
https://doi.org/10.14512/rur.2576
Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning (2025) 82/6: 488–14
rur.oekom.de

Forschungsbeitrag / Research article

Aktionsräume temporär Wohnender in deutschen Städten: Das Zusammenspiel von Alltagsorten und Wohlfühlorten

Maya Willecke Contact Info

(1) Geographisches Institut, RWTH Aachen, Wüllnerstraße 5b, 52062 Aachen, Deutschland

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E-Mail: maya.willecke@geo.rwth-aachen.de

Eingegangen: 7. Mai 2024  Angenommen: 21. Oktober 2024  Online veröffentlicht: 2. Dezember 2024

Zusammenfassung  
Zunehmende Mobilität, Individualisierung und Flexibilisierung des Lebens sowie zeitlich befristete Arbeitsverhältnisse führen zu Wohn- und Lebensarrangements, die nicht dauerhaft, sondern häufig temporär konzipiert sind. Der Alltag von temporär in Städten Wohnenden unterscheidet sich von dem der dauerhaft Wohnenden, da er mit begrenzten Aufenthalten sowie wechselnden An- und Abwesenheiten verbunden ist. Aktionsräume, verstanden als Summe aller Orte, die das Individuum bei seinen alltäglichen Tätigkeiten nutzt, bieten eine geeignete Möglichkeit, den Alltag temporär Wohnender zu erforschen. In diesem Beitrag werden mithilfe von narrativen Interviews und unter Verwendung einer kognitiven Karte die Aktionsräume temporär Wohnender in den zwei deutschen Stadtregionen Frankfurt am Main und Leipzig untersucht. Der Schwerpunkt der qualitativen Untersuchung liegt auf den Aktivitäten, Interaktionen und Beschränkungen, die mit den jeweiligen Alltagsorten verbunden sind. Darüber hinaus wird eine emotionale Komponente berücksichtigt, die als Wohlfühlorte konzeptualisiert wird und Einblicke in emotionale Verbundenheit gibt. Anhand einer Typisierung von Aktionsräumen temporär Wohnender wird deutlich, dass insbesondere Wohlfühlorte zukünftig besser erforscht werden sollten, da sie ein Gefühl von Zuhause in der Stadt maßgeblich mitbeeinflussen.

Schlüsselwörter  Temporäre Wohnarrangements – Qualitative Aktionsraumforschung – Alltagspraktiken – Wohlfühlen – Zuhause


Activity spaces of temporary residents in German cities: The interplay between everyday places and well-being places
Abstract  
Increasing mobilities, individualisation and flexibilisation of life, as well as temporary work arrangements, lead to residential and living arrangements that are not conceived as permanent but often as temporary. The everyday life of people living temporarily in cities differ from that of permanent residents, as it is associated with limited stays, presences, and absences. Activity spaces, understood as the set of all locations which the individual uses in day-to-day activities, offer a useful opportunity to explore the everyday lives of temporary residents. This paper uses narrative interviews and a cognitive map to investigate the activity spaces of temporary residents in the two German city regions Frankfurt am Main and Leipzig. The qualitative study focuses on activities, interactions and constraints associated with the respective everyday places. In addition, an emotional aspect is considered, that is conceptualised through places of well-being and provides insights into senses of belonging. A typification of temporary residents’ activity spaces reveals that places of well-being in particular should be given more attention in the future, as they significantly influence a feeling of being at home in the city.

Keywords  Temporary living arrangements – Qualitative activity space research – Everyday practices – Well-being, Home


1  Einleitung

Wohnen wird sowohl wissenschaftlich als auch lebensweltlich häufig als etwas Dauerhaftes verstanden. Aufgrund der ursprünglichen begrifflichen Bedeutung wird Wohnen vielfach mit Bleiben assoziiert (Flade 2020: 17–18). Heutzutage ist Wohnen aufgrund von Beschleunigung (Rosa 2005), Individualisierung (Beck 2008), zunehmender Mobilität (Sheller/Urry 2006), Flexibilisierung und Entgrenzung von Arbeit (Eichhorst/Buhlmann 2015) jedoch häufig temporär konzipiert. Temporär Wohnende in Städten sind in diesem Beitrag als zeitlich begrenzt (einige Monate bis mehrere Jahre) oder multilokal Wohnende (mit mehreren Wohnorten) definiert. Diese Gruppe umfasst ein breites Spektrum von Personen, von Studierenden bis hin zu Expatriates und Geschäftsführenden internationaler Firmen. Obwohl diese Personengruppen auf den ersten Blick in vielerlei Hinsicht wenige Gemeinsamkeiten aufweisen, eint sie die zeitlich begrenzte An- und Abwesenheit in den Städten. Diese Situation hat Auswirkungen auf das Wohnen und die Alltagsgestaltung der Menschen.

Wohnen ist mehr als nur die physische Wohnung oder Behausung, wie Beck (2021: 37) herausstellt. Wird Wohnen als sozialräumliche Praxis verstanden, rücken Handlungen, soziale Prozesse und Praktiken in den Fokus (Hilti 2020: 226–227). Wohnpraktiken erstrecken sich über unterschiedliche räumliche Skalen, von der Mikroebene der eigenen Wohnung über die Mesoebene der Nachbarschaft oder des Quartiers bis hin zur Makroebene der Stadt oder Region (Flade 2020: 13–14). Nach diesem Verständnis stellt Wohnen als Wohnstandort (home base) und die damit verknüpfte Umgebung (activity spaces) die grundlegende Bezugsbasis dar, in der emotionale Beziehungen zur Stadt und raumbezogene Identitäten entstehen und sich manifestieren (Weichhart 2019: 53).

Die Aktionsraumforschung ermöglicht es, das alltägliche räumliche Handeln von Menschen zu untersuchen. Aktionsräume umfassen alltäglich genutzte Orte (Horton/Reynolds 1971), die über die Wohnung und den Arbeitsort hinaus auch weitere Orte und Wege des Alltags einbeziehen (Hölzel 2022: 170). Hölzel (2022) betont die aktuelle wissenschaftliche und praktische Relevanz des Konzepts der Aktionsräume und stellt heraus, dass Aktionsräume bisher vor allem in quantitativer Forschung operationalisiert wurden. Speziell qualitative Methoden bieten jedoch das Potenzial, deskriptive Ergebnisse zu vertiefen und Wahrnehmungen und Bedeutungen von Alltagsorten zu beleuchten (Hölzel 2022: 178).

Anknüpfend an dieses bisher wenig genutzte Potenzial behandelt dieser Beitrag mithilfe einer qualitativen Vorgehensweise die von Wang und Li (2016) vorgeschlagenen Analysedimensionen von Aktionsräumen: distance, intensity, diversity, exposure und exclusivity. Besonderer Fokus liegt dabei auf den drei letztgenannten Dimensionen, da die qualitative Forschung hier besonders differenzierte Erkenntnisse ermöglicht. Um die Bedeutungen zu untersuchen, die die spezifischen Alltagsorte für Individuen entfalten, werden diese Analysedimensionen zudem um eine emotionale Komponente ergänzt, konzeptionalisiert in Form von Wohlfühlorten. Der Beitrag widmet sich der bisher wenig untersuchten Gruppe temporär Wohnender in den zwei deutschen Stadtregionen Frankfurt am Main und Leipzig. Es wird argumentiert, dass diese Gruppe über spezifische Aktionsräume verfügt, die eine vertiefende Analyse erfordern, insbesondere im Hinblick auf die emotionale Verbundenheit in der Stadt. Folgende Fragen stehen im Zentrum des Erkenntnisinteresses:
– 
Was kennzeichnet die Aktionsräume temporär Wohnender? Welche Orte suchen sie in ihrem Alltag auf und mit welchen Aktivitäten, Interaktionen und Beschränkungen sind diese verbunden?
– 
Inwieweit werden Alltagsorte positiv emotional aufgeladen (Wohlfühlorte) und welche Auswirkungen hat dies auf die emotionale Verbundenheit und Gefühle von Zuhause in der Stadt?

Ziel ist unter anderem eine Bildung von Aktionsraumtypen von temporär Wohnenden, die dazu beitragen kann, planerische Maßnahmen für diese Gruppe zu entwickeln.

Der Beitrag ist wie folgt aufgebaut: Nach einer Einordnung des Untersuchungsgegenstandes des temporären Wohnens in Deutschland (Kapitel 2) folgt der konzeptionelle Rahmen der Aktionsraumforschung mit der Erweiterung um die emotionale Analysedimension (Kapitel 3). Anschließend wird die Methodik im Kapitel 4 dargelegt, gefolgt von einer Beschreibung der Untersuchungsgruppe der temporär Wohnenden. Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse und schließt mit einer Typisierung der Aktionsräume temporär Wohnender ab. Eine Zusammenfassung und Diskussion der wesentlichen Erkenntnisse sowie ein Ausblick schließt den Beitrag (Kapitel 6).


2  Ausgangslage: Temporäres Wohnen in Städten

Seit Jahren beobachtbare gesamtgesellschaftliche Veränderungen – wie zunehmende Mobilität (Sheller/Urry 2006), die Beschleunigung des Lebens (Rosa 2005), eine zunehmende Individualisierung der Gesellschaft (Beck 2008), die Pluralisierung der Lebensstile (Pohl 2015) sowie die Entgrenzung von Arbeits- und Lebenswelt (Pohl 2015) – führen zu tiefgreifenden Transformationen in der Wohn‑, Lebens-, und Arbeitswelt. Eine zunehmende Pluralisierung von Lebensstilen und die Veränderung von Haushaltsstrukturen haben schon seit den 1980er-Jahren eine Erosion von Normalbiographien zur Folge (Pohl 2015: 83). Diese Entwicklungen führen dazu, dass Wohnbiographien „brüchiger“ werden, Wohnformen häufiger gewechselt werden und Wohnmobilitäten im Lebenslauf zunehmen (Hilti 2020: 225). Biographien und Lebensgestaltungen von Individuen sind dadurch zunehmend von temporären Etappen geprägt. Überdies ist eine Zunahme multilokaler Lebensweisen zu verzeichnen, bei welchen Menschen mehr als einen Wohnort haben, an dem sich ihr alltägliches Leben abspielt (Weichhart 2009: 10; Wood/Hilti/Kramer et al. 2015: 365).

Temporäres Wohnen kann auch auf temporäre Arbeitsarrangements zurückzuführen sein. Atypische Beschäftigungsformen nehmen in Deutschland zu (Gundert 2017: 36; Walwei/Muschik 2023: 9), wodurch von einem „erodierten Normalarbeitsverhältnis“ gesprochen werden kann (Mückenberger 2015: 76). Besonders bei Neueinstellungen sind knapp die Hälfte aller Arbeitsverträge befristet (Schäfer/Köster 2018: 15). Durch die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes gewinnt Zeitarbeit, aber auch Projektarbeit an Bedeutung (Gundert/Haller/Hohendanner 2017: 43). Insbesondere junge Akademikerinnen und Akademiker arbeiten häufig in zeitlich befristeten Projekten (Hering 2019: 3). Durch die Digitalisierung und verstärkt durch die Covid-19-Pandemie gewann mobiles Arbeiten zunehmend an Bedeutung. Dies bietet nicht nur zeitliche Flexibilität, sondern eröffnet auch neue Arbeitsorte (Hofmann/Piele/Piele 2021: 3).

Die beschriebenen Transformationen führen dazu, dass immer mehr Menschen auf Zeit in Städten wohnen, z. B. Studierende, die für die Dauer ihres Studiums in eine andere Stadt ziehen, Solo-Selbstständige oder Digital Nomads, die ortsungebunden arbeiten, Expatriates oder Geschäftsführende internationaler Firmen mit mehreren Wohnorten. Reagiert wird auf diese Entwicklungen angebotsseitig mit speziellen Wohnformen wie Mikroapartments oder Boardinghäusern, die explizit unter dem Begriff „temporäres Wohnen“ vermarktet werden (Gregorius/Niemeyer 2017) und ein wachsendes Segment insbesondere in deutschen Großstädten darstellen (Cushman & Wakefield 2019: 3; Hein 2021: 155). Brollo und Celata (2023: 1816) definieren „temporäre Bevölkerungen“ (temporary populations) in Städten wie folgt: „people moving voluntarily to a city for a more or less short period but with no intention to settle there permanently“. Dabei beziehen sie neben Studierenden (non-resident students) und temporär Wohnenden (temporary stayers) auch Touristinnen und Touristen ein.

In diesem Beitrag wird eine heterogene Gruppe von temporär Wohnenden in Städten betrachtet, die sich dadurch auszeichnet, dass die Menschen für eine begrenzte Zeit von einigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren in der Stadt wohnen oder multilokale Wohnarrangements mit mehreren Wohnorten. Anders als bei Brollo/Celata (2023: 1817) werden Touristinnen und Touristen nicht miteinbezogen, da diese sich durch deutlich kürzere Anwesenheiten (von einigen Tagen bis Wochen) auszeichnen und zumindest melderechtlich nicht in den Städten wohnen, sondern in der Regel Beherbergungsangebote (z. B. Hotels) nutzen.

Bisher wurde die Alltagsgestaltung (potenziell) temporär Wohnender nur spezifisch für einzelne Gruppen untersucht, beispielsweise Multilokale (Weichhart 2009), Studierende (Hannappel/Jakobs 2019) oder Neuzugezogene (Lauckner/Gallant/Akbari et al. 2022). Angelehnt an Brollo/Celata (2023) wird in diesem Beitrag argumentiert, dass es sinnvoll ist, die bisher in der Literatur separat behandelten Gruppen gemeinsam zu betrachten. Durch ihre begrenzten Aufenthalte sowie wechselnden An- und Abwesenheiten in den Städten entwickeln diese Personengruppen spezifische Wohnpraktiken und gestalten ihren Alltag auf eine spezifische Weise. Weiterhin ist die Wahrnehmung, ob das Wohnen in einer Stadt als temporär erlebt wird, subjektiv. Aus diesem Grund wird die Beurteilung der Temporalität des Wohnens den Individuen selbst überlassen, was sich auch in der Methodik widerspiegelt (Kapitel 4).


3  Konzeptioneller Rahmen: Aktionsräume und Bedeutungen

In dem vorliegenden Beitrag wird das alltägliche räumliche Handeln von temporär Wohnenden beleuchtet. Konzeptionell wird auf die Aktionsraumforschung zurückgegriffen, wobei Aktionsräume als die „alltägliche Verräumlichung“ der Alltagswelt verstanden werden (Scheiner 1998: 55). Der Aktionsraum wird durch das alltägliche Handeln konstituiert. Dennoch ist die Ausübung von Handlungen an „räumliche Gelegenheiten“ gebunden, wie z. B. an ein Geschäft, ein Kino oder einen Park (Scheiner 2018: 72). Laut Scheiner (1998: 53) darf die Raumstruktur nicht als externer gesetzter Faktor betrachtet werden, vielmehr ist der Aktionsraum eingebettet in die materiell-räumliche Situation, in der sich das Individuum befindet.

Während die Aktionsraumforschung in der deutschsprachigen Forschungslandschaft seit ihrer Hochphase in den 1970er- bis 1990er-Jahren oft nur noch als Nischenthema behandelt wird, bleibt sie in der internationalen Forschung von kontinuierlicher Bedeutung (Hölzel 2022: 169). Begrifflich kann im englischen Sprachgebrauch zwischen „action spaces“, alle Orte, die potenziell von einem Individuum im Alltag aufgesucht werden können, und „activity spaces“, die nur die Orte umfassen, die tatsächlich aufgesucht werden, unterschieden werden (Horton/Reynolds 1971: 37). Im deutschsprachigen Kontext hat sich für Letzteres der Begriff Aktionsräume (statt Aktivitätsräume) etabliert. Aktionsräume umfassen die drei Komponenten Wohnstandort, außerhäusliche Aktivitätsorte und Routen zwischen den Aktivitätsorten. In der Literatur wird der Arbeits- und Ausbildungsstandort als primärer Aktivitätsort hervorgehoben (Hölzel 2022: 170). Wohn- und Arbeitsplatz können als „räumliche Ankerpunkte“ der subjektiven Lebenswelt gesehen werden (Weichhart 2009: 5).

Im Gegensatz zu den „klassischen Fragen“ der Aktionsraumforschung „Wer macht was, wann, wo, wie oft, wie lange und warum?“ (Schwesig 1995: 206) entwickelten Wang und Li (2016: 150–151) in Zusammenhang mit ihrer Segregationsforschung eine differenzierte Operationalisierung anhand der fünf Merkmalsdimensionen: extensity, intensity, diversity, exclusivity und exposure. Extensity beschreibt die räumliche Ausdehnung, die auch die Mobilität und die Fähigkeit, andere Orte zu erreichen, misst. Intensity erfasst die Häufigkeit und Dauer der Aufenthalte an bestimmten Orten (Wang/Li 2016: 150). Diversity umfasst die Vielfalt und Anzahl von Aktivitäten an den jeweiligen Orten, was Aufschluss über das soziale Leben einer Person geben kann. Exclusivity erfasst die Beschränkungen in der Nutzung von Aktivitätsräumen, etwa durch Zugangsbeschränkungen, aber auch Erreichbarkeiten für die jeweilige Person z. B. durch den Besitz eines Pkw. Die fünfte Dimension Exposure wird von Wang und Li (2016: 150–151) gesondert hervorgehoben und meint die Interaktion mit der sozialen und physischen Umwelt. Hölzel (2022: 176) fügt in einem Wirkungsgefüge der Analysedimensionen in Anlehnung an Scheiner (2006) zudem individuelle Grundbedingungen, wie Lebenslage oder Lebensstil, und strukturelle Vorbedingungen, beispielsweise Siedlungs- und Angebotsstruktur, hinzu.

In der bisherigen deutschen und internationalen empirischen Forschung zu Aktionsräumen wurden die Bedeutungen und Wahrnehmungen von Aktionsräumen nur wenig beachtet. Ausnahmen stellen Studien aus der Gesundheitsforschung dar (Townley/Kloos/Wright 2009; Matthews/Yang 2013; Schwanen/Wang 2014). Townley, Kloos und Wright (2009: 521) ergänzen in ihrer Forschung zu physischen Erkrankungen die Dimension meaning, um Aktionsräume umfassender zu erforschen. Diese Dimension wird als besonders relevant betrachtet, wenn soziale Interaktionen und Netzwerke (community interaction) im Fokus stehen. In Anlehnung an internationale Studien nimmt Hölzel (2022: 176–177) die Analysedimension Bedeutung (meaning) von Orten als sechste Dimension mit in seine Konzeption von Aktionsraumforschung auf. Er kennzeichnet diese Dimension als individuelles Erleben des Aktionsraums, subjektive Zufriedenheiten und Wertungen, die sich durch die alltägliche Aktivität einstellen.

Eine Ausprägung von meaning ist die positive Wahrnehmung im Sinne von Wohlbefinden (well-being) an spezifischen Orten (Conradson 2016: 16). Während quantitative Studien versuchen, das objektive Wohlbefinden anhand von Indikatoren zu messen (z. B. Hasanzadeh/Czepkiewicz/Heinonen et al. 2019), ist das subjektive Wohlbefinden im Rahmen von Affekt und Emotionen individuell zu erheben (Conradson 2016: 16–17). Wohlbefinden wird dabei nicht als Zufriedenheit mit der Lebenssituation, sondern als alltägliches Wohlfühlen in spezifischen Situationen und an bestimmten Orten verstanden (Conradson 2016: 16; Schwanen/Wang 2014: 838). Das Wohlfühlen kann dabei mentaler, körperlicher oder sozialer Art sein (Tuhkanen/Cinderby/de Bruin et al. 2022: 1–2).

Dieser Beitrag greift auf eine an Hölzel (2022: 176) angelehnte Konzeption zurück und stellt insbesondere die für qualitative Forschung besonders bedeutsamen Dimensionen von Aktionsräumen in den Fokus. Diese sind weniger die quantitativ messbaren räumlichen und zeitlichen Dimensionen von Aktionsräumen (extensity und intensity), sondern vielmehr nutzungsbezogene Merkmale der Tätigkeiten (diversity), Beschränkungen (exclusivity) und Interaktionen (exposure). Außerdem wird die Analysedimension Bedeutung (meaning) ergänzt, die in einer positiven Ausprägung in Zusammenhang mit individuellem subjektivem Wohlbefinden als Wohlfühlorte konzeptualisiert wird (vgl. Abbildung 1).
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Abbildung 1 Konzeption einer qualitativen Aktionsraumforschung
Quelle: eigene Darstellung angelehnt an Hölzel (2022: 176), graue Hervorhebungen stehen im Fokus


4  Forschungsdesign und Methode

Um Einblicke in die Alltagsgestaltung temporär Wohnender zu erhalten, wurde eine qualitative Vorgehensweise gewählt. Dafür wurden im Zeitraum 2022 und 2023 in zwei ausgewählten Untersuchungsräumen Interviews mit temporär Wohnenden geführt.

Die Untersuchungsstädte sind die Großstädte Frankfurt am Main (ca. 760.000 Einwohnerinnen/Einwohner (EW)) und Leipzig (ca. 620.000 EW) sowie jeweils zwei ausgewählte Umlandgemeinden: Neu-Isenburg und Hofheim am Taunus sowie Taucha und Schkeuditz. Ausgewählt wurden die Großstädte, da in diesen bedingt durch unterschiedliche Faktoren, unter anderem die Stadtgröße, die demographische und wirtschaftliche Dynamik der Stadt, die hohe Fluktuation auf dem Wohnungsmarkt, das Vorhandensein von Universitäten sowie unterschiedlicher (internationaler) Unternehmen, eine hohe Anzahl temporär Wohnender mit unterschiedlichen Arbeitsbiographien und Lebensentwürfen erwartet wurde. Die Umlandgemeinden wurden einbezogen, um zu verstehen, wie temporäres Wohnen in verschiedenen räumlichen Kontexten gestaltet und erlebt wird. In einer vorangegangenen Studie des Forschungsteams (Wächter 2024), in welcher 10.000 Fragebögen auf der Basis einer Zufallsstichprobe aus Meldedaten versendet wurden (Antwortquote ca. 16 %), konnte herausgefunden werden, dass sich tatsächlich 42 Prozent der befragten Personen in den Untersuchungsstädten und Umlandgemeinden als temporär und/oder multilokal wohnend bezeichnen – eine unerwartet hohe Zahl, welche die Relevanz des Themas verdeutlicht.

Die vorangegangene quantitative Studie diente ebenfalls der Akquirierung von Interviewpersonen für die qualitative Forschung, die als Datengrundlage für diesen Beitrag vorliegt. Der per Post zugestellten Umfrage wurde eine Antwort-Postkarte beigelegt, auf der die Personen dazu aufgefordert wurden, sich bei Interesse für ein tiefer greifendes Gespräch zu melden, sofern sie dem aufgedruckten Statement zustimmten: „Ich lebe auf Zeit hier oder habe einen weiteren Wohnort an einem anderen Ort.“ Die Einschätzung der Temporalität wurde somit den Betroffenen selbst überlassen. Die Interviews fanden überwiegend vor Ort (n = 35), aber auch via Videokonferenz (n = 14) in deutscher oder englischer Sprache statt.

Die qualitativen Interviews waren grundsätzlich narrativ in Form von biographischen Interviews gestaltet (Schütze 1983), wurden aber durch die Hilfe visueller Methoden strukturiert. Für diesen Beitrag ist vor allem die kognitive Karte bedeutend, die im Rahmen des Interviews erstellt wurde. Kognitive Karten sind besonders gut geeignet, um räumliche Wahrnehmungen der sozialen und gebauten Umwelt qualitativ zu untersuchen (Kitchin 1994). In dieser Untersuchung wurde dafür nicht auf Freihandzeichnungen zurückgegriffen, sondern stattdessen eine Methode verwendet, die in der Literatur teilweise als Nadelmethode (Krisch 2002) beschrieben wird. Bei dieser Methode werden Punkte zur Markierung bestimmter Orte, Räume und Wege auf einer zur Verfügung gestellten Karte verwendet. Als Grundlagenkarte wurden die Stadtpläne (Maßstab 1:225.000) von Frankfurt am Main und Leipzig genutzt, welche neben dem ganzen Stadtgebiet auch umliegende Kommunen abbilden.

Im Gespräch sollten mithilfe von Klebepunkten Wohnort, Arbeitsort (sofern sich dieser im Stadtgebiet befindet), Alltagsorte und Wohlfühlorte markiert werden. Der Wohnort bildet in der Aktionsraumforschung den Ankerpunkt der subjektiven Lebenswelt (Weichhart 2009: 5). Dieser wurde unabhängig davon eingezeichnet, ob es sich um einen Erst- oder Zweitwohnort handelt. Da neben dem Wohnort auch der Arbeitsort primärer Aktivitätsort ist (Hölzel 2022: 170) und die Arbeit ein prägender Faktor für ein temporäres Leben sein kann, wurde auch dieser mit einer spezifischen Farbe markiert. Weiterhin sollten Alltagsorte mithilfe eines Klebepunktes markiert werden. Im Gespräch wurde dabei nicht näher thematisiert, wie häufig Alltagsorte aufgesucht werden müssen, um sie als solche zu klassifizieren. Bei Nachfragen wurde lediglich die „regelmäßige Nutzung im Alltag“ betont. Das Ziel war nicht die Vollständigkeit der Alltagsorte, sondern die Nennung der für die Interviewpersonen bedeutenden Orte. Routen zwischen Orten wurden im Gespräch abgefragt, stehen jedoch nicht im Fokus dieses Beitrags. Im letzten Schritt wurden Wohlfühlorte thematisiert. Diese wurden im Gespräch als Orte spezifiziert, an welchen sich die Interviewten besonders wohl fühlen. Dies konnten bereits bestehende oder neue Alltagsorte sein. Im weiteren Verlauf des Interviews wurden gezielte Nachfragen zu den Themen Temporalität und Gefühle von Zuhause thematisiert.

Die auf dem Stadtplan markierten Punkte wurden im Anschluss in Anlehnung an die qualitative Aktionsraumforschung nach Boschmann und Cubbon (2014) in ein Geoinformationssystem (GIS) übertragen, um Auswertungen vornehmen zu können. Bei Interviews per Videokonferenz wurde die Karte während des Interviews partizipativ im GIS ausgefüllt. Die Interviews wurden transkribiert und mithilfe eines Kodierungsprozesses in Anlehnung an das „Theoretische Kodieren“ der Grounded Theory (Glaser/Strauss 2008) mithilfe einer Analysesoftware (MaxQDA) ausgewertet. Die Auszüge aus den Interviews werden unter Pseudonymen wiedergegeben, um die Anonymität der Interviewpersonen zu wahren. Zusätzlich zu den fallübergreifenden Auswertungen wurde mithilfe eines agglomerativen Verfahrens (Mattissek/Pfaffenbach/Reuber 2013: 212) eine qualitative Typisierung von Aktionsraumtypen angefertigt. Die entstandenen Typen zeichnen sich durch eine Kombination bestimmter Merkmale aus. Innerhalb eines Typus besteht eine möglichst hohe Homogenität, während im Vergleich zu anderen Typen eine möglichst hohe Heterogenität angestrebt wurde (Mattissek/Pfaffenbach/Reuber 2013: 212). Ausgehend von besonders unterschiedlichen Einzelfällen wurden ähnliche Typen anhand verschiedener Merkmale zusammengefasst.

Im Anschluss an die in diesem Beitrag behandelte qualitative Erhebung sowie die bereits erwähnte quantitative Umfrage des Forschungsteams wurden die Ergebnisse im Rahmen eines transdisziplinären Workshops mit lokalen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Stadtverwaltung, Wohnungsmarkt, Arbeitsmarkt, Verbänden und Wissenschaft diskutiert und kritisch reflektiert.


5  Ergebnisse
5.1  Beschreibung der Untersuchungsgruppe: Wer sind temporär Wohnende?

Da die hier betrachtete Gruppe der temporär Wohnenden wissenschaftlich bisher noch nicht zusammenfassend konzeptualisiert und betrachtet wurde, wird die Untersuchungsgruppe im Folgenden spezifiziert. Der Einbezug relevanter Charakteristika ist insbesondere für die spätere Typisierung (vgl. Kapitel 5.3) wichtig. Im Fokus stehen dabei auch die auf den Karten eingezeichneten Wohn- und Arbeitsorte.

Die interviewten temporär Wohnenden sind eine heterogene Gruppe, die charakterisiert ist durch unterschiedliche Altersgruppen, Haushaltskonstellationen und Arbeitsbiographien. Die untersuchte Gruppe umfasst 16 Frauen und 33 Männer mit unterschiedlichen Haushaltskonstellationen (15 alleinstehend, 20 mit Partner oder Partnerin bzw. verheiratet, 14 mit Kindern). Die Alterspanne reicht von 18 bis 74 Jahren, wobei die Gruppe der 35- bis 54-Jährigen am stärksten vertreten ist. Dies ist wenig überraschend, da viele der betrachteten temporären Arrangements arbeitsbezogene Gründe haben. Alle befragten Personen über 65 Jahre sind im Ruhestand und nutzen ihr temporäres Arrangement aus Freizeitgründen. Die interviewten Personen in der Altersgruppe zwischen 18 und 24 befinden sich in Ausbildung oder Studium.

Die berufstätigen temporär Wohnenden haben unterschiedliche Berufe und damit verbunden unterschiedliche sozioökonomische Situationen. Die Spannweite reicht von Arbeitssuchenden über Selbstständige im Handwerk, wissenschaftlich Beschäftigte, Beschäftigte in der Informationswirtschaft und in Start-ups bis hin zu Piloten und Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern internationaler Firmen. Grundsätzlich gehören viele befragte Personen der Berufsgruppe wissensbasierter Dienstleistungen an und haben einen mittleren bis hohen sozioökonomischen Status. Fast alle Interviewten arbeiten in den Untersuchungsstädten. Die täglichen Pendelwege sind zwischen 0,3 km und 28 km (Luftlinie) lang. Einige Befragte arbeiten vollständig im Homeoffice, daneben werden in Einzelfällen andere Orte der Arbeit genutzt (z. B. Co-Working-Spaces, Gemeinderäume, Bahn).

Anders als die weitgehende Konzentration spezifischer temporärer Wohnangebote auf zentrale Lagen vermuten lässt (Cushman & Wakefield 2019: 5), verteilen sich die Wohnorte der befragten temporär Wohnenden in den Untersuchungsstädten über das gesamte Stadtgebiet. Die Wohnformen spiegeln den deutschen Wohnungsmarkt wider, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung zur Miete wohnt und über 75 % der Bevölkerung in Städten in Wohnungen lebt.1 Die Interviewten wohnen überwiegend in Mietwohnungen (n=35). Im Vergleich zum deutschen Wohnungsmarkt, in dem 13 % aller Wohnungen möbliert vermietet werden, werden die Wohnungen überdurchschnittlich häufig möbliert oder teilmöbliert angemietet.2 Die Mietwohnungen werden von der überwiegenden Mehrheit der Befragten allein oder mit dem Partner bzw. der Partnerin bewohnt; einige Personen leben in einer Wohngemeinschaft. Neben möblierten Wohnungen nutzen einzelne Befragte spezielle Wohnangebote wie Serviced Apartments und Boardinghäuser (n = 3), die in deutschen Städten derzeit verstärkt angeboten werden (Hein 2021). Weniger als ein Fünftel der Befragten wohnt in einem Eigentum in den Untersuchungsstädten (eigenes Haus: n=6; Eigentumswohnung: n=3).

Annähernd gleich viele der Befragten haben ein monolokales Arrangement (n = 23) mit nur einem Wohnort, wie ein multilokales Arrangement (n = 26) oder mit mehr als einem Wohnort. Der Wohnort in den Untersuchungsstädten ist in den meisten Fällen der Zweit- bzw. Arbeitswohnort. Viele der multilokal lebenden Personen, die in Mietwohnungen wohnen, besitzen an ihrem Erstwohnort Eigentum, häufig ein eigenes Haus, das den Familienwohnort und Lebensmittelpunkt darstellt. Die weiteren Wohnorte der multilokalen Befragten sind zwischen 85 km (Leipzig/Chemnitz) und 439 km (Leipzig/München) vom untersuchten Wohnort entfernt.

5.2  Aktionsräume temporär Wohnender: Alltagsorte- und Wohlfühlorte

Das Ziel der Untersuchung ist, anders als in quantitativen Studien, nicht damit verknüpft, die Aktionsräume in ihrer Gänze zu erheben und zu erklären, sondern vielmehr die mit den Alltagsräumen verbundene Aktivität, Interaktionen und Beschränkungen temporär Wohnender zu verstehen. Außerdem bedeutsam sind die individuellen Bedeutungen, die die Alltagsräume entfalten, und welche Orte positiv aufgeladen als Wohlfühlorte wahrgenommen werden. Die individuellen positiven Bedeutungen stehen in Zusammenhang mit dem grundsätzlichen Wohlbefinden und Gefühl von Zuhause, das in die Typisierung (vgl. Kapitel 5.3) einfließt.

5.2.1  Orte der alltäglichen Versorgung

Alltagsorte, die von ausnahmslos allen temporär Wohnenden auf der Karte markiert und beschrieben wurden, sind Orte der alltäglichen Versorgung, die unter anderem mit der Arbeit des Einkaufens verbunden sind. Bei diesen Orten wird selten von besonderen Aktivitäten oder Interaktionen berichtet. Auffällig in den Interviews sind die Beschränkungen, die die multilokal Lebenden den Orten oder der Nutzung der Orte zuschreiben. Diese betreffen die Öffnungszeiten und Erreichbarkeit. Ersteres betrifft vor allem Multilokale, die aufgrund wechselnder An- und Abwesenheiten an ihren Wohnorten nur über begrenzte zeitliche Ressourcen an den jeweiligen Standorten verfügen.

„Der Supermarkt, wo ich gerne einkaufe […] das liegt auf dem Weg und Gott sei Dank haben die hier bis 22 Uhr offen. Was ein großer Vorteil ist. Wenn man spät kommt, kann man sich noch schnell was besorgen“ (Ralf_45-54_multilokal).

Zweitens wird die Erreichbarkeit, insbesondere in Bezug auf die Verknüpfung von Wegeketten („auf dem Nachhauseweg“, „auf dem Weg zur Arbeit“, „auf dem Weg zwischen Wohnorten“), als vorteilhaft dargestellt. Auch hier steht eine Zeitersparnis im Vordergrund, da gerade das Leben an mehreren Orten als zeitintensiv wahrgenommen wird. Viele Aspekte werden von den Interviewten als „praktisch“ beschrieben. Eine besondere oder sogar emotionale Bedeutung wird diesen Orten nicht zugeschrieben.

5.2.2  Gastronomieorte

Ebenso häufig als Alltagsorte genannt werden Gastronomieeinrichtungen wie Cafés, Restaurants oder Kneipen. Verbunden sind diese in den meisten Fällen mit den Handlungen des Konsums. Für andere sind Cafés auch Arbeitsplätze und Orte der Begegnung. Prägend für viele temporär Wohnende sind neben den Aktivitäten auch die sozialen Interaktionen. In den meisten Fällen werden die Gastronomieeinrichtungen mit anderen Menschen wie Partnerinnen/Partnern, Freundinnen/Freunden oder Kolleginnen/Kollegen aufgesucht. Ein temporär Wohnender berichtet, dass ein Café an seinem Wohnort in der Umlandgemeinde ein Ort sei, „wo man sich praktisch mehr oder weniger jeden Samstag trifft“ (Sascha_35-44_multilokal). Einige wenige Interviewte beschreiben, dass sie diese Alltagsorte generell allein aufsuchen, häufig aufgrund des Fehlens sozialer Kontakte in den Städten. Dennoch werden die häufig gut besuchten Orte (beispielsweise das Barfußgässchen in Leipzig) als Orte der Interaktion wahrgenommen.

Gastronomieeinrichtungen entfalten nicht nur durch soziale Interaktionen Bedeutungen, sondern auch durch Erinnerungen. Diese Erinnerungen können mit dem konkreten Ort verbunden sein, wie im ersten Beispiel, oder der Ort entfaltete eine symbolische Wirkung, wie im zweiten Beispiel deutlich wird.

„Es gibt ein Restaurant oder kleines Bistro, wo ich immer durch Zufall mit meinem Partner war, wenn irgendwas Besonderes war. Bei der Schlüsselübergabe von der Wohnung waren wir dort, dann jetzt als wir das erste Mal eine große Anschaffung mit dem Auto hatten“ (Vivien_25-34_monolokal).

„Was ich am meisten an England vermisse, ist ein guter Pub. Aber es gibt hier einen Pub […]. Da hat man das Gefühl, dass man in England ist“ (Harry_25-34_multilokal).

Die wahrgenommenen Beschränkungen bei diesen Alltagsorten sind für temporär Wohnende, die in prekären sozioökonomischen Verhältnissen leben, finanzieller Art: „Wo soll ich hingehen? Diese ganzen Spaßsachen kosten auch wieder Geld“ (Amir_35-44_monolokal).

5.2.3  Orte des Sports und der Hobbys

Einige befragte Personen bezeichnen Orte, an denen sie verschiedene Sportarten oder Hobbys betreiben, als Alltagsorte. Sport und Hobbys sind häufig über Vereine organisiert (Schwimm‑, Schützen‑, Gesangs- und Schachverein), es kann sich aber auch um wirtschaftlich geführte Einrichtungen wie Fitnessstudios handeln. Die Orte und die mit ihnen verbundene Freizeitgestaltung werden als gute Möglichkeit beschrieben, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten (Interaktionen) und sich ein soziales Netzwerk aufzubauen, wenn die temporär Wohnenden (wieder) in eine neue Stadt kommen. Vereinsstrukturen haben dabei den Vorteil, dass es in vielen Städten ähnliche Angebote gibt.

„Sagen wir es mal so, mein Trick 17 ist, dass ich mir immer Vereine suche […]. Also einen Schachverein gibt es überall“ (Birgit_25-44_multilokal).

Andererseits werden regelmäßige Termine, die mit den Beschäftigungen verbunden sind, als Beschränkungen empfunden, die einige temporär Wohnende davon abhalten, sich diese Alltagsorte anzueignen.

„Ich könnte ja nicht an einem Chor teilnehmen beispielsweise, […] die wären nicht so begeistert, wenn man da nur alle zwei Wochen erscheint. […] Das ist tatsächlich ein bisschen ein Nachteil, wenn man temporär wohnt. Diese Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die sich regelmäßig trifft. Das ist schwierig“ (Ulrike_55-64_multilokal).

Insbesondere die wechselnden An- und Abwesenheiten multilokal Wohnender führen dazu, dass „keine Verlässlichkeit“ geboten werden könne (Mario_45-54_multilokal). Nur bei einigen Ausnahmen waren die individuellen Bedeutungen der Orte so groß, dass diese im Gespräch auch als Wohlfühlorte benannt wurden. Bedingt war dies in diesen Fällen durch Interaktionen und die Begegnung mit anderen Menschen.

5.2.4  Grünflächen und Naherholungsorte

Grünflächen und Naherholungsorte werden vielfach als Alltagsorte genannt: in Frankfurt etwa das Mainufer, der Grüngürtel und der Frankfurter Stadtwald; in Leipzig hingegen das Rosenthal, das Elsterbecken und verschiedene Seen, vor allem der Cospudener See. Beschäftigungen an diesen Orten sind vor allem Spazierengehen, Radfahren und Picknicken. Auffällig im Gespräch mit den temporär Wohnenden ist, dass die Orte in großen Teilen allein aufgesucht werden; in den Interviews dominiert die Beschreibung über das Pronomen „ich“.

„Ich bin auch manchmal im Park, […] wo man gelegentlich den Gedanken freien Lauf lassen kann“ (Julian_18-24_monolokal).

Diese Orte und die Aktivität an den Orten sind nicht durch soziale Interaktionen, sondern durch das Alleinsein geprägt, was viele Interviewte positiv konnotieren und als „me-time“ bezeichnen (Harry_25-34_multilokal). Durch das temporäre Arrangement sind für viele Interviewte Tätigkeiten wichtig, die sie spontan und allein ausüben können. Vorteilhaft wird auch gesehen, dass Spazierengehen ortsunabhängig möglich ist. Andererseits werden die Aktivitäten auch mit Familienmitgliedern oder engen Freundinnen und Freunden geteilt und entwickeln sich zu Routinen, die stark mit anderen Personen verbunden werden.

„Weil da sind sogenannte Streuobstwiesen […]. Wir gehen fast jeden Abend so eine halbe Stunde raus. Kommen mit unseren Gedanken runter, teilen den Tag, unterhalten uns“ (Dieter_55-64_multilokal).

Beschränkungen werden an diesen Alltagsorten nicht wahrgenommen. Insbesondere Grünflächen und Naherholungsorte entfalten sowohl individuelle als auch emotionale Bedeutungen für die temporär Wohnenden und werden vielfach als Wohlfühlorte genannt. Emotionale Bedeutungen entstehen durch individuelles Wohlbefinden an den Orten, durch Interaktionen mit der physischen Umgebung, durch gemeinsame Begebenheiten mit bekannten Personen, aber auch durch Interaktionen mit der sozialen Umgebung, wie die im folgenden Zitat beschriebene belebte Atmosphäre eines Ortes.

„Also Wohlfühlorte sind auf jeden Fall dieser große Park. […] Überall sitzen die Menschen, haben Decken dabei. Einen Grill dabei. Kinder, Hunde, und man merkt einfach, dass das für viele so ein Ort ist. Das steckt an. Man hat da so eine besondere Atmosphäre dadurch. Und ich liebe es dadurch zu laufen und auch einfach nur zu gucken“ (Nadine_35-44_multilokal).

5.2.5  Mobilitätsorte

Mobilitätsorte – Bahnhöfe, Umstiegspunkte und Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs – werden in vielen Interviews als Alltagsorte benannt. Narrativ wird damit eher rational umgegangen. Neben den Aktionen des Ein‑, Aus- oder Umsteigens werden verschiedene Erledigungen in der Wartezeit realisiert. Diese kann durch soziale Interaktionen geprägt sein; Haltestellen werden als Treffpunkte mit Kolleginnen und Kollegen bezeichnet. Andere Interviewpersonen haben ihre eigenen Routinen entwickelt, wie das „Stöbern“ in einem Buchladen (Nina_18-24_multilokal), oder das regelmäßige Frühstücken am Bahnhof (Joachim_35-44_multilokal). Durch die beschriebene Vitalität und symbolische Aufladung entfaltet der Bahnhof auch emotional eine Bedeutung für einige Interviewte und wird explizit als Wohlfühlort markiert.

„Ich weiß nicht, ich finde den einfach schön, der ist so groß und geräumig, wenn man da aussteigt, dann hat man das Gefühl, jetzt bin ich Zuhause“ (Yannik_25-34_multilokal).

5.2.6  Wohnort und Arbeitsort

Wohlfühlorte, die nicht explizit als Alltagsorte genannt werden, sind Arbeitsorte sowie der eigene Wohnort und das Wohnumfeld. Die fehlende Nennung als Alltagsorte ist der Herangehensweise geschuldet, wonach Wohn- und Arbeitsort als einzelne Kategorie abgefragt wurden.

Für einen Großteil der Interviewten sind die eigene Wohnung und/oder das Wohnumfeld Wohlfühlorte, die als „Rückzugsort“ (Linus_25-34_monolokal) oder „mein Space“ (Laura_18-25_monolokal) beschrieben werden. Einige beschreiben dies eher als individuelles Gefühl, andere verbinden das Wohlfühlen mit spezifischen Aktivitäten wie bei einem Interviewten das Lesen (Bjarne_55-64_multilokal). Wieder andere Interviewpersonen verbinden diese Gefühle mit spezifischen physischen Eigenschaften der Wohnung, die zu Interaktionen mit der Umgebung führen, wie einem Balkon (Mario_45-54_multilokal), oder dem Blick auf den Park (Laura_18-24_monolokal). Weitere temporär Wohnende begründen dies mit sozialen Interaktionen wie mit der Nachbarschaft (Andreas_45-54_multilokal). Wichtig ist jedoch zu betonen, dass sich nicht alle Befragten in ihrer Wohnung wohlfühlen. Wahrgenommene Beschränkungen wie die Größe der Wohnung (Amir_35-44_monolokal) oder fehlende soziale Kontakte im Wohnumfeld (Tanja_35-44_multilokal) führen dazu, dass die eigene Wohnung nicht als Wohlfühlort wahrgenommen wird.

Für einige Interviewte ist der Arbeitsort ein Wohlfühlort und emotional aufgeladen. Während viele die Gründe und individuellen Bedeutungen nicht benennen, schreibt eine temporär Wohnende dies der Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen zu und kontrastiert dies mit ihrer Wohnsituation.

„Der Ort […], wo ich mich am wohlsten fühle, ist tatsächlich die Arbeit […]. Das ist einfach schön, weil ich da auch Kollegen treffe, mit denen ich mich unterhalten kann. Das kann ich zum Beispiel in der WG dann nicht, weil ich meistens alleine bin und weil da die neugierigen Nachbarn sind und deswegen ist da die Arbeit noch am ehesten der Wohlfühlort“ (Tanja_35-44_multilokal).

Zusammenfassend zeigt sich, dass temporär Wohnende unterschiedliche Alltagsorte in der Stadt nutzen. Einige werden eher individuell genutzt, wie Orte der alltäglichen Versorgung, andere eher mit anderen Menschen wie Gastronomieorte. Beschränkungen, hauptsächlich durch die temporäre An- und Abwesenheit in der Stadt, sind häufig zeitlicher, aber auch finanzieller Art. Die einzigen Alltagsorte, die gruppenübergreifend ohne Beschränkungen wahrgenommen werden und zusätzlich auch die am häufigsten genannten Wohlfühlorte sind, sind Grünflächen und Orte der Naherholung. Funktionale Orte der alltäglichen Versorgung entfalten in der Untersuchungsgruppe keine Bedeutungen. Alle weiteren genannten Alltagsorte können individuell durch soziale Interaktionen und Begegnungen, Erinnerungen, symbolische Aufladung oder subjektiv positive Bewertungen für das Wohlbefinden als Wohlfühlorte wahrgenommen werden.

5.3  Aktionsraumtypen temporär Wohnender

Für die Typisierung werden neben der im letzten Kapitel vertieften Merkmalsdimensionen Aktivität, Beschränkung, Interaktion und emotionale Bedeutung zusätzlich die von Wang und Li (2016) vorgeschlagen Dimensionen der räumlichen Ausdehnung (extensity) sowie die Anzahl der Alltags- und Wohlfühlorte (Aspekt von diversity) einbezogen.

In der Typisierung werden nicht die Alltagsorte, sondern die Personen, die die Alltagsorte nutzen, typisiert. Inkludiert werden aufgrund dessen sowohl demographische als auch beschäftigungsspezifische Merkmale, die in Kapitel 5.1 betrachtet wurden. Zusätzlich zu der emotionalen Aufladung von konkreten Orten als Wohlfühlorte wurde das grundsätzliche Gefühl von Zuhause in der Stadt aufgenommen. Es wurden 40 Fälle in die Typisierung eingebunden, die eindeutig mithilfe eines agglomerativen Verfahrens vier verschiedenen Typen zugeordnet werden konnten (vgl. Abbildung 2). Die Typen werden nachfolgend jeweils unter Einbezug eines Beispiels beschrieben.
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Abbildung 2 Aktionsraumtypen temporär Wohnender und Gefühle von Zuhause

Typ A (n = 18) hat eine hohe Anzahl an Alltagsorten, die großräumig im Stadtgebiet und teilweise auch im Umland verteilt sind. Die Alltagsorte sind neben funktionalen Orten der Versorgung vor allem Orte der Freizeit und Erholung. Die Orte werden häufig mit anderen Personen aufgesucht und die Aktivität ist durch soziale Interaktionen geprägt. Viele der Alltagsorte entfalten individuelle Bedeutungen und werden als Wohlfühlorte wahrgenommen. Hinzu kommen weitere Wohlfühlorte, die häufig die eigene Wohnung oder das Wohnumfeld miteinschließen. Es besteht ein ausgeprägtes Gefühl von Zuhause in der Stadt. Temporär Wohnende dieses Typs leben mono- und multilokal, haben unterschiedliche Berufe und gehören keiner spezifischen Altersgruppe an. Sie befinden sich jedoch vielfach in einer Partnerschaft, haben aber nur selten Kinder.

Beispiel für Typ A: Stefan arbeitet in Frankfurt in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und ist alleinstehend. In Frankfurt bewohnt er eine Mietwohnung, hat aber zusätzlich Eigentumswohnungen in München und Berlin, die er insbesondere an Wochenenden bewohnt. Über seine zahlreichen Alltagsorte spricht er sehr emotional, selbst die Shopping-Mall am Flughafen, die er zum Einkaufen nutzt, beschreibt er als „ein fantastisches Einkaufsparadies.“ Ein Alltagsort ist ferner der Bahnhof, an dem er auch die DB-Lounge nutze, zu der er durch seine BahnCard 100 Zugang habe: „Kann man nur empfehlen, wirklich top“. Ein Alltagsort, den er ebenfalls markiert, ist das Frankfurter Mainufer. Dort sei es „sensationell schön“; außerdem nennt er die „herrliche“ Innenstadt sowie den „wunderschönen“ Grüngürtel. Wohlfühlorte seien das Museumsufer, die Frankfurter Altstadt sowie eine Radtour von seiner Wohnung aus an der Nidda entlang nach Höchst. Stefan sagt, er fühle sich sowohl in Frankfurt als auch an seinen weiteren Wohnorten zuhause.

Typ B (n = 6) hat ebenfalls eine hohe Anzahl von Alltagsorten, die großräumig im Stadtgebiet verteilt sind. Allerdings benennt dieser Typ nur wenige Wohlfühlorte; dabei ist einer meistens die eigene Wohnung. Der Typ B hat ein wenig ausgeprägtes Gefühl von Zuhause in der Stadt, häufig überwiegt das Gefühl von Zuhause in einer anderen Stadt (Stadt des weiteren Wohnortes, Heimatstadt, Stadt, in der die Familie wohnt). Temporär Wohnende dieses Typs lassen sich keiner spezifischen Altersgruppe zuordnen, leben sowohl mono- als auch multilokal und haben unterschiedliche Berufe oder sind Studierende, mit vornehmlich mittlerem bis höherem Einkommen. Dieser Typ hat teilweise einen Partner, eine Partnerin oder Familie, aber in keinem Fall vor Ort in der jeweiligen Stadt.

Beispiel für Typ B: Christoph ist Pilot und lebt multilokal. In Hamburg wohnt er gemeinsam mit seiner Partnerin, in Leipzig teilt er sich gemeinsam mit einem Kollegen eine Mietwohnung, die er mehrmals im Monat zu Arbeitszwecken nutzt. Christophs Alltagsorte sind ein Supermarkt in unmittelbarer Nähe zu einem Wohnstandort. Mit einigen Punkten markiert er zudem Orte, wo er allein joggen geht. Er markiert die Innenstadt als Alltagsort, wo er mit Kolleginnen und Kollegen Restaurants besucht, und den Hauptbahnhof, da er dort sehr viel Zeit mit Warten verbringt. Außerdem markiert er den Cospudener See, wo er, wenn er frei hat, Stand-up-Paddeln geht. Wohlfühlort ist nur seine eigene Wohnung: „Ich fühle mich auch in meiner Wohnung echt wohl, da habe ich auch einfach meine Ruhe. […] Aber trotzdem versuche ich so wenig Zeit wie möglich dort zu verbringen. Hamburg ist immer Priorität, die absolute Wohlfühlzone ist Hamburg.“ Er selbst sagt, er verbringe „erschreckend wenig“ Zeit in Leipzig. Sein Lebensmittelpunkt ist Hamburg, wo er sich auch Zuhause fühlt.

Typ C (n = 9) hat eine kleine bis mittlere Anzahl von Alltagsorten, die häufig kleinräumig verteilt und sehr zentral in der Stadt gelegen sind, sodass er grundsätzlich einen kleinen Bewegungsradius um die Wohnung hat. Auch wenn die Anzahl der Alltagsorte klein ist, entfalten diese vielfach emotionale Bedeutungen für die temporär Wohnenden und werden als Wohlfühlorte wahrgenommen. Es besteht ein Gefühl von Zuhause in der Stadt oder in einzelnen Fällen ein relativ neutrales Verhältnis zur Stadt. Temporär Wohnende dieses Typs gehören unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen an. Auffallend ist, dass fast ausnahmslos alle in einer Partnerschaft oder mit Familie leben. Viele temporär Wohnende dieses Typs wohnen nicht in der Kernstadt, sondern in den Umlandgemeinden.

Beispiel für Typ C: Maria ist vor drei Jahren aus Spanien für ihre jetzige Arbeitsstelle nach Deutschland gekommen und arbeitet in einem Logistikunternehmen im Leipziger Umland. Alltagsorte sind ihr direktes Wohnumfeld, wo sie einkaufen geht, nach Arbeitsschluss jeden Tag eine halbe Stunde spazieren geht und die Nachbarschaft schätzt. Außerdem nennt sie die Seen, in welchen sie Schwimmen geht oder an welchen sie picknickt und außerdem das Stadtzentrum, wo sie Museen besichtigt und sich mit spanischen Freundinnen und Freunden aufhält, die sie in Leipzig besuchen. Wohlfühlort ist für sie ihre Wohnung und ihre Nachbarschaft. Im Gespräch reflektiert sie selbst, dass es seltsam sei, dass sie mit Zuhause jetzt Leipzig und nicht mehr Spanien meint.

Typ D (n = 7) hat wenige (großräumig verteilte) Alltagsorte, die sich häufig auf funktionale Orte der alltäglichen Versorgung und Mobilität beschränken. Es gibt keine oder sehr wenige Wohlfühlorte und kein Gefühl von Zuhause in der Stadt. Dieser Typ umfasst Multilokale, die häufig höhere Lohnklassen (D2) haben und im Gegensatz dazu Monolokale, die prekäre sozioökonomische Situationen (D1) aufweisen. Die Multilokalen in der Gruppe haben alle eine Familie oder leben in einer Partnerschaft, die allerdings nicht am Ort der Untersuchungsstadt lokalisiert ist.

Beispiel für Typ D1: Amir wohnt in Frankfurt in einer kleinen (30 m2) Wohnung mit seiner Frau und einem Neugeborenen. Er ist zurzeit arbeitssuchend, hat vorher für einen Sicherheitsdienst in Bahnhofsnähe gearbeitet, den er auf der Karte einzeichnet. Alltagsorte sind lediglich die Einkaufsmöglichkeiten im direkten Umfeld seiner Wohnung. In seiner Wohnung fühlt er sich nicht wohl, dafür aber in der Frankfurter Einkaufsstraße Zeil, wo er „klamotten-technisch“ einkaufen geht und zu besonderen Anlässen mit seiner Frau essen geht in „Fischrestaurants oder McDonalds“. Er nimmt unterschiedliche Beschränkungen, meistens finanzieller Art wahr, die ihn davon abhalten, andere Alltagsorte zu nutzen und Aktivitäten auszuführen.

Beispiel für Typ D2: Robert ist im Management tätig, seit fast 20 Jahren aus beruflichen Gründen Wochenpendler. Er wechselte mehrere Male für seinen Arbeitgeber im Infrastrukturbereich seinen Arbeitsstandort, wobei sein Erstwohnort für seine Frau und seine Kinder immer in Rostock blieb. Seit etwa vier Jahren hat er seinen Zweitwohnort in einer Eigentumswohnung in Leipzig. Seine markierten Punkte auf der Karte liegen alle sehr nah aneinander, Arbeit und Wohnort sind nur 300 m entfernt, die Nähe ist für die Wahl der Wohnung entscheidend gewesen. Alltagsorte sind der Bahnhof, der fußläufig entfernte Supermarkt und das Zentrum, wo er im Barfußgässchen manchmal gerne zu Abend isst. Seine geringe Anzahl an Alltagsorten begründet er damit, dass seine Kontakte und Freizeitgestaltungen mit voranschreitender Karriere in den Zweitwohnortstädten abgenommen haben. Dies ist unter anderem aus Zeitgründen geschehen, aber auch durch die Position an seiner Arbeitsstelle: „Je höher man in der Hierarchie steigt, umso seltener hat man Kontakt mit eigenen Kollegen.“ Dies führt dazu, dass das Verbundenheitsgefühl zu diesen Städten auch abnimmt. Er sagt, Leipzig sei zwar schön, aber nicht sein Zuhause.

Ergebnis der Typisierung sind vier unterschiedliche Aktionsraumtypen temporär Wohnender, die sich im Wesentlichen anhand der Anzahl und Art von Alltagsorten und damit verbundenen Aktivitäten charakterisieren. Auf räumlicher Ebene relevant ist auch die klein- oder großräumige Verteilung der Orte im Stadtgebiet, die zu unterschiedlichen Aktivitätsradien der Personen führt. Während die Typen A und B eine große Anzahl an großräumig in der Stadt verteilten Alltagsorten haben, nutzen die Typen C und D weniger und teilweise eher kleinräumig verteilte Alltagsorte. Funktionale Orte der alltäglichen Versorgung oder Mobilität werden von allen Interviewten genutzt, weitere Orte der Freizeit, die häufig großräumig in der Stadt verteilt sind, werden nur von Typ A und B sowie in begrenztem Umfang von Typ C genutzt. In allen Typen sind sowohl multi- als auch monolokal Wohnende vorhanden. Die Typisierung lässt vermuten, dass insbesondere Wohlfühlorte für die Verbundenheit zur Stadt bedeutend sind, da die Anzahl der Wohlfühlorte mit einem Gefühl von Zuhause in der Stadt einhergeht. Während die Typen A und C eine hohe bis mittlere Anzahl an Wohlfühlorten und ein Gefühl von Zuhause in der Stadt haben, haben die Typen B und D wenige bis keine Wohlfühlorte und dementsprechend auch ein wenig ausgeprägtes bis kein Gefühl von Zuhause in der Stadt.


6  Diskussion und Ausblick

Der Fokus des Beitrags liegt auf Menschen, die temporär in Städten wohnen – ein Wohn- und Lebensarrangement, das heute keine Seltenheit mehr ist (Wächter 2024). Ziel des Beitrags war es, die Aktionsräume dieser Menschen zu untersuchen. Dabei berücksichtigt wurden die mit den Alltagsorten verbundene Aktivität, Interaktionen, Beschränkungen sowie das individuelle Wohlbefinden (Wohlfühlorte).

Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass neben Wohn- und Arbeitsort, Orte der alltäglichen Versorgung, Gastronomieorte, Orte des Sports und der Hobbys, Grünflächen und Naherholungsorte sowie Mobilitätsorte als Alltagsorte genutzt werden. Alltagsorte werden allein besucht, mit anderen Personen aufgesucht oder als Ort der flüchtigen Begegnungen beschrieben. Insbesondere Orte der Freizeit spielen für temporär Wohnende eine wichtige Rolle, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Hervorzuheben sind Grünflächen und Parks, die ohne Beschränkungen genutzt und häufig als Wohlfühlorte wahrgenommen werden. Die besondere Bedeutung von Grünräumen für das Wohlbefinden in der Stadt zeigen bereits die Studien zu internationalen Neuzugezogenen von Haase und Schmidt (2019) und Lauckner, Gallant, Akbari et al. (2022). Beschränkungen bei der Nutzung von Alltagsorten ergeben sich durch begrenzte zeitliche Ressourcen, bedingt durch das temporäre Arrangement, aber auch in einigen Fällen begrenzte finanzielle Mittel und Erreichbarkeiten. Für multilokale Arrangements sind Mobilitätsorte, insbesondere Bahnhöfe, als wichtige Alltagsorte hervorzuheben. Andere Studien belegen bereits, dass das Leben an mehreren Orten zur Entstehung mehrerer Aktionsräume oder -felder führt, die miteinander verbundene Knotenpunkte und Zwischenräume bilden (Weichhart 2009: 5; Didero/Pfaffenbach 2014: 4; ARL 2021: 9). „Verkehrliche Transitionsräume“ wie Bahnhöfe fungieren als solche Knotenpunkte, die den Übergang zwischen den Aktionsräumen ermöglichen (ARL 2021: 9). Dieser Beitrag hat gezeigt, dass Mobilitätsorte nicht nur mit Beschäftigungen wie Warten und Ein- sowie Aussteigen verbunden sind, sondern auch individuelle Bedeutungen entwickeln.

Die Typisierung der Aktionsräume von temporär Wohnenden verdeutlicht den Einfluss von Wohlfühlorten auf die emotionale Verbundenheit in der Stadt. Wang und Li (2016: 7) nehmen an, dass eine höhere Anzahl und eine größere Vielfalt von Aktionen (diversity) zu einem ausgeprägteren Sozialleben führt. Bei der Betrachtung der Aktionsraumtypen (vgl. Abbildung 2) wird deutlich, dass die Anzahl an Alltagsorten weniger entscheidend ist, sondern vielmehr dass diese Orte individuelle Bedeutungen entfalten. Eine höhere Anzahl an Wohlfühlorten scheint einen positiven Effekt auf das Gefühl von Zuhause in der Stadt zu haben.

Neben der Untersuchung von Alltagsorten wurde in diesem Beitrag zusätzlich die Gruppe der temporär Wohnenden charakterisiert. Dies ist besonders relevant, da bisherige wissenschaftliche Betrachtungen meist nur einzelne Teilgruppen wie Studierende, Multilokale oder Expatriates einbezogen haben. Es zeigt sich, dass die Gruppe hinsichtlich der Altersklassen, Haushaltskonstellationen und Arbeitsbiographien heterogen ist, aber die Alltagsgestaltung der Menschen Gemeinsamkeiten aufweist. Die Typisierung verdeutlicht, dass Klassifizierungen wie mono/-multilokal oder Einordnungen nach Beschäftigungsverhältnissen in Bezug auf die Aktionsräume und Gefühle von Zuhause nur begrenzt aussagekräftig sind. In jedem der gebildeten Aktionsraumtypen finden sich Personen mit unterschiedlichen Arbeitsbiographien sowie mono- und multilokal Wohnende. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die heterogene Gruppe der temporär Wohnenden zukünftig stärker in den Fokus zu rücken und gemeinsam zu betrachten.

Der im Beitrag skizzierte konzeptionelle Rahmen (vgl. Abbildung 1) eröffnet neue Implikationen für die Forschung, indem er die qualitative Erforschung von Aktionsräumen anregt. Dies ist insbesondere hilfreich, da nicht nur die räumlichen Strukturen, sondern auch subjektive Wahrnehmungen und das individuelle Wohlbefinden an den Alltagsorten beleuchtet werden können. Die Methodik unter Hinzunahme der visuellen Methode einer Karte war geeignet und führte zu einer breiten Datenlage. Eine Einschränkung erfährt die Studie durch die vergleichsweise privilegierte soziale Lage der Befragten, da sozioökonomisch prekäre temporär Wohnende in der Untersuchungsgruppe unterrepräsentiert sind. Weiterhin könnten zukünftige Forschungen die Routen zwischen Alltagsorten sowie deren subjektive Wahrnehmung fokussieren, da die Routen besonders für multilokal Wohnende eine zentrale Rolle im Alltag spielen.

Die Erforschung der Aktionsräume trägt dazu bei, die Wechselwirkungen zwischen Individuen sowie gebauter und sozialer Umwelt besser abschätzen zu können und darauf aufbauend planerische Maßnahmen zu entwickeln (Hölzel 2022: 168). Da temporäre Wohn- und Lebensarrangements in Städten zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist es wichtig, die Aktionsräume dieser Menschen zu kennen, um sie in der Politik und Planung berücksichtigen zu können. Nur so können angepasste Angebote geschaffen und Beschränkungen vermindert werden, die temporär Wohnende in ihrer Alltagsgestaltung erfahren, wie eventuell Öffnungszeiten und Zugänglichkeiten. Der hohe Stellenwert von Grünflächen kann Impulse für die Planung geben, leicht zugängliche und nahräumige Grünflächen zu schaffen. Grünräume können das mentale Wohlbefinden fördern und Alltagsstress reduzieren (Haase/Schmidt 2019: 8). Sie zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität in der Nutzung aus, die den Bedürfnissen temporär Wohnender mit wechselnden An- und Abwesenheiten entgegenkommt. Außerdem dienen sie als Orte der Begegnung (Haase/Schmidt 2019: 8) und ermöglichen es temporär Wohnenden, ein soziales Netzwerk aufzubauen.

Gerade im Hinblick auf die Leitgedanken gesundheitsfördernder Städte (Baumgart/Rüdiger 2022) ist es wichtig, Wohlfühlorte als Orte des mentalen, körperlichen und sozialen Wohlbefindens in der Planung mitzudenken. Insbesondere bei Personen, die nur wenige Wohlfühlorte in der Stadt haben (Typ D), kann ein soziales Wohlfühlen durch Freizeitaktivitäten und soziale Interaktionen angeregt werden. So könnten Begegnungsmöglichkeiten und Informationen zu Freizeitangeboten entlang funktionaler Nahversorgungsorte geschaffen werden, die bisher keine emotionalen Bedeutungen entfalten. Im transdisziplinären Workshop mit lokalen Akteuren aus Stadtverwaltungen, Wohnungsmarkt, Arbeitsmarkt, Verbänden und Wissenschaft wurden Best-Practice-Angebote diskutiert, die zu einem besseren Ankommen und einer Integration in der Stadt führen können. Denkanstöße in den Workshops boten beispielsweise Stadtführungen explizit für Zugezogene, die zu einem besseren Kennenlernen der Stadt und einer Erhöhung des Aktionsraums beitragen können. Eine erprobte Möglichkeit, temporär und multilokal Wohnende einzubinden, die in den Workshops diskutiert wurde, waren sogenannte Welcoming Days in den Städten, in welchen sich Vereine und Angebotsträger vorstellen.

Der im vorliegenden Beitrag vorgenommene explorative Versuch der Typisierung von Aktionsräumen temporär Wohnender kann dazu beitragen, die Alltagsorte zu verstehen und gezielte planerische Maßnahmen für die unterschiedlichen Typen zu entwickeln. Außerdem zeigt die Typisierung, dass insbesondere Wohlfühlorte zukünftig mehr in den Blick genommen werden sollten, da diese das Gefühl von Zuhause in einer Stadt maßgeblich beeinflussen.

Competing Interests  
The author declares no competing interests.
Acknowledgement  
I acknowledge and am grateful for all participants’ contributions to this research. I would like to thank two anonymous reviewers for their helpful comments. I would also like to thank my colleagues, and special thanks go to my supervising professors Carmella Pfaffenbach and Caroline Kramer.
Funding  
This work was supported by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) (Project number: 468542043)


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Fußnoten

1https://ec.europa.eu/eurostat/cache/digpub/housing/bloc-1a.html (18.10.2024).
2https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/startseite/topmeldungen/mieten-moeblierte-wohnungen.html (18.10.2024).