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https://doi.org/10.14512/rur.3078
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Rezension / Book review

Moreno, C. (2024): The 15-Minute City: A Solution to Saving Our Time and Our Planet

Benjamin Büttner Contact Info ORCID

(1) Lehrstuhl für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung, Technische Universität München, Arcisstraße 21, 80333 München, Deutschland

Contact InfoDr. Benjamin Büttner 
E-Mail: benjamin.buettner@tum.de

Eingegangen: 20. Februar 2025  Angenommen: 05. März 2025  Online veröffentlicht: 15. April 2025


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Carlos Morenos’ Konzept der 15-Minuten-Stadt hat die Diskussion über urbane Lebensqualität und nachhaltige Stadtentwicklung weltweit beeinflusst und bereichert. Sein Konzept einer Stadt, in der alle wesentlichen Aktivitäten und Dienstleistungen innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind, zielt darauf ab, den Alltag der Menschen zu verbessern und gleichzeitig ökologische Vorteile zu erzielen. Das Konzept der 15-Minuten-Stadt, wie Carlos Moreno es propagiert, hat in den letzten Jahren nicht nur die wissenschaftliche Diskussion geprägt, sondern auch die Planungspraxis in Städten weltweit inspiriert.

Carlos Moreno, ein kolumbianischer Professor an der Paris Business School of Management der Universität Panthéon-Sorbonne, präsentierte die Idee der 15-Minuten-Stadt erstmals 2016 auf einer Klimakonferenz. Seitdem hat das Konzept, insbesondere durch die Unterstützung von Paris’ Bürgermeisterin Anne Hidalgo, internationale Beachtung gefunden und wurde weltweit in Städten aufgegriffen. Carlos Moreno knüpft dabei an die Tradition von Stadtplanerinnen und Stadtplanern wie Jane Jacobs, welcher er auch das vorliegende Buch gewidmet hat, an, die die Bedeutung lebendiger und gemischter Stadtviertel betonte. Sein Ansatz erweitert diese Perspektive, indem er aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel, soziale Isolation und die Resilienz von Städten in Post-Pandemie-Zeiten adressiert.

Sein 2024 erschienenes Buch „The 15-Minute City: A Solution to Saving Our Time and Our Planet“ ist in mehrere Kapitel gegliedert. Sie führen von einer kritischen Analyse der autozentrierten Stadtplanung des 20. Jahrhunderts, welche auch auf Le Corbusier und die Charta von Athen zurückzuführen sind, hin zu Fallstudien erfolgreicher Implementierungen des 15-Minuten-Stadt-Konzepts. Carlos Moreno identifiziert vier zentrale Prinzipien für sein Konzept der 15-Minuten-Stadt. Anhand von Proximität, also räumlicher Nähe zu essenziellen Tätigkeiten und Dienstleistungen, werden Reisezeiten reduziert. Mithilfe von Diversität werden lebendige Nachbarschaften durch die Mischung von Wohn‑, Arbeits‑, Freizeit- und Kultureinrichtungen geplant. Die urbane Dichte ermöglicht effiziente Flächennutzung und das Stärken von sozialen Interaktionen. Schlussendlich beschreibt die Ubiquität die universelle Erreichbarkeit der 15-Minuten-Stadt für alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig von Einkommen oder Mobilitätrestriktionen.

Anhand von Beispielen aus Städten wie Paris, Mailand, Portland, Cleveland, Buenos Aires, Sousse (Tunesien), Melbourne und Busan (Südkorea) sowie im regionalen Kontext in Schottland und der Pariser Region zeigt Carlos Moreno, wie das Konzept in unterschiedlicher Art umgesetzt werden kann, um Verkehrsbelastung zu reduzieren, Umweltverschmutzung zu verringern und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Dabei betont er, dass die genaue Zeitangabe von 15 Minuten flexibel gehandhabt werden sollte, um den unterschiedlichen urbanen Kontexten gerecht zu werden.

Trotz der inspirierenden Vision wirft das Buch vereinzelt Fragen hinsichtlich der praktischen Umsetzung auf. Ein zentrales Anliegen ist die Messbarkeit und Evaluierung des Einflusses des 15-Minuten-Stadt-Konzepts. Obwohl Carlos Moreno überzeugend theoretische Argumente und Fallstudien präsentiert, fehlen derzeit umfassende empirische Daten, die die langfristigen Auswirkungen dieses Modells quantifizieren. Die Implementierung und der Erfolg des Konzepts variieren je nach lokalen Gegebenheiten, und es besteht ein Bedarf an standardisierten Methoden zur Bewertung seiner Effektivität. Hierfür könnten beispielsweise Erreichbarkeitsinstrumente, welche die Versorgungsqualität für verschiedene Regionen und Personen beurteilen, genutzt werden. Ohne solche Messungen bleibt unklar, in welchem Ausmaß die 15-Minuten-Stadt tatsächlich zu den angestrebten Verbesserungen in Lebensqualität, Umweltverträglichkeit und sozialer Gerechtigkeit beiträgt.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die potenzielle soziale Segregation. Es besteht die Gefahr, dass wohlhabendere Bevölkerungsgruppen in privilegierte Stadtteile ziehen, während einkommensschwächere an den Rand gedrängt werden. Carlos Moreno benennt diese Problematik, aber eine vertiefte Behandlung wäre für die soziale Gerechtigkeit in Städten und Regionen von großer Bedeutung.

„The 15-Minute City“ bietet eine visionäre Perspektive auf die Umgestaltung urbaner Räume und liefert wertvolle Impulse für die Debatte über nachhaltige Stadt- und Verkehrsplanung. Carlos Moreno verbindet theoretische Grundlagen mit praktischen Leitlinien und inspiriert dazu, Städte lebenswerter und ökologisch nachhaltiger zu gestalten. Die Herausforderung besteht nun darin, robuste Evaluationsmechanismen zu entwickeln, um den tatsächlichen Einfluss des 15-Minuten-Stadt-Konzepts in verschiedenen urbanen Umgebungen zu messen und zu kommunizieren. Trotz vereinzelter offener Fragen bleibt das Buch ein sehr bedeutender Beitrag zur aktuellen Fachdiskussion und ist für Stadt- und Verkehrsplanerinnen/-planer, Entscheidungsträger/-innen und interessierte Bürger/-innen gleichermaßen lesenswert.

Vollständige bibliographische Angaben des rezensierten Werkes:  
Moreno, C. (2024): The 15-Minute City: A Solution to Saving Our Time and Our Planet. Hoboken: Wiley. xxii, 276 Seiten.