© by the authors; licensee oekom 2022. This Open Access article is licenced under a Creative Commons Attribution 4.0 International Licence (CC BY).
https://doi.org/10.14512/rur.92
Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning (2022) 80/4: 379–396
rur.oekom.de

Beitrag / Article

Kulturelle Infrastrukturen in deutschen Klein- und Mittelstädten. Eine Typisierung der Standortgemeinschaften von Einrichtungen der kulturellen Daseinsvorsorge

Christoph Mager Contact Info ORCID , Madeleine Wagner Contact Info ORCID

(1) Institut für Geographie und Geoökologie, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Kaiserstraße 12, 76131 Karlsruhe, Deutschland
(2) Institut für Geographie, Universität Heidelberg, Berliner Straße 48, 69120 Heidelberg, Deutschland

Contact InfoDr. Christoph Mager  (Corresponding author)
E-Mail: christoph.mager@kit.edu

Contact InfoMadeleine Wagner 
E-Mail: madeleine.wagner@uni-heidelberg.de

Eingegangen: 8. März 2021  Angenommen: 20. Dezember 2021  Online veröffentlicht: 11. Februar 2022

Zusammenfassung  
Daten zu kulturellen Einrichtungen in Deutschland sind von großer Heterogenität hinsichtlich Verfügbarkeit und analytischer Vergleichbarkeit geprägt. Dies wird in Bemühungen um eine raumplanerisch motivierte Typisierung von Städten deutlich, die sich bislang insbesondere auf Großstädte beschränkt und nur eine geringe Zahl kultureller Indikatoren berücksichtigt. Darüber hinaus mangelt es den anhaltenden Diskussionen um die sozialräumliche Daseinsvorsorge an quantifizierbaren und qualifizierbaren Grundlagen, welche über die Bereitstellung technischer Einrichtungen hinaus jene Angebote in den Mittelpunkt rücken, die das alltägliche soziale Leben ermöglichen, darunter Einrichtungen der Bildung und Kultur. Ziel dieses Beitrags ist es, mithilfe einer Datenbasis, die kulturelle Einrichtungen von neun Sparten umfasst, Standortstrukturen in den wissenschaftlich vernachlässigten Raumtypen der Klein- und Mittelstädte zu analysieren. Unter Verwendung einer Hauptkomponentenanalyse werden Raummuster gemeindespezifischer Standortgemeinschaften identifiziert, die als eine Funktionsdifferenzierung von „Breitenkultur und Hochkultur“, „Lesen und Kunst“ und „Musizieren und Sichbilden“ angesprochen werden können. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Klein- und Mittelstädten für die kulturelle Daseinsvorsorge und stellen systematische Ansatzpunkte für eine regionale Kulturgovernance zur Verfügung.

Schlüsselwörter  Klein- und Mittelstädte – kulturelle Infrastrukturen – Deutschland – Hauptkomponentenanalyse – Daseinsvorsorge


Cultural Infrastructures in Small and Medium-Sized Cities in Germany. A Location Typology of Cultural Services of General Interest
Abstract  
Data on cultural infrastructures in Germany are characterised by great heterogeneity in terms of availability and analytical comparability. This is evident in functional typologisations, which are largely limited to major cities and to a small number of cultural indicators. Furthermore, the ongoing discussions about the provision of services of general interest lack quantifiable and qualifiable substantiation that adequately take into account not only technical facilities but also infrastructures that facilitate everyday social life, including educational and cultural amenities. The aim of this paper is to identify location patterns of cultural infrastructures focusing on small and medium-sized towns, which have been largely neglected analytically. We apply a principal component analysis to comprehensive data on infrastructures of nine cultural sectors in order to identify spatial patterns of agglomeration. The linear dimensionality reduction resulted in three components, “Everyday Culture and High Culture”, “Reading and Art” and “Making Music and Educating Oneself”. The results emphasise the role of small and medium-sized towns in providing differentiated cultural services of general interest and provide systematic links for cultural governance.

Keywords  Small and medium-sized towns – Cultural infrastructures – Germany – Principle component analysis – Public services of general interest


1  Einleitung

Kulturelle Infrastrukturen rückten spätestens mit der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages verstärkt in das Blickfeld von Kulturpolitik und räumlicher Planung. Diese forderte in ihrem Schlussbericht 2007 eine vereinheitlichte nationale und europäische Kulturstatistik, die eine „unverzichtbare Grundlage für kulturpolitische Entscheidungen“ sein solle (Enquete-Kommission 2007: 433). Deutlich wird dieser Umstand im Rahmen der Diskussionen um staatliche Daseinsvorsorge und die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse, die sich in jüngerer Zeit auch auf die räumliche Ausstattung mit kulturellen Infrastrukturen beziehen (Heinrich-Böll-Stiftung 2020: 30-31; Thiele 2020: 107). Die Versorgung mit physisch-materiellen Begegnungsorten, kulturellen Einrichtungen und Bildungsangeboten zählt demnach zum Kernbereich der öffentlichen Daseinsvorsorge (BBSR 2017; Krajewski/Steinführer 2020: 245).

Im Vergleich zu anderen Versorgungsinfrastrukturen sind nur wenige Untersuchungen zu finden, die sich ausführlich oder ausschließlich mit kulturellen Infrastrukturen beschäftigen. Zudem sind die vorliegenden empirischen Studien durch deutliche Schwerpunktsetzungen gekennzeichnet, die erstens inhaltlich auf einzelne Kultursparten (Statistisches Bundesamt 2020), zweitens funktional auf die ökonomische Bedeutung von Infrastrukturen (Mager 2014; Gnad/Ebert/Kunzmann 2016) und drittens standortbezogen entweder auf großstädtische (Volgmann/Münter 2020) oder auf ausgesprochen rurale Kontexte (Götzky 2013; Schneider/Kegler/Koß 2017) fokussieren. Ähnlich wie bei anderen Untersuchungen von Infrastrukturen sind damit nur eingeschränkt vergleichende raumbezogene Aussagen über Disparitäten der Versorgung bezüglich kultureller Dienstleistungen und Angebote möglich, die sich insbesondere auf Klein- und Mittelstädte beziehen (ARL 2019; Wagner/Growe 2021). Dieser Umstand wiegt umso schwerer, als in Deutschland ein Großteil der Bevölkerung in diesem mittleren Segment der Ortsgrößenklassen lebt.1

Wir möchten mit diesem Artikel einen explorativen Beitrag zur aktuellen Debatte um die kulturelle Funktion von Klein- und Mittelstädten als „tragende Säule der polyzentrischen Siedlungsstruktur in Deutschland“ (Eltges in Adam/Blätgen 2019: 2) leisten. Die empirische Analyse zielt damit nicht darauf ab, die überragende zentralörtliche Ausstattung großstädtischer Zentren zu bestätigen oder Einzelstandorte von Kultureinrichtungen in ländlichen Gemeinden nachzuweisen, sondern wir sind an Standortmustern kultureller Infrastrukturen in Klein- und Mittelstädten interessiert. Mithilfe einer Analyse der Standorte gebauter Infrastrukturen verschiedener Kultursparten schätzen wir die Vielfalt der Einrichtungen kultureller Daseinsvorsorge (BBSR 2017: 28–33) in deutschen Klein- und Mittelstädten ab und interpretieren räumliche Muster von Standortgemeinschaften. Mit den Ergebnissen wollen wir zu einer erweiterten Typisierung von Klein- und Mittelstädten beitragen, die im kulturellen Bereich bislang durch eine lückenhafte Daten- und Indikatorenbasis gekennzeichnet ist (Gareis/Milbert 2020: 554).

Wir nutzen dazu einen neu zusammengestellten Datensatz der Standorte von Infrastrukturen neun kultureller Sparten in Deutschland, die durch ihre Arbeit räumlich lokalisierbare Leistungen kultureller Daseinsvorsorge bereitstellen (Barlösius/Spohr 2017). Mithilfe der Kartierung von Standortgemeinschaften und der Reduktion der Analysedimensionen auf Hauptkomponenten werden funktionale Schwerpunkte und Spezialisierungen der kulturellen Ausstattung auf kommunaler Ebene dargestellt. Konkret gehen wir folgenden Fragestellungen nach: Wie sind Klein- und Mittelstädte mit gebauter kultureller Infrastruktur ausgestattet? Welche räumlichen Muster kommunalspezifischer Standortgemeinschaften sind nachzuweisen? Inwiefern lassen sich Aussagen über den Beitrag von Klein- und Mittelstädten zur kulturellen Daseinsvorsorge ableiten?

Im zweiten Kapitel diskutieren wir den Stand der raumbezogenen Kulturstatistik in Deutschland insbesondere in Bezug auf Klein- und Mittelstädte, bevor wir im dritten Kapitel einen Überblick über die Literatur zur sozialräumlichen Bedeutung gebauter kultureller Infrastrukturen für die kulturelle Daseinsvorsorge geben. In Kapitel 4 stellen wir die methodischen Grundlagen der Untersuchung dar, die in Kapitel 5 zur Analyse der Vielfalt der Standortgemeinschaften kultureller Infrastrukturen in Klein- und Mittelstädten genutzt werden. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion der erzielten Ergebnisse und mit der Reflexion möglicher Implikationen für kulturstatistische Fragestellungen, stadttypologische Ansätze und Planung von Daseinsvorsorge (Kapitel 6 und 7).


2  Zur Datenproblematik kultureller Infrastrukturen aus räumlicher Perspektive

Versuche einer kulturstatistischen Bestandsaufnahme – etwa in den frühen Strukturberichten des Verbandes deutscher Städtestatistiker zu Kultur und Bildung (Verband deutscher Städtestatistiker 1987), dem Band zu Bildung und Kultur des Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland (Institut für Länderkunde 2002) oder dem Jahrbuch für Kulturpolitik zu kultureller Infrastruktur (Wagner 2010) – belegen die große Heterogenität und Dezentralität der vorhandenen Datensammlungen, deren Vereinheitlichung durch die Kulturhoheit der einzelnen Bundesländer weiter erschwert wird. Auch die Enquete-Kommission (2007) beklagt den Umstand, dass Datengrundlagen zur kulturellen Infrastruktur in Deutschland in einer Vielzahl einzelner Fachstatistiken und Statistiken der Kulturverbände vorliegen – eine Situation, die sich auch zehn Jahre später nicht grundlegend verändert hat (Blumenreich/Löding 2018). Allerdings versucht das zunächst bis 2022 laufende „Projekt bundeseinheitliche Kulturstatistik“ beim Statistischen Bundesamt, das 2014 von der Kultusministerkonferenz der Länder und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien initiiert wurde, vorhandene Daten zu erfassen, Datenlücken zu benennen und Vorschläge zu einer harmonisierenden Weiterentwicklung zu unterbreiten. Der Schwerpunkt liegt dabei vornehmlich auf der Bundes- und der Länderebene (Liersch/Asef 2018).

Empirische Darstellungen kultureller Infrastrukturen folgen bislang häufig der Logik einzelner Kultursparten (Zimmermann/Geißler 2010). Aufgrund der dezentralen Datensammlung und Datendarstellung in einzelnen Fachstatistiken und bei spezialisierten Kulturverbänden beziehen sich Untersuchungen häufig auf nur eine Art kultureller Einrichtungen oder auf die Zustandsbeschreibung einer spezifischen Kultursparte (Bode/Hanewinkel 2018). So finden sich unter anderem separate Überblicksdarstellungen zum Bestand und zur Situation von Bibliotheken, Museen, Theatern, Musikschulen, soziokulturellen Einrichtungen, Volkshochschulen und Lichtspielhäusern, exemplifiziert in den Spartenberichten des Statistischen Bundesamtes oder den Beiträgen der Webseite „Kulturelle Bildung Online“.2 Diese Einzeldarstellungen erschweren ein Aufdecken von standortbezogenen Raummustern, den übergreifenden Vergleich von Standortgemeinschaften und die Identifizierung von Standortspezialisierungen, die für eine Einschätzung der lokalen kulturellen Daseinsvorsorge notwendig sind. Zwar verfolgen Einzelstudien zur kulturellen Ausstattung von Städten und Gemeinden den Ansatz, Aspekte lokaler kultureller Daseinsvorsorge über die Erfassung langfristiger und temporärer Infrastrukturen und der dort ermöglichten Teilhabe und Mitwirkung der Bevölkerung an Angeboten der kulturellen Bildung als Professionelle, Ehrenamtliche und Nutzende zu dokumentieren (z. B. Schneider/Kegler/Koß 2017), bleiben aber in ihrer Spezifität singuläre Deskriptionen mit Beispielcharakter. Ähnliches gilt für Arbeiten zu regionalen Kooperationen im Kulturbereich, die zwar zum Ziel haben, eine Gesamtdarstellung von Verflechtungen zwischen Akteuren und Einrichtungen auf der Ebene von Landkreisen oder Modellregionen vorzunehmen, dabei aber stärker auf Managementaspekte denn auf räumliche Muster abheben (Föhl/Neisener 2009).

Ein zweites Charakteristikum vorliegender Arbeiten ist die Tendenz, dem Verständnis von Infrastrukturen in den Wirtschafts- und Politikwissenschaften zu folgen, die deren ökonomische und steuernde Funktionen in den Mittelpunkt stellen. Produktion, Nachfrage und Nutzung von Infrastrukturen werden primär nach Kostengesichtspunkten analysiert. Dabei stehen beispielsweise Fragestellungen nach Governance-Wirkungen von Innovationssystemen oder der Finanzierung und Planung von Großprojekten im Mittelpunkt (Barlösius/Spohr 2017; Müller/Lossau/Flitner 2017). In der Wirtschaftsgeographie werden kulturelle Einrichtungen bisweilen als integrale Teile von Kreativwirtschaftsgruppen oder von Kulturdistrikten verstanden, in denen sich spezifische Arbeitsökologien ausbilden. Für die resultierenden Wertschöpfungsketten und -netzwerke können kulturelle Einrichtungen wichtige Experimentier‑, Aufführungs- und Marktorte darstellen (Watson/Hoyler/Mager 2009). Kulturelle Angebote und Infrastrukturen sind darüber hinaus wichtige Faktoren der Regionalentwicklung, da sie als Teile eines attraktiven Lebensumfeldes den Bedürfnissen und Ansprüchen einer städtischen „kreativen Klasse“ entgegenkommen (Florida 2002). Allerdings werden in dieser Perspektive die Potenziale der Bereitstellung aktivierender, sozial-kommunikativer und ermächtigender Funktionen kultureller Infrastrukturen im Rahmen der Daseinsvorsorge für breite Bevölkerungsschichten und in der Fläche unterbewertet (Mager 2014).

In standortbezogener Hinsicht fokussieren vorliegende Arbeiten einerseits großstädtische Kontexte. Sie stellen damit für raumbezogene Untersuchungen von Infrastrukturen keine Ausnahme dar (ARL 2019; Wagner/Growe 2021). In Studien zu höchstrangigen kulturellen Funktionen finden vor allem gebaute Infrastrukturen der Hochkultur und herausragende kulturelle ‚Leuchttürme‘ Berücksichtigung (Nijkamp 1986; Meijers/Burger 2017; Volgmann/Münter 2020). Andererseits sind die Untersuchungen zur kulturellen Infrastruktur in den vergangenen Jahren zunehmend durch eine gebotene Sensibilisierung gegenüber ‚Kultur auf dem Lande‘ geprägt, welche den traditionell urbanen Fokus der empirischen Kulturforschung um Studien zur Bedeutung von Kunst und Kultur für ländliche Entwicklung und Nachhaltigkeit sowie zu kultureller und kreativer Aktivität in ruralen Gegenden, häufig vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, erweitert (Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft 2015; Mahon/McGrath/Ó Laoire 2018). Viele dieser Studien allerdings verstehen Stadt und Land nicht als relationale Konzepte, sondern stellen sie als Gegensätze gegenüber. Damit unterstellt die Kategorisierung in „städtisch“ und „ländlich“ zumindest implizit eine je spezifische Ausprägung infrastruktureller Standortmuster, kultureller Aktivität und kulturpolitischer Steuerungsbedarfe (Götzky 2013: 118). Diese Darstellungen übergehen in ihrer Tendenz Befunde einer Auflösung der kompakten historischen Stadt und der Ausbreitung neuer Formen des Städtischen, welche in Konzepten wie der „verlandschafteten Stadt“ oder der „verstädterten Landschaft“ (Sieverts 1997: 7) zum Ausdruck kommen und die Austauschbeziehungen zwischen Suburbia und Peripherie thematisieren (Waitt/Gibson 2009).


3  Räumliche und soziale Dimensionen der kulturellen Daseinsvorsorge

Untersuchungsgegenstand dieses Beitrags sind kulturelle Infrastrukturen in deutschen Klein- und Mittelstädten. Ausgehend von verschiedenen Standpunkten erläutern wir zunächst unser Verständnis kultureller Infrastrukturen als gebaute, physisch-materielle Räume, in denen gesellschaftliche Strukturierungs- und kulturelle Versorgungsleistungen erbracht werden. Diese Einrichtungen bieten Möglichkeiten der konsumtiven und produktiven Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur im Sinne der kulturellen Daseinsvorsorge und sorgen mit für „die Verwirklichung der Bürgerrechte, der staatsbürgerlichen Anrechte und die Unterstützung der sozialen Teilhabechancen“ (Barlösius 2009: 26).

Im Rahmen des sogenannten Infrastructural Turn in den Sozial- und Politikwissenschaften erfolgte in den vergangenen Jahren eine Neubewertung von Infrastrukturen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen (Star 1999). Im Kern zielt diese Wende auf eine Ergänzung vorherrschender ökonomischer und ingenieurtechnischer Studien zur Umsetzung und Machbarkeit infrastruktureller Projekte um Analysen der sozialen, politischen und ökologischen Bedingungen und Auswirkungen von ortsbezogenen, aber weitreichenden Netzwerken der Um‑, Ver- und Entsorgung im alltagsweltlichen Kontext (Glass/Addie/Nelles 2019). Neben Systemen zur basalen Versorgung mit Strom, Wasser, Verkehrswegen oder digitaler Konnektivität zählen dazu auch soziale Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, der Bildung sowie der politischen und kulturellen Teilhabe. Infrastrukturen werden dabei als Erkenntnisobjekte verstanden, in denen kulturelle, soziale und politische Beziehungen eingeschrieben sind und verhandelt werden. Aus dieser Sicht sind alle Formen von Infrastrukturen physisch-materiell, repräsentational, relational und durch Praktiken hergestellt (Larkin 2013).

Einzelne kulturelle Einrichtungen und symbolträchtige Bauwerke werden als Teil einer gesamtstaatlichen kritischen Infrastruktur identifiziert (Krings 2020). Während in dieser Perspektive nur herausragende Kulturgüter erfasst sind, werden weiter verbreitete kulturelle Infrastrukturen als Teil der wohlfahrtsstaatlichen Daseinsvorsorge verstanden, die als grundlegend und wesentlich für ein angemessenes Leben erachtet werden können (Barlösius 2009; Bode 2013). Aus geographischer und raumplanerischer Sicht dienen diese Infrastrukturen dem Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland herzustellen (vgl. ARL 2006; BBSR 2017). Sie sind „nicht zuletzt Ausweis spezifischer Formen sozialer Verteilungs(un)gerechtigkeit und Macht“ (Müller/Lossau/Flitner 2017: 2) in verschiedenen Kontexten und auf unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen (Graham/Marvin 2001; Furlong 2020).

Als Teil der funktionalräumlichen Ausstattung von Siedlungen wurden kulturelle Infrastrukturen bislang als integraler Bestandteil von Urbanität (Jacobs 1961), als Standort‑, Image- und Beschäftigungsfaktor urbaner Kultur- und Kreativökonomien (Behr/Gnad/Kunzmann 1989) oder als raumbezogener Indikator für Zentralität (Heilbrun 1992) interpretiert, mit der je nach zentralörtlicher Rangstufe unterschiedliche Einzugsbereiche von global bis lokal verbunden sind. Stehen bei aktuelleren Studien vor allem Vergleiche zwischen Global Cities mit ihren Symbolfunktionen, international herausragende kulturelle Projekte in Metropolen (Biennalen, Designation als europäische Kulturhauptstadt) und überregional bedeutende Kultureinrichtungen und -veranstaltungen der Großstädte (Festivals, kulturelle Großeinrichtungen als Stararchitekturen) im Fokus der Forschung (Volgmann 2014; Dreher/Alaily-Mattar/Thierstein 2020), erfahren kulturelle Infrastrukturen auch in Klein- und Mittelstädten zunehmend Aufmerksamkeit (Bell/Jayne 2009). Insbesondere Studien zur Komplexität und Diversität des kulturellen Lebens in kleineren Siedlungen unterlaufen die verbreitete Rhetorik von Vergleichen der kulturellen Ausstattung miteinander konkurrierender Städte und nehmen die ortsspezifischen Synergien von Standortgemeinschaften kultureller Einrichtungen in den Blick (Jayne/Gibson/Waitt et al. 2010).

Aus soziologischer Perspektive identifizieren Barlösius und Spohr (2017: 234–237) fünf sozialräumliche Eigenschaften sozialer Infrastrukturen, die ihre gesellschaftliche Leistung und Einbettung hervorheben: (1) Infrastrukturen erbringen Vorleistungen, die zur Vergesellschaftung beitragen, indem sie Handlungsoptionen anbieten und für soziale und politische Leistungserstellung (wie z. B. im Bereich von Bildung und Kultur) grundlegend sind. (2) Sie sind ein soziales Gebilde und tragen ein gewisses Maß an Sozialität in sich, da sie durch ihre Handlungsaufforderungen ein gegenseitiges Einwirken von Infrastruktur(systemen) und Gesellschaft implizieren. (3) Infrastrukturen bringen ein eigenes Regelwerk hervor, das den (habitualisierten) Gebrauch, den Zugang und die Vorhaltung quantitativ wie qualitativ organisiert. (4) Sie haben räumliche Bezüge, die sich zum einen auf die Lokalisierung und Fixierung von Infrastrukturen beziehen und beispielsweise feste Einrichtungen für kulturelle Produktion und Konsumtion oder für kommunikative Austauschprozesse meinen. Zum anderen können Infrastrukturen auch als mit sozialer Bedeutung versehene Räume verstanden werden, die grenzziehende, raumüberwindende oder überräumliche Qualitäten aufweisen. (5) Sozialität, Regelwerk und Räumlichkeit von Infrastrukturen „leisten eine Vorstrukturierung der sozialräumlichen Ordnung“ (Barlösius/Spohr 2017: 237).

Gebaute kulturelle Infrastrukturen sind in diesem Verständnis sozial strukturierende und ermöglichende Voraussetzungen von Kultur, die räumlich fixiert sind. Der Raumbezug von kulturellen Infrastrukturen manifestiert sich in der materiellen gebauten Umwelt eines Gebäudes oder Gebäudeteils mit fester Adresse und stellt ein zentrales Kriterium für die relative Dauerhaftigkeit der Ausstattung mit Einrichtungen der kulturellen Daseinsvorsorge dar. Die Bedeutung kultureller Einrichtungen, die als soziomaterielle und räumlich fixierte Infrastrukturen physische Bezugs- und Ankerpunkte für kulturelle und kreative Betätigung darstellen, ist in der Literatur breit belegt. Die gebaute Umwelt gilt als eine fundamentale Einflussgröße auf kulturelle Praktiken, die sich in ihrer Einmaligkeit materieller, organisatorischer, technologischer und affektiver Merkmale in anderen Kontexten nie vollständig replizieren lassen (Gibson 2003). Gebäude, Räume, Bühnen, Tische, Sitzgelegenheiten sind physische Bedingungen kultureller Aktivität, infrastrukturelle Vorleistungen und sozialräumliche Vorstrukturierungen für kulturelles Schaffen, Üben, Aufführen, Ausstellen und Zusammenarbeiten. Materielle Faktoren und Qualitäten fördern kreative Dispositionen durch physische und sinnesbezogene Einflüsse (Rantisi/Leslie 2010), die auf kreative Praktiken und mögliche Interaktionen wirken. Physische und kognitive Gestalt von Infrastrukturen stellt damit Ressourcen zur Verfügung, die zwischen kultureller Produktion und Konsumtion vermitteln helfen. Darüber hinaus prägen gebaute kulturelle Infrastrukturen in Städten und Gemeinden unterschiedlicher Größe die Qualitäten des öffentlichen Raums, können Identität stiften und Ortsbezogenheit schaffen, was Vertrautheit und Sicherheit im kulturellen Handeln bietet (Selada/Vilhena da Cunha/Tomaz 2012). In diesem Sinne sind kulturelle Infrastrukturen zu verstehen als „networks of spaces, facilities, institutions, and groups that create affordances for social connection“ (Latham/Layton 2019: 3).


4  Daten und Methodik: Überlegungen zu einer Messbarmachung und Typisierung kultureller Infrastrukturen
Für die Raumanalyse von Standorten kultureller Einrichtungen nutzen wir Angaben, welche verschiedene bundesweit organisierte Kulturverbände von ihren Mitgliedseinrichtungen erfasst haben und für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stellen. Die verbandliche Organisation der Institutionen legt eine gewisse Langfristigkeit der kulturellen Arbeit nahe. Unsere Untersuchung erfasst für das Bezugsjahr 2017 die Standorte von Bibliotheken, Kunstschulen, Kunstvereinen, Lichtspielhäusern, Museen, Musikschulen, soziokulturellen Einrichtungen, Theaterhäusern und Volkshochschulen in Deutschland – Sparten, die mit ihren Angeboten den sozialpolitischen und raumplanerischen Gedanken der kulturellen Daseinsvorsorge entsprechen und Aufgaben kultureller Bildung erfüllen. Aufgrund von Einschränkungen der Bereitstellung bezieht sich die Datenbasis ausschließlich auf Standortdaten und umfasst beispielsweise keine Angaben zur Größe der Einrichtung, zur finanziellen und personellen Ausstattung sowie zu Nutzer- und Besucherzahlen. Zusätzlich wurden Daten des Online-Portals der Indikatoren und Karten zur Raum- und Stadtentwicklung (INKAR) im Rahmen des Zentralen-Orte-Monitorings (ZOM) des Bundesinstituts für Bau‑, Stadt- und Raumforschung (BBSR) herangezogen (vgl. Tabelle 1).
Tabelle 1  Sparten und Quellen erfasster kultureller Infrastrukturen

Kultursparte

Datenquellen

Bibliotheken

Deutscher Bibliotheksverband

Jugendkunstschulen

Bundesverband der Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen

Kinos

Zentrale-Orte-Monitoring (ZOM), INKAR

Kunstvereine

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine

Museen

Deutscher Museumsbund

Musikschulen

Verband deutscher Musikschulen

Soziokulturelle Einrichtungen

Bundesverband Soziokultur, Landesverband Soziokultur Sachsen

Theater

Deutscher Bühnenverein – Bundesverband der Theater und Orchester

Volkshochschulen

Deutscher Volkshochschul-Verband

Der Datenfokus liegt auf öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Sparten von Kulturarbeit, die im Überschneidungsbereich kultureller Produktion und Konsumtion verortet sind, möglichst allen gesellschaftlichen Gruppen offenstehen, nicht Teil des formalen staatlichen Bildungssystems wie etwa allgemeinbildende und weiterführende Schulen sind oder hauptsächlich privatwirtschaftlichen Zwecken dienen. Als wichtige Träger von kultureller Bildung ermöglichen diese Einrichtungen die aktive Rezeption von und die eigene produktive und kreative Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur. Hier können kulturelle Fähigkeiten vergleichsweise verlässlich erlernt, vermittelt und aufgeführt werden. Zugleich ermöglichen diese Infrastrukturen alltägliche Bildungserfahrungen, die als Ressource der Reflexion gesellschaftlicher Entwicklungen dienen. Die materielle Bausubstanz der Infrastrukturen stellt „spürbare Orte“ (Böhme 2001: 53) bereit, die affektive Bezugsräume kultureller Aktivität bieten.

Wir sind uns bewusst, dass damit keine umfassende Darstellung der kommunalen Ausstattung mit Angeboten der kulturellen Daseinsvorsorge oder gar eine Erfassung der kulturellen Vitalität einer Kommune erfolgen kann. Initiativen, welche nicht zentral organisiert sind (z. B. Stadtteilbauernhöfe, selbstverwaltete Kulturzentren), vorwiegend privatwirtschaftlichen Zwecken dienen (wie z. B. Sprachschulen) oder in anderweitigen Bauten wie etwa in Aulen oder Stadthallen Kulturarbeit leisten, bleiben aufgrund mangelnder flächendeckender Daten ausgeblendet. Dennoch eröffnet unsere Betrachtung der spartenübergreifenden kulturellen Versorgungsinfrastruktur erstmals Möglichkeiten einer bundesweit vergleichenden Standortanalyse und -typisierung von Klein- und Mittelstädten.

Wir nutzen die Stadttypisierung des Bundesinstituts für Bau‑, Stadt- und Raumforschung3, die auf Basis von Bevölkerungszahl und zentralörtlicher Funktion folgende Einteilung vornimmt: Größere Mittelstädte haben 50.000 bis 100.000, kleinere 20.000 bis unter 50.000 Einwohner; größere Kleinstädte haben 10.000 bis unter 20.000, kleine 5.000 bis unter 10.000 Einwohner oder mindestens grundzentrale Funktionen. Das polyzentrale Städtesystem Deutschlands wird zu einem großen Teil durch diese Klein- und Mittelstädte geprägt. 57,9 % der Bevölkerung Deutschlands leben in diesen Stadttypen. Im Jahr 2017 waren auf Gemeindeebene betrachtet 41,2 % aller Kommunen in Deutschland Kleinstädte und 7,2 % Mittelstädte.4

Unser Erkenntnisinteresse ist es, mittels eines strukturierten Verfahrens Raummuster zu identifizieren, die durch eine vergleichbare Ausprägung – hier der Ausstattung mit kulturellen Infrastrukturen – geprägt werden (Taylor/Walker 2001; Growe 2016). Dazu haben wir für Standortausprägungen unterschiedlicher kultureller Infrastruktureinrichtungen in Klein- und Mittelstädten in Deutschland eine strukturelle Hauptkomponentenanalyse (Principal Component Analysis (PCA)) durchgeführt. Diese Art der explorativen Faktoranalyse wurde gewählt, um eine Reduktion der vorliegenden Standortinformationen von Einrichtungen der neun kulturellen Sparten auf eine geringere Zahl von Faktoren vorzunehmen und damit räumliche Muster zu erkennen. Im Gegensatz zu Clusteranalysen, die „Raumeinheiten mit einer ähnlichen Ausprägung in Bezug auf eine oder mehrere Variablen zu Gruppen oder Typen zusammenfass[en]“ (Bahrenberg/Giese/Mevenkamp et al. 2008: 213) und deren Interpretation durch die Errechnung der abweichenden Werte von Durchschnitts- oder Medianwerten aller Variablen vorgenommen wird, werden bei der Hauptkomponentenanalyse Gruppen von einer bestimmten Menge an Variablen ausgegeben, die einen gewissen Varianzanteil erklären (Kaiser-Guttman-Kriterium) und unkorreliert zueinander vorliegen. Dieses Verfahren ermöglicht es, Hauptkomponenten zu errechnen, die anzeigen, welche kulturellen Infrastrukturen bestimmte Standorte besonders stark prägen (Hauptkomponentenladungen) (Demšar/Harris/Brundson et al. 2013: 108).

Des Weiteren steht im Fokus, „die auf eine Hauptkomponente (Faktor) hoch ladenden Variablen durch einen Sammelbegriff zusammen[zu]fassen“ (Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2018: 393), um unterschiedliche Ausprägungsschwerpunkte kultureller Infrastrukturen zu benennen. Als Datengrundlage für die Hauptkomponentenanalyse wurden die Standortdaten auf Gemeindeebene verwendet. Analysiert wurden alle deutschen Klein- und Mittelstädte, welche eine gewisse Ausstattungsvielfalt aufweisen. Im Rahmen dieser Untersuchung ist eine Gemeinde durch Ausstattungsvielfalt geprägt, wenn sie Standort von mehr als der Hälfte, das heißt von mindestens fünf der neun erfassten kulturellen Sparten ist (n=362). Die Datenbasis enthielt jedoch die gesamte absolute Anzahl der kulturellen Infrastrukturen für jeden Indikator an einem Standort. Für die kartographische Darstellung der errechneten Daten wurden Klassengrenzen mithilfe der Standardabweichungen gebildet.


5  Ergebnisse
5.1  Die Ausstattung von Klein- und Mittelstädten mit kulturellen Einrichtungen
Die Kataloge zentralörtlicher Funktionen und Ausstattungen legen nahe, dass je größer die Einwohnerzahl und je höher die zentralörtliche Stufe einer Siedlung ist, desto mehr und desto bedeutendere kulturelle Einrichtungen dort ihren Standort haben. Ein erster Blick auf die Verteilung der Standorte kultureller Einrichtungen nach Ortsgrößenklassen weist hierbei auf die bislang weitgehend unterschätzte Rolle der Klein- und Mittelstädte für die kulturelle Daseinsvorsorge hin (Rossmeissl 2019). Tabelle 2 zeigt, dass rein quantitativ mit Ausnahme von Theatern und soziokulturellen Einrichtungen mehr als die Hälfte der Einrichtungsstandorte der jeweiligen Kultursparte in diesen Ortsgrößenklassen liegt. Betrachtet man alle kulturellen Infrastrukturen über die Sparten hinweg zusammen, so haben über 64 % dieser Einrichtungen ihren Standort in Klein- und Mittelstädten.
Tabelle 2  Standorte kultureller Infrastrukturen verschiedener Sparten nach Städtetyp insgesamt, 2017

Kultursparte

Standorte in allen Gemeinden

(n=11.127)

Standorte in Klein- und Mittelstädten

(n=5.419)

Standorte in einer Großstadt

(n=79)

Standorte in einer Mittelstadt

(n=801)

Standorte in einer Kleinstadt

(n=4.618)

Standorte in einer Landgemeinde

(n=5.629)

Bibliothek

8.738

5.546

63,47 %

1.472

16,85 %

2.040

23,35 %

3.506

40,12 %

1.720

19,68 %

Jugendkunstschule

389

201

57,58 %

143

36,76 %

153

39,33 %

71

18,25 %

22

5,66 %

Kino

1.302

735

56,45 %

469

36,02 %

473

36,33 %

262

20,12 %

98

7,53 %

Kunstverein

292

160

54,79 %

122

41,78 %

121

41,44 %

39

13,36 %

10

3,42 %

Museum

6.736

4.389

65,16 %

1.269

18,84 %

1.683

24,99 %

2.706

40,17 %

1.078

16,00 %

Musikschule

929

777

83,64 %

106

11,41 %

431

46,39 %

346

37,24 %

46

4,95 %

Soziokulturelle Einrichtung

619

302

48,79 %

286

46,20 %

202

32,63 %

100

16,16 %

31

5,01 %

Theater

257

81

31,52 %

173

67,32 %

71

27,63 %

10

3,89 %

3

1,17 %

Volkshochschule

862

715

82,95 %

98

11,37 %

386

44,78 %

329

38,17 %

49

5,68 %

Gesamt

20.124

12.906

64,13 %

4.138

20,56 %

5.560

27,63 %

7.369

36,62 %

3.057

15,19 %

Besonders auffällig ist der hohe Anteil von über 80 % aller Musikschulen und Volkshochschulen in Klein- und Mittelstädten. Beide Sparten leisten mit ihren meist niedrigschwelligen Kursangeboten, die in der Regel breite Zielgruppen ansprechen, einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Daseinsvorsorge. Trägerschaft und Finanzierung der Einrichtungen dieser Sparten liegen zu großen Teilen in kommunaler Hand. Musikschulen und Volkshochschulen erbringen Angebote, die aus einem weiteren räumlichen Einzugsgebiet genutzt werden und weisen damit über die lokale kulturelle Daseinsvorsorge hinaus (Bode/Hanewinkel 2018; Hanewinkel 2020).

Bibliotheken und Museen, deren Leistungen aufgrund ihrer großen absoluten Anzahl an Standorten auf Gemeindeebene im gesamten Bundesgebiet verfügbar sind, liegen zu jeweils etwa 65 % in Klein- und in Mittelstädten. Der großstädtische Standortanteil von jeweils knapp 20 % deutet auf eine gewisse Konzentration der Einrichtungen in dieser Ortsgrößenklasse hin. Dies kann darin begründet liegen, dass für diese beiden Kultursparten neben thematisch breitgefächerten und eher niedrigschwelligen Einrichtungen der grundlegenden Versorgung Spezial- und Hochschulbibliotheken bzw. Kunstmuseen miterfasst sind. Zugleich weisen Bibliotheken und Museen mit 20 % bzw. 16 % die mit Abstand höchsten Standortanteile aller untersuchten Sparten in Landgemeinden auf.

Zwei von drei Theaterspielstätten befinden sich in Großstädten, nur 5 % in Gemeinden unter 20.000 Einwohnern. Historisch lässt sich für diese Einrichtungen zudem eine Standortbindung an Städte mit administrativen und politischen Funktionen nachzeichnen, die häufig auf eine Tradition als ehemalige Residenzstadt oder als selbstbewusstes bürgerliches Zentrum zurückblicken. Es ist davon auszugehen, dass sich die Einzugsgebiete von Theatern entsprechend über die Grenzen der jeweiligen Standortgemeinde hinweg erstrecken.

5.2  Klein- und Mittelstädte mit vielfältiger kultureller Spartenausstattung
In Abbildung 1 sind alle 362 Klein- und Mittelstädte in Deutschland abgebildet, die Standort für Einrichtungen von mindestens fünf der neun analysierten Sparten sind. Wir sehen in unserer Studie Vielfalt forschungspragmatisch gegeben, wenn mehr als die Hälfte aller Sparten an einem Standort vertreten ist. Da bei dieser Darstellung die Spartenvielfalt pro Standort im Mittelpunkt steht und somit eine gewisse Unterschiedlichkeit im kulturellen Angebot gegeben sein soll, bleibt die absolute Standorthäufigkeit von Einrichtungen hier unberücksichtigt.
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Abbildung 1  Klein- und Mittelstädte mit vielfältiger kultureller Spartenausstattung, 2017

Anschaulich wird hierbei, dass in vielen Teilen Deutschlands auch Klein- und Mittelstädte räumliche Standortkonzentrationen vielfältiger kultureller Infrastrukturen aufweisen. Es lassen sich erhebliche regionale Unterschiede in Hinblick auf Stadttyp und Ballung des Angebots feststellen, die sich in großen Teilen mit siedlungsstrukturellen und zentralörtlichen Besonderheiten des deutschen polyzentralen Städtenetzes decken. Auffällige Abweichungen ergeben sich in einem breiten Band von Nordrhein-Westfalen nach Osten sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raumtyp, wo sich die kulturellen Infrastrukturen in Mittelstädten konzentrieren. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, welches die höchste relative Zahl an Mittelstädten aller Bundesländer aufweist und zugleich durch Großstädte geprägt ist, findet sich praktisch flächendeckend eine Vielfalt kultureller Infrastrukturen in dieser Stadtgröße. In den eher ländlich geprägten Bundesländern Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hingegen bilden Mittelstädte im weniger dicht besiedelten Raum regionale Konzentrationspunkte kultureller Infrastrukturen, in denen sich eine gewisse Ausstattungsvielfalt findet (z. B. Dessau-Roßlau, Gera, Weimar). Im Norden Deutschlands hingegen, vor allem in den von Landgemeinden geprägten Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, sind vereinzelt auch Kleinstädte als Standort von Einrichtungen von mehr als fünf verschiedenen Kultursparten zu finden (z. B. Mölln, Parchim). Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass aufgrund der geringen Zahl von Mittelstädten auch Kleinstädte Standorte einer größeren Spartenvielfalt kultureller Einrichtungen sind. In Baden-Württemberg ist eine starke Konzentration sehr gut ausgestatteter Klein- und Mittelstädte vor allem im städtischen Raum (z. B. Esslingen am Neckar, Ludwigsburg, Oberndorf am Neckar, Schopfheim, Tübingen) festzustellen, wohingegen in Bayern vor allem einzelne Kleinstädte im ländlichen Raum als kulturelle Konzentrationspunkte mit einer guten Ausstattung an Einrichtungen verschiedener Kultursparten erscheinen (z. B. Cham, Eggenfelden, Vilsbiburg, Sulzbach-Rosenberg). Insbesondere in den ländlichen Gebieten in Schwaben, Niederbayern und der Oberpfalz können diese Konzentrationspunkte mit einer geringen Siedlungsdichte, erschwerten Erreichbarkeiten größerer Städte und der bundeslandspezifischen Ausweisung von Kleinstädten als Oberzentren zusammenhängen.

5.3  Typisierung von Klein- und Mittelstädten mit vielfältiger Kulturausstattung
Bei der Hauptkomponentenanalyse wurden alle Standortdaten der neun kulturellen Infrastrukturen mit dem Bezugsjahr 2017 in jenen Klein- und Mittelstädten in Deutschland verwendet, die Infrastrukturen von fünf oder mehr unterschiedlichen kulturellen Sparten aufweisen (n=362). Die Anzahl der zu betrachtenden Hauptkomponenten wurde nach dem Kaiser-Guttman-Kriterium festgesetzt, welches besagt, dass alle Komponenten mit Eigenwert größer 1 jeweils einen überdurchschnittlichen Anteil der Varianz abbilden und somit jeweils „mehr zur Struktur [beitragen] als eine einzelne Variable“ (Backhaus/Erichson/Plinke et al. 2018: 396). Die Analyse ergab drei Hauptkomponenten, die insgesamt ungefähr 52 % der Varianz der Gesamtverteilung erklären (vgl. Tabelle 3).
Tabelle 3  Hauptkomponenten kultureller Infrastrukturstandorte 2017

Komponente

Anfängliche Eigenwerte

Summen von quadrierten Faktorladungen für Extraktion

Rotierte Summe der quadrierten Ladungen

Gesamt

% der Varianz

Kumulierte %

Gesamt

% der Varianz

Kumulierte %

Gesamt

% der Varianz

Kumulierte %

1

2,223

24,697

 24,697

2,223

24,697

24,697

1,856

20,620

20,620

2

1,227

13,632

 38,329

1,227

13,632

38,329

1,575

17,503

38,122

3

1,190

13,228

 51,556

1,190

13,228

51,556

1,209

13,434

51,556

4

0,988

10,982

 62,538

      

5

0,874

 9,706

 72,245

      

6

0,803

 8,920

 81,165

      

7

0,706

 7,842

 89,007

      

8

0,591

 6,565

 95,572

      

9

0,399

 4,428

100,000

      
In der ersten Hauptkomponente „Breitenkultur und Hochkultur“ sind die kulturellen Infrastrukturen soziokulturelle Einrichtungen, Museen und Theater überdurchschnittlich ausgeprägt (vgl. Abbildung 2). Unterschiede im Raummuster sind hierbei insbesondere zwischen einem breiten Band von Baden-Württemberg bis in die ostdeutschen Bundesländer und dem restlichen Deutschland erkennbar. Reicht die Geschichte soziokultureller Einrichtungen, die angetreten sind, „Kultur für alle“ und „Kultur von allen“ zu ermöglichen, im Westen Deutschlands bis in die 1970er-Jahre zurück, so konnten sich diese Einrichtungen erst nach der deutschen Wiedervereinigung in Ostdeutschland etablieren (Mager/Freytag/Hoyler 2018). Das starke Wachstum in den 1990er-Jahren geht zum einen auf Neugründungen nach der Wiedervereinigung zurück, zum anderen kam es dort zu Umstrukturierungen von vorhandenen breitenkulturellen Infrastruktureinrichtungen der Betriebe, Gewerkschaften und Künstlerverbände der DDR wie beispielsweise Kulturhäuser, Jugend- oder Dorfklubs in neue private, zivilgesellschaftliche oder kommunale Trägerschaften (Groschopp 2001). Im Osten Deutschlands gelten soziokulturelle Einrichtungen vor allem in ländlichen Gebieten als wichtige Träger kultureller Daseinsvorsorge. Ein herausragendes Zentrum in Ostdeutschland ist die Mittelstadt Weimar, welche in unserer Analyse die höchste Ladung aufweist.
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Abbildung 2  Hauptkomponenten kultureller Infrastrukturstandorte in Klein- und Mittelstädten in Deutschland, 2017

Deutschlandweit stellen Museen mit über 4.000 Standorten in Klein- und Mittelstädten weit verbreitete kulturelle Infrastrukturen bereit, wobei 40 % aller Museen in Kleinstädten und 25 % in Mittelstädten angesiedelt sind (vgl. Tabelle 2). Eine differenzierte Betrachtung der Ausstattung mit Museen zeigt, dass sich Kunstmuseen, die als Einrichtungen der Hochkultur gelten können, vornehmlich in Großstädten bzw. Mittelstädten urbaner Räume finden, volks-, regionalgeschichtliche oder heimatkundliche Museen eher in kleineren Mittelstädten oder Kleinstädten, oftmals auch im ländlichen Raum (Institut für Museumsforschung 2019). Zu den Städten mit hohen Faktorwerten in der Hauptkomponente 1, die eine besonders hohe Anzahl an Museen aufweisen, zählen einerseits alte ostdeutsche Mittelstädte mit Handels- und Regierungsfunktionen wie Greifswald, Schwerin, Stralsund und Weimar, andererseits Residenz- und Universitätsstädte wie Konstanz, Ludwigsburg, Marburg und Tübingen.

Verbandlich organisierte Theater stellen kulturelle Angebote bereit, die eher der Hochkultur zuzurechnen sind. Theaterbesuche finden in größeren Zeitabständen statt und stellen für die Mehrheit der Bevölkerung ein besonderes kulturelles Ereignis dar (Bolwin 2013), für das in der Regel ein höherer Eintrittspreis entrichtet wird. Spielstätten der verbandlich organisierten Theater weisen ein größeres Einzugsgebiet als zum Beispiel Bibliotheken oder Museen auf und liegen eher in großen Städten oder im urbanen Raum. Die Attraktivität und die relative Exklusivität des dargebotenen kulturellen Angebots sowie der seltenere Konsum lässt die Besucher größere Distanzen zurücklegen (Delrieu/Gibson 2017). Die Hauptkomponente weist auch hier hohe Faktorwerte insbesondere für ehemalige Residenzstädte der Größenklasse Mittelstadt auf, die persistente Standorte für traditionsreiche Theaterspielstätten darstellen.

Im Zusammenspiel der Theater mit tendenziell größeren Einzugsbereichen und eher episodischer Nutzung mit den beiden kulturellen Infrastrukturen der soziokulturellen Einrichtungen und der Museen (ländlich wie städtisch) wird diese Komponente von Mittelstädten geprägt, welche insbesondere in Ostdeutschland und einzelnen städtischen Bereichen Westdeutschlands liegen.

In der zweiten Hauptkomponente sind die kulturellen Infrastrukturen Bibliotheken und Kunstvereine überdurchschnittlich ausgeprägt, weswegen diese Komponente mit dem Begriff „Lesen und Kunst“ bezeichnet wird. Die knapp 9.000 verbandlich erfassten Bibliotheken sorgen deutschlandweit für eine insgesamt hohe Standortdichte des Einrichtungstyps. Allerdings weisen Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein relativ betrachtet deutlich mehr nicht versorgte Gemeinden auf als etwa Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Thiele (2020: 107) argumentiert, dass Bibliotheken „[i]n Mittel- und Kleinstädten […] oft eine zentrale oder sogar die einzige außerschulische Bildungseinrichtung“ darstellen, wobei nur sehr wenige Gemeinden des Stadttyps noch eine öffentliche Bibliothek unterhielten. Ein fortschreitender Strukturwandel, der durch die Digitalisierung ehemals lediglich analog vorhandener Medien wie Bücher geprägt ist und somit die Bedeutung von Bibliotheken als Archivierungsort für Gedrucktes erweitert, führe gar zu einem „struggle of legitimacy“ (Michnik 2014: 427) der Einrichtungen. Als eine Reaktion auf die Befunde eines Bedeutungs- und Nutzungswandels lässt sich die verstärkte Diskussion um die Rolle von Bibliotheken als ‚Dritte Orte‘ interpretieren, die den Einrichtungen vermehrt die Funktion niedrigschwelliger, alltäglicher Begegnungsorte zuspricht. Ähnliche Neuorientierungen als ‚Dritte Orte‘ auch anderer kultureller Infrastrukturen stellen für die Zukunft wohl insbesondere für kleinere Städte und den ländlichen Raum eine Chance dar.

Die deutschlandweiten Standorte von Kunstvereinen liegen eher in urbanen Räumen (78 %) und vor allem in Westdeutschland (86 %). Kunstvereine werden vornehmlich durch bürgerschaftliches Engagement getragen. Ihre Veranstaltungen wie Vernissagen, Ausstellungen oder (künstlerische) Lesungen gehören eher zu den höherschwelligen Angeboten. Zwar kann die Exklusivität bestimmter Veranstaltungsformate und der dargebotenen Kunst von bekannten und renommierten Künstlern dazu beitragen, dass Besucherinnen und Besucher größere Distanzen zurücklegen und Kunstvereine dadurch ein größeres Einzugsgebiet aufweisen können, in der Regel ist aber von einem ausreichend großen Vor-Ort-Potenzial an Personen mit höherem kulturellem Kapital auszugehen. Dies zeigt sich auch daran, dass insbesondere größere Stadttypen wie Großstädte und Mittelstädte mit jeweils etwa 42 % Standorte für Kunstvereine sind (vgl. Tabelle 2). Weisen in Hauptkomponente 2 Kleinstädte hohe Faktorwerte auf, ist dies insbesondere auf die für diesen Stadttyp eher untypische Ausstattung mit einem Kunstverein zurückzuführen.

Gemeinden, deren kulturelle Ausstattung durch Bibliotheken und Kunstvereine charakterisiert werden, zeigen zur gleichen Zeit negative Faktorwerte im Bereich der Jugendkunstschulen und Musikschulen und werden somit von diesen Infrastrukturen unterdurchschnittlich geprägt. Insbesondere der Gegensatz zwischen Kunstvereinen und Jugendkunstschulen scheint auf den ersten Blick schwer analysierbar. Allerdings wird in Kunstvereinen Kunst eher konsumiert und in Jugendkunstschulen eher produziert (Baumann 2013). Darüber hinaus werden von den beiden Sparten jeweils unterschiedliche Altersgruppen angesprochen, obgleich Kunstvereine in den letzten Jahren zunehmend versuchen, auch jüngere Mitglieder zu akquirieren (Ermert 2013).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die zweite Hauptkomponente insbesondere durch größere Mittelstädte geprägt wird und vor allem im städtischen Raum Westdeutschlands verortet ist. Im ländlichen Raum Ostdeutschlands hingegen sind nur sehr vereinzelt Städte Standort von Kunstvereinen oder Bibliotheken.

In der dritten Hauptkomponente sind die kulturellen Infrastrukturen Musikschule und Volkshochschule überdurchschnittlich vorhanden. Hier wird das Label „Musizieren und Sichbilden“ vergeben. Gemeinden, die durch diese Art der kulturellen Infrastrukturen überdurchschnittlich gekennzeichnet sind, zeigen zur gleichen Zeit negative Faktorwerte im Bereich der soziokulturellen Einrichtungen, der Jugendkunstschulen und der Kunstvereine. Dies bedeutet, dass Einrichtungen dieser Sparten in dieser Hauptkomponente unterdurchschnittlich ausgeprägt vorkommen. Auffällig bei dieser Hauptkomponente ist, dass sich flächendeckend sowohl im urbanen als auch im ländlichen Raum und über fast alle Bundesländer hinweg Städte finden, deren Ausstattung insbesondere von Musikschulen und Volkshochschulen bestimmt ist. Zudem finden sich vor allem im Süden Deutschlands auch vermehrt größere Kleinstädte, die zwar im Vergleich zu einigen großen Mittelstädten weniger hohe Werte erzielen, aber dennoch wichtige Funktionen in diesen Bereichen der kulturellen Infrastrukturen erfüllen. Die Angebote von sowohl Volkshochschulen als auch Musikschulen lassen sich als eher niedrigschwellig bezeichnen. Volkshochschulen stehen offen „für alle Altersgruppen, sozialen Schichten und Milieus, für Menschen mit unterschiedlicher Auffassung und Herkunft“ und wollen „Zugänge [...] schaffen nicht nur für jene, die dafür schon aufgrund ihrer Bildungsbiografie die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen“ (Groppe 2012: 747). Auch Musikschulen sollen „möglichst vielen Kindern und Jugendlichen, aber vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung auch Erwachsenen und Seniorinnen/Senioren Zugang zum eigenen Musizieren ermöglichen“ (Pannes 2013: o.S.) und leisten somit in ihrer meist öffentlich-kommunalen Trägerschaft einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Daseinsvorsorge. Darüber hinaus nimmt die Bedeutung außerschulischer Musikbildung (Dartsch 2019) und in diesem Zuge auch die Kooperation zwischen Schulen und Musikschulen zu (Oberschmidt 2015). Kleinstädte erfüllen hierbei oftmals wichtige Funktionen als Standorte von Schuleinrichtungen insbesondere der weiterführenden Schulen (Hanewinkel 2020), wie beispielsweise in den eher ländlich geprägten Räumen Bayerns. Hinzu kommen die Kooperationen und Netzwerke der Einrichtungen sowie die bundesland- und kommunalspezifischen Förderstrukturen im Bereich der Erwachsenen- und kulturellen Jugendbildung. Daraus lässt sich ableiten, dass das eher flächendeckende Raummuster der dritten Hauptkomponente, bei dem neben den Mittelstädten insbesondere auch größeren Kleinstädten Bedeutung zukommt, durch die eher niedrigschwelligen Angebotsstrukturen der Musik- und Volkshochschulen geprägt sind.

5.4  Lagebeziehungen kulturell vielfältig ausgestatteter Klein- und Mittelstädte zu Großstädten

Ein weiterer Ansatzpunkt der Interpretation von Standorten kultureller Infrastrukturen bietet das Verhältnis der Klein- und Mittelstädte zu Oberzentren. Vor dem Hintergrund des Borrowing-size-Konzeptes nach Alonso (1973) ist zu vermuten, dass insbesondere Klein- und Mittelstädte in der Nähe von Oberzentren gewisse Funktionen selbst bereitstellen können, die eigentlich in Städten höherer Hierarchiestufen zu erwarten wären. Dies wird damit begründet, dass die Klein- und Mittelstädte in unmittelbarer Nähe zu bedeutenden Großstädten durch die Einbindung in Städtenetzwerke Agglomerationsvorteile ‚leihen‘ können, um sich selbst besser zu positionieren (Meijers/Burger 2017). Um diesen Aspekt explorativ zu untersuchen, wurde mithilfe von Korrelationsanalysen nach Pearson der Zusammenhang zwischen den Variablen „Zahl der kulturellen Sparten in einer Gemeinde“ und „Erreichbarkeit des nächsten Oberzentrums“, gemessen in Autominuten (INKAR-Datenbank), errechnet. Es zeigt sich für alle Klein- und Mittelstädte, die nicht selbst ein Oberzentrum sind, ein schwach negativer Korrelationswert von -0,175 auf einem Signifikanzniveau von 0,01 (zweiseitig). Somit lässt sich erkennen, dass die Entfernung zu Oberzentren die kulturelle Ausstattung von Städten tendenziell positiv beeinflussen kann – je besser erreichbar ein Oberzentrum ist, desto mehr Kultursparten befinden sich in Klein- und Mittelstädten.

Ähnliche Anhaltspunkte zeigen sich bei der Analyse der Klein- und Mittelstädte mit kulturellen Einrichtungen in den einzelnen Verflechtungsräumen deutscher Großstadtregionen (Brombach/Jessen 2005; BBSR 2021) (vgl. Tabelle 4). Großstadtregionen setzen sich aus den Zentren der Großstädte mit über 100.000 Einwohnern und einem Einpendlerüberschuss sowie angrenzenden Gemeinden und Gemeindeverbänden in verschiedenen Umlandringen, differenziert nach Größe des Hauptpendlerstroms von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, zusammen (BBSR 2012: 72–75). Diese Abgrenzung ermöglicht innerhalb Deutschlands den interregionalen Vergleich und lässt sich ähnlich wie Metropolregionen sinnvoll zur Analyse des Borrowing-size-Konzeptes heranziehen (Volgmann/Rusche 2020). Dabei stellt sich heraus, dass Klein- und Mittelstädte, die Einrichtungen von mindestens fünf kulturellen Sparten aufweisen, überdurchschnittlich häufig im unmittelbaren Ergänzungsbereich der Zentren vorzufinden sind (32,87 %, gegenüber 7,68 % aller Klein- und Mittelstädte). Auch die differenzierte Analyse für die drei identifizierten Hauptkomponenten legt nahe, dass die unmittelbare Nähe zu den Zentren positive Auswirkungen auf die kulturelle Ausstattung von Klein- und Mittelstädten im Sinne des Borrowing-size-Ansatzes hat. Im engeren und weiteren Verflechtungsraum (mindestens 25 % der Auspendlerinnen und Auspendler pendeln in das Zentrum oder den Ergänzungsbereich) von Großstadtregionen finden sich allerdings im Vergleich zu allen Klein- und Mittelstädten unterdurchschnittlich viele mit großer kultureller Spartenvielfalt. Insbesondere die erste Hauptkomponente „Breitenkultur und Hochkultur“ weist hier geringe Anteile aus. Mehr als die Hälfte dieser Klein- und Mittelstädte (50,68 %) liegt außerhalb der Großstadtregionen. Die auf dieser Komponente hoch ladenden Einrichtungen befinden sich eher entweder direkt im Zentrum (Theater) oder außerhalb der Großstadtregionen (soziokulturelle Einrichtungen und Museen). Insgesamt lässt sich eine gewisse lagespezifische Zentrenaffinität der Ausstattung mit kulturellen Einrichtungen in Klein- und Mittelstädten vermuten, die auf den unmittelbaren Nahraum der Ergänzungsbereiche konzentriert ist. Im Umkehrschluss zeigt sich damit aber auch die Bedeutung der vielfältigen Ausstattung von Gemeinden für die kulturelle Daseinsvorsorge außerhalb der Großstadtregionen. Auf der Grundlage des vorliegenden Datensatzes zu Standorten von Kultureinrichtungen lassen sich freilich keine abschließenden Aussagen über den Einfluss der Nähe zu Großstädten für die kulturelle Ausstattung treffen.
Tabelle 4  Standorte kultureller Infrastrukturen verschiedener Sparten nach Verflechtungsräumen deutscher Großstadtregionen, 2017
 

Hauptkomponente 1

(n=73)

Hauptkomponente 2

(n=96)

Hauptkomponente 3

(n=127)

Klein- und Mittelstädte mit mindestens fünf kulturellen Funktionen (n=362)

Alle Klein- und Mittelstädte in Deutschland

(n=5.419)

Zentrum

0

0 %

0

0 %

0

0 %

0

0 %

0

0 %

Ergänzungs-bereich zum Zentrum

17

23,29 %

28

29,17 %

35

27,56 %

119

32,87 %

416

7,68 %

Engerer Verflechtungraum

7

9,59 %

12

12,50 %

21

16,54 %

52

14,36 %

1179

21,76 %

Weiterer Verflechtungraum

12

16,44 %

18

18,75 %

22

17,32 %

64

17,68 %

1428

26,35 %

Außerhalb der Großstadtregionen

37

50,68 %

38

39,58 %

49

38,58 %

127

35,08 %

2396

44,21 %


6  Diskussion

Unserer Analyse von Standortstrukturen und räumlichen Mustern von Standortgemeinschaften in Deutschland liegt ein bislang einzigartiger Datensatz zugrunde. Er umfasst die Standorte der gebauten Einrichtungen von neun verschiedenen Kultursparten, die der kulturellen Bildung und damit einem zentralen Bereich der kulturellen Daseinsvorsorge zuzurechnen sind. Diese Datenbasis trägt dazu bei, die häufig bemängelte Lückenhaftigkeit, Heterogenität und Dezentralität vorhandener Datenbestände zur kulturellen Ausstattung zu überwinden und zu einer Vereinheitlichung und Zusammenführung zu gelangen, die Ansätze für eine systematische und vergleichende Aufarbeitung bieten (vgl. ARL 2019; Gareis/Milbert 2020). Die vorliegende Studie ist als ein explorativer Typisierungsversuch der gemeindespezifischen Ausstattung mit gebauter kultureller Infrastruktur zu verstehen. Sie leistet einen Beitrag zur umfassenderen Darstellung der kulturellen Infrastruktur in räumlicher Differenzierung. Trotz Vielfalt und Breite der einbezogenen Kultursparten ergibt die Untersuchung allerdings kein vollständiges Bild der Situation kultureller Einrichtungen oder der Angebote kultureller Bildung. Aus Gründen der Datenverfügbarkeit konnten keine Angaben beispielsweise zu Größen oder der finanziellen und personellen Situation der jeweiligen Einrichtungen berücksichtigt werden. Erfasst sind außerdem nur Kulturinstitutionen, die 2017 auf Bundesebene in Kulturverbänden formal organisiert waren. Einrichtungen und Initiativen, die nicht in dieser Form zentral erfasst waren oder sein wollten, werden systematisch ausgeblendet. Uns ist bewusst, dass die Logik einer Einteilung in Kultursparten die tatsächlich geleistete Arbeit in den kulturellen Einrichtungen nur näherungsweise abbildet. Auch der Bezug zur tatsächlichen kulturellen Daseinsvorsorge der Bevölkerung kann allenfalls indirekt über die nach Einwohnerzahlen differenzierten Stadttypen hergestellt werden. Keine abschließenden Aussagen sind im Hinblick auf siedlungsstrukturelle Nachbarschaftseffekte möglich, die beispielsweise durch Auswirkungen von borrowing size oder agglomeration shadow verursacht werden könnten.

Ein zentrales Ziel der Studie ist die Identifizierung räumlicher Muster kommunalspezifischer Standortgemeinschaften von kulturellen Einrichtungen. Damit erweitert die Analyse vorliegende statistische und kartographische Darstellungen von Standortstrukturen einzelner kultureller Infrastrukturen (z. B. Institut für Länderkunde 2002; Heinrich-Böll-Stiftung 2020) um die Identifizierung charakteristischer Ausprägungen von Standortgemeinschaften verschiedener kultureller Einrichtungen. Die durchgeführte Hauptkomponentenanalyse konnte hoch ladende Variablen auf drei Komponenten identifizieren, welche die Aggregationen der neun ausgewählten Kultursparten räumlich darstellbar und interpretierbar machen. Da die meisten Studien bisher vor allem Großstädte fokussieren, adressiert unsere Studie über alle Raumtypen hinweg Klein- und Mittelstädte, die in der Forschung bisher nur ungenügend beachtet wurden. Diese Stadttypen übernehmen im polyzentralen Siedlungssystem Deutschlands eine wichtige Funktion als Wohnstandort und können als Knotenpunkte ökonomischer, politischer und kultureller Funktionen angesehen werden (Münter/Osterhage 2018; Porsche/Steinführer/Sondermann 2019). Ausgehend von Bedarfen, die Heterogenität von Klein- und Mittelstädten „weiter zu differenzieren und daraus ihre spezifischen Funktionspotenziale abzuleiten“ (Gareis/Milbert 2020: 540), tragen unsere Ergebnisse zu einer kulturellen Typisierung von Klein- und Mittelstädten bei.

Die durchgeführte Hauptkomponentenanalyse von Standorten kultureller Einrichtungen erweist sich als ein geeignetes Instrument zur Typisierung und Differenzierung kultureller Daseinsvorsorge in Klein- und Mittelstädten, indem Gemeinsamkeiten der am stärksten ladenden Indikatoren identifiziert werden können. Unsere Analyse zeigt, dass Klein- und Mittelstädte durch ein unterschiedliches Muster von funktionaler Ausstattung gekennzeichnet sind und „auch objektiv gesehen sehr unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen haben“ (Gareis/Milbert 2020: 554). Das Spektrum reicht von Kleinstädten ganz ohne Ausstattung mit einer der analysierten kulturellen Einrichtungsformen bis hin zu Mittelstädten, die Standort von Einrichtungen sämtlicher analysierter Sparten sind. Diese Ergebnisse decken sich mit grundsätzlichen Befunden vorliegender Studien zur Ausstattung von Klein- und Mittelstädten mit zentralörtlichen Funktionen im europäischen Kontext (Hamdouch/Demazière/Banovac 2017; Meili/Mayer 2017). Die Charakterisierung von Klein- und Mittelstädten als Standortaggregationen der „Breitenkultur und Hochkultur“, von „Lesen und Kunst“ und von „Musizieren und Sichbilden“ ermöglicht eine räumlich differenzierte Betrachtungsweise ortsspezifischer Kulturfunktionen. Die Auswertungen legen nahe, dass die föderale Struktur von Kulturgovernance erhebliche Auswirkungen auf kulturelle Infrastruktur hat.

Gleichzeitig deutet diese Reduktion auf die Grenzen der Typisierung hin. Denn erklärt werden können diese Strukturen nicht durch Gesetzmäßigkeiten und monokausale Argumentationsmuster. Spezifizierende Aussagen über quantitative wie qualitative Versorgung und Nutzung der kulturellen Einrichtungen sind mit den Daten nicht möglich. Zu vielfältig sind kulturelle Infrastrukturen hinsichtlich programmatischer Ausrichtung, Graden der Zugänglichkeit, Zielgruppenorientierungen, Finanzierung, personeller Ausstattung und Standorteigenschaften. Zu komplex sind historische Pfadabhängigkeiten, der Einfluss der Kulturhoheit der Länder, die siedlungsstrukturelle Lage, Verflechtungsbeziehungen, das kommunale Organisations- und Finanzierungsgebaren, Einzugsgebiete, Nutzungszahlen und das Engagement Einzelner. Hinzu kommt, dass mit Standortdaten zur Ausstattung von Städten und Gemeinden nur eines Zeitpunktes keine Möglichkeit besteht, dynamische Entwicklungen beispielsweise durch den Ausbau oder die Schließung kultureller Einrichtungen nachzuvollziehen. Dennoch eröffnet die Analyse der kulturellen Versorgungsinfrastruktur zum ersten Mal eine vergleichende Standortanalyse und -typisierung von Klein- und Mittelstädten in Deutschland.

Die erzielten Ergebnisse lassen sich auch vor dem Hintergrund der Erweiterung des Infrastrukturverständnisses im Zuge des Infrastructural Turn um die Bedeutung kultureller Einrichtungen als Voraussetzung, Zeiger und Resultat kultureller, sozialer und politischer Beziehungen interpretieren. Auch wenn die Analyse keine direkten Aussagen über die in den Einrichtungen geleistete kulturelle Arbeit zulässt, zeigt sie doch, wo und wo nicht Orte der Kultur präsent sind und als materielle Ankerpunkte Bedeutung für Identität und Ortsbezogenheit entfalten können. Die unterschiedlichen Ausprägungen der Standortaggregationen kultureller Infrastrukturen deuten auf längerfristige Beziehungsgeflechte hin, die über das Angebot kultureller Daseinsvorsorge hinausweisen und Potenziale individueller Entwicklungsmöglichkeiten, zivilgesellschaftlicher Netzwerke und ökonomischer Wertschöpfung identifizieren (Amin 2014). Die räumliche Verortung dieser thematisch differenzierten Standortgemeinschaften in Klein- und Mittelstädten trägt zum Verständnis räumlicher Unterschiede und der Potenziale regionaler Vernetzung bei.


7  Fazit: Schritte zu einer geographischen Typisierung von Einrichtungen der kulturellen Daseinsvorsorge

Die Analyse von Standortdaten gebauter kultureller Infrastrukturen verdeutlicht die bislang weitgehend unterschätzte Rolle von Klein- und Mittelstädten in Deutschland für die kulturelle Daseinsvorsorge. Unter anderem hier zeigen sich die Mehrwerte einer einheitlichen Kulturstatistik, die Daten zur kulturellen Ausstattung verfügbar hält und vergleichbar macht. Bemühungen zum Aufbau einer bundeseinheitlichen Kulturstatistik weisen in diese Richtung, verbleiben aber nach wie vor in der Logik von zum Teil lückenhaften Spartenberichten und der bundes- bzw. bundeslandspezifischen Datenaggregation verhaftet (Statistisches Bundesamt 2020). Um dem Ziel der Enquete-Kommission näherzukommen, eine Grundlage für kulturpolitische Entscheidungen bereitstellen zu können, bedarf es einer stärkeren räumlichen und zeitlichen Harmonisierung des Datenangebots, das sich zumindest auf Land- und Stadtkreise, für Aussagen und Analysen bezüglich der kulturellen Daseinsvorsorge idealerweise auch auf die Maßstabsebenen von Gemeinde oder Stadtteil bezieht.

Die vorliegende Hauptkomponentenanalyse der Standortdaten von Infrastrukturen neun kultureller Sparten deutet auf die Möglichkeiten entsprechender Analysen auf Gemeindeebene hin. Wir haben drei unterschiedliche Raummuster kommunalspezifischer Standortgemeinschaften identifiziert, die von jeweils verschiedenen Spartenkombinationen geprägt sind. Vor dem Hintergrund der fachlichen, öffentlichen und politischen Diskurse um angemessene Qualitäten, Quantitäten und Erreichbarkeiten von Infrastrukturen (Mause 2018: 416–417) können die Ergebnisse unserer Studie einen empirischen Ausgangspunkt für kulturpolitische Diskussionen um Daseinsvorsorge bieten. Um allerdings konkrete Aussagen zur Bedeutung der jeweiligen Standorte im Kontext der kulturellen Daseinsvorsorge treffen zu können, müssen Fragen hinsichtlich der Nutzungen, Einzugsgebiete und Kooperationen der Infrastrukturen geklärt werden. Hier können regionale Studien einen Beitrag leisten, Netzwerkstrukturen zwischen kulturellen Einrichtungen zu identifizieren und Möglichkeiten interkommunaler Kulturgovernance beispielsweise im Rahmen der Arbeit von Regionalmanagern (TRAFO/MWK Baden-Württemberg 2021) aufzuzeigen und einzuordnen.

Bislang weitgehend offen sind Fragen nach der stadtregionalen Bedeutung kultureller Infrastrukturen. Hier könnten künftige Forschungsarbeiten ansetzen, um zu klären, ob sich Bewohnerinnen und Bewohner von Klein- und Mittelstädten die kulturellen Funktionen benachbarter Großstädte im Sinne der Konzepte von agglomeration shadow und borrowing size eher ‚leihen‘ oder ob Klein- und Mittelstädte im großstädtischen Umfeld von Agglomerationswirkungen profitieren und eine umfangreichere kulturelle Ausstattung als in der Peripherie aufweisen. Die explorative Datenanalyse für Großstadtregionen deutet auf Letzteres hin, wenngleich eher für den unmittelbaren Ergänzungsbereich der großstädtischen Zentren als für deren Verflechtungsraum. Auf die Potenziale von umfassenderen regionalen Erreichbarkeitsanalysen konnten wir nur mit ersten explorativen Ergebnissen hinweisen. In weiteren Untersuchungen können zudem erste Aussagen über die kulturelle Daseinsvorsorge vor Ort getätigt werden, indem unterversorgte Gemeinden identifiziert und in einem nächsten Schritt politische Handlungsempfehlungen zur örtlichen Förderung kultureller Einrichtungsstandorte ausgesprochen werden.

Kulturelle Einrichtungen „bilden das Fundament unserer reichhaltigen Kulturlandschaft und ihr Erhalt stellt gleichzeitig eine der zentralen Herausforderungen für kulturpolitisches Handeln dar“ (Wagner 2010: Klappentext). Da diese Infrastrukturen quasi als selbstverständliche und in der Regel nicht besonders wahrnehmbare Grundstrukturen gesellschaftlichen Lebens gelten, erfahren sie vor allem dann besondere Aufmerksamkeit, wenn ihr Funktionieren beeinträchtigt ist oder sie komplett ausfallen (Star 1999). Wie für andere Bereiche des sozialen Lebens wird diese gesteigerte Aufmerksamkeit für kulturelle Infrastrukturen insbesondere durch die Lockdown-Maßnahmen während der Corona-Pandemie der Jahre 2020 und 2021 deutlich. Während kulturelle Infrastrukturen für raumentwicklungspolitische Fragestellungen in Zusammenhang mit der Pandemie eine gewisse Rolle zu spielen scheinen (ARL 2021), wird ihre soziale Bedeutung für das Funktionieren von Gesellschaft (Tuitjer/Müller 2021) und die Daseinsvorsorge auch und insbesondere in Krisenzeiten deutlich hervorgehoben (Baum 2020; Lübker/Zucco 2020; Scheytt 2020). Auch wenn nach Möglichkeiten gesucht wurde, Kulturangebote digital und plattformbasiert zugänglich zu machen, deuten aktuelle Diskussionen darauf hin, dass die spezifischen Funktionen physischer Infrastrukturen gebauter Kulturräume für viele nicht zu ersetzende Ankerpunkte des Zusammentreffens, des Austauschs und des Erlebens von Kultur sind (Dümcke 2021). Inwiefern sich die Folgen der Pandemie auf die Dynamik der in dieser Untersuchung aufgezeigten Standortmuster und Standortgemeinschaften kultureller Einrichtungen auswirken, kann als ein zentrales zukünftiges Untersuchungsfeld genannt werden.

Danksagung  
Wir danken den Kulturverbänden für die Überlassung der Standortdaten ihrer Mitgliedseinrichtungen. Der Text hat von den hilfreichen Hinweisen der beiden Gutachter zur Struktur und zur inhaltlichen Schärfung der Argumente profitiert.


Literatur

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2https://www.kubi-online.de (19.01.2022).
3https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/deutschland/gemeinden/StadtGemeindetyp/StadtGemeindetyp.html?nn=2544954 (16.12.2021).
4Eigene Berechnung nach https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/deutschland/gemeinden/StadtGemeindetyp/StadtGemeindetyp.html?nn=2544954 (16.12.2021).