Raumforschung und Raumordnung | Spatial Research and Planning 0034-0111 1869-4179 oekom 131 10.14512/rur.131 Article Reduziert erwerbsbedingte Multilokalität das zivilgesellschaftliche Engagement? Ergebnisse für Deutschland anhand von quantitativen und qualitativen Daten Does work-related multi-locality reduce civic involvement? Evidence for Germany based on quantitative and qualitative data Rüger Heiko PD Dr.
heiko.rueger@bib.bund.de
Greinke Lena Dr.
greinke@umwelt.uni-hannover.de
Leibniz Universität Hannover Institut für Umweltplanung Herrenhäuser Straße 2 30419 Hannover Deutschland
Skora Thomas Dr.
thomas.skora@bib.bund.de
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) Forschungsgruppe Räumliche Mobilität und Binnenwanderung Friedrich-Ebert-Allee 4 65185 Wiesbaden Deutschland
02 05 2022 479 496 2022 by the author(s); licensee oekom Zusammenfassung

Der Beitrag fußt auf einer Untersuchung über den Einfluss der Aufnahme einer erwerbsbedingten multilokalen Lebensweise auf das zivilgesellschaftliche Engagement anhand quantitativer und qualitativer Daten mittels einer Methodentriangulation. Theoretischen Überlegungen folgend, die auf dem civic voluntarism model, dem resources-centered model sowie der commuter’s strain hypothesis basieren, wird ein negativer Einfluss der multilokalen Lebensweise auf das zivilgesellschaftliche Engagement erwartet. Regelmäßige An- und Abwesenheiten am Herkunfts- und Zielort sowie damit verbundene reduzierte zeitliche und psychische Ressourcen werden als zentrale theoretische Einflussmechanismen zur Erklärung des negativen Zusammenhangs angenommen. Die quantitative Untersuchung basiert auf fixed-effects-Panelregressionen, die auf Längsschnittdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) angewendet werden. Die qualitative Untersuchung stützt sich auf problemzentrierte leitfadengestützte Interviews, die in einer Fallstudienanalyse im ländlich geprägten Landkreis Diepholz in Niedersachsen durchgeführt wurden. Die quantitativen Analysen weisen auf einen signifikanten negativen Effekt der Multilokalität auf das Engagement hin und zeigen, dass die stärkste Reduktion des Engagements zeitlich mit der Aufnahme der multilokalen Lebensführung erfolgt. Die qualitativen Analysen bestätigen diesen Befund und zeigen, dass die postulierten theoretischen Mechanismen einen zentralen Erklärungsfaktor des reduzierten Engagements als Folge von Multilokalität darstellen.

Abstract

This paper is based on an investigation of the impact of taking up a work-related multi-local lifestyle on civic involvement based on quantitative and qualitative data using a methodological triangulation. Following theoretical considerations based on the civic voluntarism model, the resources-centered model, and the “commuter’s strain hypothesis”, a negative influence of the multi-local lifestyle on civic involvement is expected. Periodic presence and absence at the place of origin and destination, as well as associated reduced time and psychological resources, are hypothesized to be the central theoretical mechanisms of influence explaining the negative relationship. The quantitative investigation is based on fixed-effects panel regressions applied to longitudinal data from the Socio-Economic Panel (SOEP). The qualitative investigation is based on problem-centred, guided interviews conducted in a case study analysis in the rural district of Diepholz in Lower Saxony, Germany. The quantitative analyses indicate a significant negative effect of multi-locality on involvement and show that the strongest reduction in involvement temporally occurs with the start of multi-local living. The qualitative analyses confirm this finding and show that the postulated theoretical mechanisms represent a central explanatory factor of the reduced involvement resulting from multi-locality.

heading Schlüsselwörter Multilokalität zivilgesellschaftliches Engagement Triangulation -Ansatz Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) qualitative Interviews heading Keywords Multi-locality Civic involvement Triangulation Mixed-methods approach German Socio-Economic Panel (SOEP) Qualitative interviews
Einleitung

Mobilität nimmt in der heutigen Zeit eine immer wichtigere Rolle ein. Es wird argumentiert, dass steigendes Tempo sowie gesellschaftliche Wandlungsprozesse dazu führen (vgl. Weiske/Petzold/Zierold 2009: 67), dass ein hohes Maß an räumlicher Mobilität zur alltäglich gelebten Praxis wird (ARL 2016: 1). Diese Entwicklungen werden zum einen mit der Individualisierung und Pluralisierung von Lebensstilen und Lebensformen in Verbindung gebracht (Hilti 2013: 78–79). Zum anderen wird vermutet, dass Prozesse wie die Globalisierung zu einem Wandel hin zu einer zunehmend flexiblen und schnelllebigen Arbeitswelt führen (Schneider/Rüger/Ruppenthal 2016). Vor diesem Hintergrund gewinnt auch das Phänomen der multilokalen Lebensweisen – das gleichzeitige Leben an mehreren Orten – an Bedeutung (Dittrich-Wesbuer/Eichhorn/Tippel 2014: 358). Die Motive für ein Leben an mehreren Orten unterscheiden sich oft stark, greifen ineinander oder überlappen sich. Personen leben multilokal zum Beispiel freizeitinduziert, erwerbsbedingt, partnerschaftlich-, verwandtschafts- oder herkunftsbedingt (Dittrich-Wesbuer/Eichhorn/Tippel 2014: 361). Mehrörtigkeit ist ein eigenständiger Lebensstil, der in nahezu allen Gesellschafts- und Berufsgruppen vorzufinden ist (Montanari/Wiest/Wörmer 2013: 106).

Ziel des vorliegenden Beitrags ist die Untersuchung des Einflusses der Aufnahme einer erwerbsbedingten multilokalen Lebensweise auf das individuell praktizierte zivilgesellschaftliche Engagement.

Begriffe wie bürgerschaftliches Engagement, freiwilliges Engagement, Ehrenamt oder Freiwilligenarbeit, die in ihrer Bedeutung Unterschiede aufweisen können, werden häufig synonym verwendet (z. B. Kausmann/Burkhardt/Rump et al. 2019: 55).

Unter erwerbsbedingter Multilokalität wird dabei die Nutzung einer beruflichen Zweitunterkunft verstanden, von der aus in bestimmten Rhythmen, zumeist an den Wochenenden, zurück zur Hauptunterkunft (der Familie oder des Partners bzw. der Partnerin) gependelt wird (auch: Wochen‑, Wochenend- oder wöchentliches Pendeln; z. B. Rüger/Sulak 2017). Während die Binnenwanderung, das heißt die dauerhafte Verlagerung des Lebensmittelpunktes, in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stagnierte oder abgenommen hatte (Sander 2017), wird angenommen, dass im gleichen Zeitraum die erwerbsbedingte Multilokalität, die eine Alternative zur Binnenwanderung sein kann, zugenommen hat (Rüger/Sulak 2017).

So ergaben Befunde auf der Grundlage des Mikrozensus für den Zeitraum zwischen 1991 und 2008 einen kontinuierlichen Anstieg des Wochenendpendelns unter den Erwerbstätigen (Rüger/Sulak 2017). Mit Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe konnte gezeigt werden, dass sich der Anteil an Haushalten mit berufs- oder ausbildungsbezogenen Zweitwohnsitzen zwischen 2003 und 2013 von 2,2 % auf 3,0 % erhöht hatte (Dittrich-Wesbuer/Kramer/Duchêne-Lacroix et al. 2015: 413–416).

Einer häufig verwendeten Definition zufolge wird zivilgesellschaftliches Engagement verstanden als „eine freiwillige, nicht auf das Erzielen eines persönlichen materiellen Gewinns gerichtete, auf das Gemeinwohl hin orientierte, kooperative Tätigkeit. Sie entfaltet sich in der Regel in Organisationen und Institutionen im öffentlichen Raum der Bürgergesellschaft“ (Deutscher Bundestag 2002: 40). In der Forschung wurde wiederholt auf die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen des Engagements hingewiesen (z. B. Simonson/Vogel/Ziegelmann et al. 2017: 36). Zudem werden – insbesondere vielerorts in ländlichen Regionen – zentrale Aufgaben der Daseinsvorsorge, wie zum Beispiel der Betrieb von Schwimmbädern, Dorfläden oder Feuerwehren, häufig über das freiwillige Engagement bereitgestellt (Steinführer 2015). Fehlen die Freiwilligen vor Ort, könnte „die Gewährleistung wichtiger Aufgaben der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen gefährdet werden“ (Greinke/Lange 2021: 89).

In der Forschung wurde der Zusammenhang zwischen (zunehmender) räumlicher Mobilität und zivilgesellschaftlichem Engagement wiederholt thematisiert. So untersuchte Scaff (1952) bereits Anfang der 1950er-Jare in den USA den Einfluss von Pendelmobilität auf die Beteiligung in kommunalen organisierten Gruppen. Die Fragestellung wurde dann durch Putnam (2000) in den 1990er-Jahren wieder aufgegriffen. Allerdings existieren über die Zeit vergleichsweise wenige empirische Studien und insbesondere der Zusammenhang zwischen Multilokalität und zivilgesellschaftlichem Engagement ist für Deutschland bislang kaum untersucht worden (vgl. ARL 2016). Darüber hinaus sind die theoretischen Mechanismen zur Erklärung des Zusammenhangs weitgehend unklar geblieben und es fehlen insbesondere empirische Studien, die Rückschlüsse auf die zugrunde liegenden kausalen Wirkungszusammenhänge erlauben. Es wird zwar darauf hingewiesen, dass im Falle einer multilokalen Lebensweise die Bindung an Orte sowie die Teilhabe am lokalen Leben nicht zwangsläufig abnehmen müssen (Petzold 2013: 271). Ausgehend von theoretischen Überlegungen auf der Basis des civic voluntarism model, des resources-centered model und der commuter’s strain hypothesis wird im vorliegenden Beitrag jedoch insgesamt ein negativer Einfluss der multilokalen Lebensweise auf das zivilgesellschaftliche Engagement erwartet, da diese mit einer periodischen An- und Abwesenheit am Herkunfts- und Zielort verbunden ist und zudem in erheblichem Maße die Ressourcen der Menschen bindet. Daneben könnten allerdings weitere, alternative Erklärungen bestehen, warum eine multilokale Lebensweise mit einem reduzierten Engagement einhergeht. So ist es beispielsweise denkbar, dass das Engagement – aus anderen Gründen – bereits vor der Aufnahme einer Lebensweise an mehreren Orten zurückgegangen ist. In der Folge könnten ein verringertes Engagement und damit eine verringerte Bindung an den Wohnort dazu geführt haben, dass eine multilokale Lebensweise aufgenommen wurde.

Um die beschriebenen Forschungslücken weiter zu schließen, werden im vorliegenden Beitrag quantitative und qualitative Daten im Rahmen einer Methodentriangulation kombiniert (vgl. Denzin 1970). Die quantitative Untersuchung basiert auf repräsentativen Längsschnittdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

https://www.diw.de/de/diw_01.c.615551.de/forschungsbasierte_infrastruktureinrichtung__sozio-oekonomisches_panel__soep.html (06.03.2022).

Für die qualitative Untersuchung wurden in einer Fallstudienanalyse im Landkreis Diepholz (Niedersachsen) problemzentrierte leitfadengestützte Interviews durchgeführt. Konkret werden folgende Forschungsfragen untersucht: (1) Wie wirkt sich die Aufnahme einer erwerbsbedingten multilokalen Lebensweise auf die individuelle Veränderung des zivilgesellschaftlichen Engagements aus? (2) Welche der theoretisch abgeleiteten Mechanismen zur Erklärung des Zusammenhangs lassen sich empirisch bestätigen?

Der Beitrag ist wie folgt gegliedert: Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über den Stand der Forschung für Deutschland und legt den theoretischen Hintergrund dar. Anschließend werden in Kapitel 3 die verwendete Methodentriangulation, die zugrunde liegenden quantitativen und qualitativen Daten sowie die Analysemethoden erläutert. In Kapitel 4 werden die Ergebnisse der beiden Datenquellen in integrierter Form gemeinsam dargestellt. Schließlich folgen eine Diskussion und ein Fazit in Kapitel 5.

Erwerbsbedingte Multilokalität und zivilgesellschaftliches Engagement Bisherige Befunde

Forschungsarbeiten zu Multilokalität sind bereits in den 1970er-Jaren auszumachen (Danielzyk/Dittrich-Wesbuer/Hilti et al. 2020: 6). Dabei geht die Multilokalitätsforschung auf verschiedene interdisziplinäre Forschungsfelder zurück. Dazu zählen zum Beispiel die Mobilitätsforschung (z. B. Kilkey/Palenga-Möllenbeck 2016) oder die Migrations‑, Transnationalismus- und Entwicklungsforschung (z. B. Duchêne-Lacroix 2009). Darüber hinaus sind in der Wohn‑, Haushalts- und Familienforschung multilokale Lebensweisen im Fokus (z. B. Dittrich-Wesbuer/Föbker/Sturm 2015). Zuletzt werden unter der Bezeichnung „Residential Multilocality Studies“ verschiedene Forschungsinitiativen gebündelt (Wood/Hilti/Kramer et al. 2015).

Das zivilgesellschaftliche Engagement von (erwerbsbedingt) Multilokalen ist, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, bislang kaum untersucht worden. Es gibt zwar Untersuchungen, zumeist Querschnittsstudien, die den Zusammenhang von täglichem Pendeln und zivilgesellschaftlichem Engagement untersuchen (z. B. Putnam 2000; Newman/Johnson/Lown 2014), jedoch fehlen Längsschnittstudien, insbesondere zum wöchentlichen Pendeln bzw. zur erwerbsbedingten Multilokalität. Die vorliegenden Analysen deuten jedoch darauf hin, dass multilokale Lebensweisen Auswirkungen auf das zivilgesellschaftliche Engagement haben können (z. B. Dittrich-Wesbuer/Eichhorn/Tippel 2014: 358; Greinke/Lange/Othengrafen 2020). Im Folgenden werden bestehende Studien, die sich auf Deutschland beziehen, vorgestellt.

Das Leben an mehreren Orten kann eine Strategie darstellen, um ein bestehendes Engagement aufrecht zu erhalten (Hilti 2009: 83). Grundsätzlich führt Mehrörtigkeit dazu, dass die Multilokalen die Möglichkeit haben, sich an mehreren Orten einzubringen und dadurch vermehrte Optionen der Beteiligung haben (Lange 2018: 30). Damit können Multilokale prinzipiell ein Potenzial für die Ausgangs- und Zielorte darstellen (Greinke 2020: 186). Unter anderem nutzen beispielsweise einige Multilokale, die sich unterhalb der Woche in ländlichen Räumen aufhalten, ihr Engagement als ‚Anker‘ am entweder städtisch oder ländlich geprägten Herkunftsort und stehen dort (zumeist an den Wochenenden) für freiwillige Tätigkeiten zur Verfügung. Auch wenn das Engagement nur phasenweise erfolgt, kann dieses dazu beitragen, das Gesamtsystem insbesondere in ländlichen Räumen, etwa durch Wochenendbereitschaften in der freiwilligen Feuerwehr, zu stabilisieren (Greinke/Lange/Othengrafen 2020: 340). Wenngleich sich Multilokale in unterschiedlichen Graden in lokale Gemeinschaften integrieren (ARL 2016: 13), gelingt es ihnen durch ihr Engagement, an (Dorf‑)Gemeinschaften oder Nachbarschaften der Zielorte teilzuhaben, da sie durch ihre zivilgesellschaftliche Aktivität, wie die Teilnahme an örtlichen Veranstaltungen, mit der Bevölkerung in Kontakt treten, wie Ergebnisse für ländliche Räume zeigen (Greinke 2020: 197). Ferner sehen einige Multilokale die Lebensweise als „Freiheitsgewinn“ und nutzen diese, um sich neue Gestaltungsspielräume zu eröffnen (Hilti 2009: 83), möglicherweise auch, um ein neues Engagement aufzunehmen.

Die mehrörtige Lebensweise kann jedoch auch dazu führen, dass Multilokale ihr zivilgesellschaftliches Engagement einschränken (müssen). Dies gilt ebenfalls für das politische Engagement (ARL 2016: 17), wenngleich der Lebensweise entsprechende Tätigkeiten wie überörtliches Netzwerken weiterhin ausgeübt werden, da diese nicht von festen Ortsbindungen abhängen (Petzold 2013: 343). Am Arbeitsort wird beispielsweise eine Parteimitgliedschaft oder die Beteiligung an einer Bürgerinitiative selten erwogen, jedoch werden weniger zeitaufwendige Mitwirkungen, wie Spenden tätigen oder an politischen Veranstaltungen teilnehmen, durchaus praktiziert (Petzold 2016: 140–141). Studien zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen lokaler Einbettung, individuellen Faktoren und persönlichem Interesse der Multilokalen in Bezug auf die Aufnahme oder Aufgabe des Engagements besteht (Danielzyk/Dittrich-Wesbuer 2020: 199–200). Insbesondere erwerbsbedingt Multilokale schränken offenbar ihr Engagement am Herkunftsort ein und beginnen auch kein neues oder weiteres Engagement am Arbeits- bzw. Zielort (der sich in der zitierten Untersuchung in einer ländlich geprägten Region befindet), wobei Letzteres in vielen Fällen daran zu liegen scheint, dass die wenigen und zugleich arbeitsreichen Tage kaum freie zeitliche Ressourcen für ein Engagement lassen (Greinke/Lange/Othengrafen 2020: 340).

Im Rahmen einer Querschnittsstudie wurden neben Binnenmigrantinnen und -migranten sowie täglichen Pendlerinnen und Pendlern auch Personen befragt, die aus beruflichen Gründen häufig außerhalb ihrer Hauptunterkunft (z. B. in einer Zweitunterkunft am Arbeitsort) übernachten (Rüger/Micheel/Skora et al. 2012). Die für Ost- und Westdeutschland adjustierten Ergebnisse zeigen, dass räumlich mobile im Vergleich zu nicht mobilen Erwerbstätigen in geringerem Maße zivilgesellschaftlich engagiert sind. Die Mehrheit der mobilen Erwerbstätigen berichtet, dass sie mit der Aufnahme der Mobilität ihr Engagement entweder reduziert oder beendet hat, wohingegen lediglich eine Minderheit von 6 % angibt, ihr Engagement ausgeweitet zu haben. Während die Studie für alle untersuchten Formen von erwerbsbedingter räumlicher Mobilität eine geringere Quote für zivilgesellschaftliches Engagement ergibt, weisen die mehrörtigen „Übernachterinnen und Übernachter“ die geringste Quote auf (Rüger/Micheel/Skora et al. 2012: 6).

Theoretischer Hintergrund

Um die möglichen Auswirkungen multilokaler Lebensweisen auf das zivilgesellschaftliche Engagement theoretisch zu fassen, wird auf das civic voluntarism model nach Verba, Lehman Schlozman und Brady (1995) sowie das resources-centered model und die commuter’s strain hypothesis nach Newman, Johnson und Lown (2014) Bezug genommen. Diese stellen jeweils auf das politische Engagement ab, können jedoch auch auf die hier untersuchten Aspekte des zivilgesellschaftlichen Engagements übertragen werden (vgl. Pattie/Seyd/Whiteley 2003).

Das civic voluntarism model behandelt primär den Kontext politischen Engagements in den USA und basiert auf dem sozioökonomischen Partizipationsmodell (Pattie/Seyd/Whiteley 2003: 445). Das Modell geht zunächst von der Annahme aus, dass Menschen politisch aktiv werden, wenn sie motiviert sind und über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, um sich zu beteiligen. Das Modell beruht auf drei Faktoren: Ressourcen (z. B. Zeit, Geld, Kompetenzen

Unter Kompetenzen (civic skills) werden zum Beispiel kommunikative und organisatorische Fähigkeiten verstanden, die es ermöglichen, den Beruf auszuüben oder sich zu engagieren.

), psychologische Auseinandersetzung mit der Politik sowie Zugang zu Netzwerken (Verba/Lehman Schlozman/Brady 1995: 267). Dabei wird von einem weit gefassten Ressourcenbegriff ausgegangen, der nicht nur die wirtschaftlichen Ressourcen einbezieht (Pattie/Seyd/Whiteley 2003: 445). Für die vorliegende Untersuchung erscheinen insbesondere die Ressourcen sowie der Zugang zu Netzwerken relevant. Für die Formierung der Ressourcen und des Zugangs zu Netzwerken spielt zunächst die Herkunftsfamilie eine entscheidende Rolle. Darauf baut die schulische Bildung auf, worauf später die berufliche Stellung am Arbeitsmarkt sowie die Erfahrungen am Arbeitsplatz und in Vereinen sowie (religiösen) Institutionen aufsetzen und prägend wirken, inwiefern Menschen sich engagieren (Verba/Lehman Schlozman/Brady 1995: 459). Diese Faktoren können im Laufe des Lebens ausgebaut werden und bleiben dann in der Regel erhalten. Im Modell wird zudem die Bedeutung der Mobilisierung herausgestellt: Personen, die über die entsprechenden Ressourcen (z. B. Zeit) verfügen, werden sich nur dann engagieren, wenn ihnen die Bedeutung des Engagements klar ist oder sie jemand aktiv zur Mitarbeit bewegt (Pattie/Seyd/Whiteley 2003: 446). Netzwerke zur Mobilisierung sind unter anderem in religiösen Einrichtungen, Freiwilligenorganisationen oder am Arbeitsplatz zu finden, und Menschen, die sich in diesen Bereichen stärker engagieren, werden daher eher für (politische) Tätigkeiten rekrutiert (Barkan 2004: 916).

An die im civic voluntarism model beschriebenen Ressourcen knüpft das resources-centered model an. Auch in diesem Modell sind verschiedene Arten von Kapital (z. B. Zeit, Geld oder Kompetenzen) ausschlaggebend, ob (politisches) Engagement entsteht oder gefördert wird. Demnach sinkt das Engagement, wenn weniger Zeit zur Verfügung steht, wobei hier – im Unterschied zu dem civic voluntarism model – explizit das Pendeln langer Strecken als mögliche Ursache angeführt wird (Newman/Johnson/Lown 2014: 142). Die Autoren sehen eine Einschränkung des Modells jedoch darin, dass dieses davon ausgeht, dass jede Aktivität, die freie Zeit beansprucht, in gleicher Weise die (politische) Beteiligung verringert. Es wird nicht berücksichtigt, dass auch die Qualität der Tätigkeit einen Einfluss ausüben kann. Ergänzend führen sie daher die commuter’s strain hypothesis an, die das resources-centered model um die Dimension der psychologischen Ressourcen ergänzt. Dabei wird angenommen, dass die Zeit, welche mit dem Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort verbracht wird, psychisch erschöpfender ist als die gleiche Zeit, wenn diese beispielsweise zum Arbeiten aufgewendet wird. Diese Hypothese wird durch verschiedene Forschungsergebnisse gestützt, die zu dem Schluss kommen, dass die Tätigkeit des Pendelns im Durchschnitt als negativer empfunden wird als die der Erwerbsarbeit selbst (Newman/Johnson/Lown 2014: 147). Demnach wird davon ausgegangen, dass der Zeitverlust durch das Pendeln das Engagement stärker reduziert. Insbesondere Multilokale haben eine hohe Pendelbelastung durch die (wöchentlichen) Wege zwischen Ausgangs- und Zielort sowie die (täglichen) Strecken zwischen Unterkunft am Zielort und Arbeitsstelle. Dies führt dazu, dass zum einen die Ressource ‚Zeit‘ insbesondere durch lange Pendelwege reduziert wird und zum anderen durch die Pendelbelastung eine erhöhte psychische Erschöpfung eintritt (vgl. Rüger/Stawarz 2020).

Demgegenüber können für andere in den Modellen genannte Ressourcen, wie insbesondere die Kompetenzen und die ökonomischen Ressourcen, weniger eindeutige Bezüge zur multilokalen Lebensweise hergestellt werden. So kann die erwerbsbedingte Multilokalität zwar zu erhöhten finanziellen Kosten, z. B. durch die Notwendigkeit einer zusätzlichen Unterkunft und das Pendeln zwischen den Orten, führen. Dem können jedoch verbesserte Einkommenschancen gegenüberstehen (Stawarz/Rüger/Skora 2021). Zudem ist zu erwarten, dass sich Ressourcen wie Kompetenzen nicht unmittelbar durch Mehrörtigkeit verändern. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Multilokale ihre Kompetenzen aufgrund zeitlicher Restriktionen nicht an den jeweiligen Orten gleichermaßen und gleichzeitig einsetzen können.

Die periodische An- und Abwesenheit am Ausgangs- und Zielort kann auch den Zugang zu Netzwerken beeinflussen, deren Bedeutung im Kontext der Mobilisierung im Rahmen des civic voluntarism model herausgestellt wurde. Grundsätzlich ist zunächst davon auszugehen, dass Netzwerke an verschiedene Orte ‚mitgenommen‘ werden können. Multilokale könnten zum Beispiel ihre Netzwerke am Ausgangsort aufrechterhalten, wenn auch aufgrund fehlender zeitlicher Ressourcen und häufiger Abwesenheiten in geringerer Intensität. Gleichzeitig fehlen jedoch oft die zeitlichen Ressourcen, um neue Netzwerke am Zielort aufzubauen. Dies könnte dazu führen, dass Engagementtätigkeiten reduziert oder gar nicht erst aufgenommen werden, da die (passende) Ansprache (d. h. Mobilisierung) aus diesen Netzwerken fehlt.

Zusammengenommen verdeutlichen die theoretischen Überlegungen, dass die erwerbsbedingte Multilokalität insbesondere bei den zeitlichen und psychologischen Ressourcen sowie bei dem Zugang zu Netzwerken und damit bei der potenziellen Mobilisierung zu Restriktionen führen kann, wobei die Kompetenzen und ökonomischen Ressourcen sowie die generelle Bereitschaft, sich zu engagieren, durchaus weiterhin unverändert vorhanden sein können. Insgesamt ist zu erwarten, dass die Aufnahme einer erwerbsbedingt multilokalen Lebensweise dazu führt, dass das zivilgesellschaftliche Engagement im Durchschnitt abnimmt, da dieses häufig reduziert oder aufgegeben wird.

Methodik

Für den Beitrag werden quantitative und qualitative Daten – bevölkerungsrepräsentative Paneldaten und halbstrukturierte Interviews – im Rahmen einer Methodentriangulation kombiniert (vgl. Denzin 1970). Der Vorteil dieses Vorgehens liegt darin, dass die jeweiligen Schwächen der verschiedenen Forschungsmethoden ausgeglichen und damit Erklärungslücken und ‚blinde Flecken‘ gefüllt werden können (Kelle 2019: 168). Für diesen Ansatz wurden die quantitativen und qualitativen Daten zunächst separat erhoben und ausgewertet. Vor dem Hintergrund der gemeinsamen Fragestellungen und des gemeinsamen Zugangs über den theoretischen Hintergrund werden die beiden Datenquellen hinsichtlich der Ergebnisdarstellung integriert und unmittelbar aufeinander bezogen, um die jeweiligen Ergebnisse wechselseitig zu validieren und die Erkenntnismöglichkeiten zu erweitern (Flick 2020: 192–193). Dabei dienen die Ergebnisse der quantitativen Studie dazu, zunächst die allgemeinen Effekte von Multilokalität auf zivilgesellschaftliches Engagement zu beschreiben. Darauf aufbauend werden die qualitativen Ergebnisse zur weiteren Interpretation hinzugezogen, um die quantitativen Befunde zu illustrieren mit dem Ziel, die zugrunde liegenden, theoretisch abgeleiteten Mechanismen zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen erwerbsbedingter Multilokalität und zivilgesellschaftlichem Engagement (vgl. Kapitel 2.2) besser zu verstehen (vgl. Schoonenboom/Johnson 2017).

Quantitative Methodik: Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)

Die quantitativen Analysen basieren auf den Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

Version SOEP-Core v36, EU-Edition (https://doi.org/10.5684/soep.core.v36eu).

Das SOEP ist eine großangelegte, multithematische Panelbefragung zufällig ausgewählter Privathaushalte in Deutschland. Seit 1984 werden Haushalte in Westdeutschland und seit 1990 auch in Ostdeutschland in jährlichem Rhythmus befragt (Goebel/Grabka/Liebig et al. 2019). Für die Analysen wird im Folgenden auf jene Erhebungswellen

1997-1999, 2001, 2003, 2005, 2007-2009, 2011, 2013, 2015, 2017, 2019.

zurückgegriffen, die sowohl Informationen zum Pendelverhalten als auch zum Ausmaß des zivilgesellschaftlichen Engagements enthalten. Die Analysestichprobe (sample) umfasst Personen im erwerbsfähigen Alter (18 bis 64 Jahre) und ist auf Personen beschränkt, die an mindestens zwei Personenbefragungen teilnahmen. Darüber hinaus werden alle Beobachtungen ausgeschlossen, sobald Befragte, die eine multilokale Lebensführung begonnen haben, diese wieder beenden. Der Effektschätzer der fixed effects-Panelregression lässt sich demnach als Effekt der Aufnahme einer multilokalen Lebensweise auf das zivilgesellschaftliche Engagement interpretieren. Ausgeschlossen wird damit hingegen, dass sich dieser Effekt und derjenige der Beendigung von Multilokalität auf das Engagement in dem Effektkoeffizienten ‚vermengen‘.

Lebte eine Person bereits zu Beginn ihrer Panel-Beobachtung multilokal, dann wurde diese Episode multilokalen Lebens ebenfalls aus dem Analysesample gelöscht. Auch diese Messungen können nichts zur Schätzung des Effekts der Aufnahme einer multilokalen Lebensweise beitragen. Dies reduziert den Anteil an Multilokalen an allen Beobachtungen im Analysesample von ursprünglich 0,88 % auf 0,57 %.

Eine explizite Betrachtung des Effektes der Beendigung einer multilokalen Lebensweise auf das zivilgesellschaftliche Engagement liegt damit außerhalb des Rahmens dieses Beitrags.

Eine Gegenüberstellung von fixed effects-Regressionen auf der Basis unterschiedlicher Samplezuschnitte – mit und ohne Zensur von Beobachtungen nach Beendung der ersten Multilokalitätsepisode – zeigt jedoch, dass der Regressionskoeffizient auf der Basis des Samples mit Zensur stärker negativ ausfällt. Dies deutet darauf hin, dass die Aufnahme von Multilokalität das Engagement einerseits reduziert und dass das Niveau des Engagements andererseits nach Beendigung einer multilokalen Lebensführung das Ausgangsniveau vor Beginn der Multilokalität längerfristig nicht mehr erreicht. Wir sehen hier ferner ein Indiz dafür, dass der kausale Effekt von Multilokalität auf der Basis eines Modells ohne Zensur unterschätzt werden würde.

Insgesamt umfasst die Stichprobe 216.680 verwertbare Beobachtungen von 43.355 Befragungspersonen (53 % Frauen, 47 % Männer).

Die Analysen zu den Multilokalen basieren auf insgesamt 1.241 Beobachtungen von 882 Personen, die im Beobachtungszeitraum mindestens einmal eine Multilokalitätsepisode aufnehmen.

Um den Effekt von Multilokalität auf das zivilgesellschaftliche Engagement besser abschätzen zu können, wird im Folgenden das Potenzial der vorliegenden Paneldatenstruktur ausgenutzt und auf das Verfahren der fixed effects (FE)-Panelregression zurückgegriffen (vgl. z. B. Brüderl 2010). Diese Modelle schätzen den kausalen Effekt einer unabhängigen Variablen X nicht auf der Basis eines Vergleichs verschiedener Personen, die sich in X unterscheiden (dem sogenannten between-Schätzer), sondern auf einem Vergleich derselben Person mit Veränderungen in X über verschiedene Messzeitpunkte (dem sogenannten within-Schätzer). Der Vorteil des within-Schätzers besteht nun darin, dass dieser nur noch durch Merkmale, die sich zeitlich verändern können, verzerrt sein kann, nicht aber durch zeitkonstante Personenmerkmale. Infolgedessen können kausale Schlussfolgerungen mit weniger Unsicherheit getroffen werden (Brüderl 2010: 964–968). Um ein besseres Bild davon zu erhalten, inwieweit die mit diesem Verfahren erzielten Ergebnisse von jenen einer ‚konventionellen‘ Ordinary Least Squares (OLS)-Regression abweichen, wird auf der Basis desselben Analysesamples eine (gepoolte) OLS-(POLS)-Regression berechnet und die Ergebnisse beider Schätzungen werden einander gegenübergestellt.

Die Erfassung zivilgesellschaftlichen Engagements erfolgt anhand der berichteten Häufigkeit ehrenamtlicher Tätigkeiten in Vereinen, Verbänden und sozialen Diensten, wobei die Befragten im Zuge der vorgegebenen, vierstufigen Antwortskala angeben konnten, ob sie derartigen Tätigkeiten in ihrer freien Zeit (1) jede Woche, (2) jeden Monat, (3) seltener oder (4) nie nachgehen.

Im Fragebogen: „Welche der folgenden Tätigkeiten üben Sie in Ihrer freien Zeit aus? Geben Sie bitte zu jeder Tätigkeit an, wie oft Sie das machen: jede Woche, jeden Monat, seltener oder nie? […] Ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen, Verbänden oder sozialen Diensten“.

Für die Analysen wird zugunsten einer eingängigeren Ergebnisinterpretation eine gedrehte Fassung dieses Items verwendet. Höhere Skalenwerte spiegeln somit ein höheres Engagement wider.

Das Fragemodul zum Pendelverhalten von erwerbstätigen Personen wurde im Verlauf der Jahre mehrmals modifiziert. Je nach Erhebungsjahr wird daher eine von zwei unterschiedlichen Möglichkeiten angewendet, um multilokale Erwerbspersonen zu identifizieren. So werden in den Erhebungen der Jahre 1998, 2003, 2015, 2017 und 2019 all jene Erwerbstätige als multilokal klassifiziert, die angaben, eine zweite Unterkunft zu haben, um von dieser den Arbeitsplatz aufzusuchen. In den Erhebungen der Jahre 1997, 1999, 2001, 2005, 2007, 2008, 2009, 2011 und 2013 wird die Existenz einer erwerbsbedingten weiteren Unterkunft hingegen nicht direkt erfasst. Stattdessen wird hier auf Informationen zur Pendelhäufigkeit und Pendeldistanz zurückgegriffen. Demnach werden all jene Erwerbstätige als multilokal klassifiziert, die angaben, dass sie nicht täglich, sondern wöchentlich (oder seltener) zu ihrem Arbeitsort pendeln und dass die Pendeldistanz für den einfachen Weg mindestens 150 km beträgt (vgl. Albrecht/Dittrich-Wesbuer 2021). Es kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass der berichtete wöchentliche Pendelrhythmus auf andere Arbeits- und Pendelarrangements zurückgeht als auf das Wochenendpendeln zu einer Zweitunterkunft. Um das Risiko einer Fehlklassifikation zu mindern, erfassen wir in den Kategorien der ‚Multilokalen‘ sowie in der Vergleichsgruppe der ‚Nichtmultilokalen‘ nur Erwerbstätige, die einer nichtselbstständigen Beschäftigung mit einem wöchentlichen Erwerbsumfang von mindestens 20 Stunden nachgehen. Selbstständige oder freiberuflich Beschäftigte, Erwerbstätige mit einem wöchentlichen Erwerbsumfang von weniger als 20 Stunden (im Folgenden als „marginal beschäftigt“ bezeichnet) sowie Personen in Studium oder Ausbildung werden in separaten Kategorien erfasst, die nicht weiter hinsichtlich ihres Pendelverhaltens differenziert werden.

Die nachfolgenden Regressionsmodelle kontrollieren zusätzlich die Effekte mehrerer Drittvariablen. So wird die Information mit aufgenommen, ob sich der Ausgangsort der Befragungsperson in einem eher urbanen oder einem eher ländlichen Kreis befindet.

Über die Zielorte der Multilokalen liegen hingegen keine Informationen vor.

Hierfür wird auf einen Indikator zurückgegriffen, der auf einer Typologie des Bundesinstituts für Bau‑, Stadt- und Raumforschung (BBSR) beruht und in den SOEP-Daten zur Verfügung gestellt wird.

Die zugrunde liegende Typologie des BBSR unterscheidet ursprünglich zwischen vier Kreistypen. Eine Übernahme dieser Kategorisierung im SOEP würde es jedoch für einige Bundesländer ermöglichen, einzelne Kreise zu identifizieren.

Neben der Aufnahme eines linearen und eines quadrierten Altersterms zur flexiblen Modellierung von Alterseffekten werden als weitere Kontrollmerkmale die Partnerschaftssituation, die Existenz von Kindern unter 15 Jahren im Haushalt, das Vorhandensein von Wohneigentum sowie der selbst eingeschätzte Gesundheitszustand berücksichtigt. Ferner werden mögliche Periodeneffekte kontrolliert.

Zur Umgehung von Problemen mit Multikollinearität werden Perioden, die ein ähnliches Niveau hinsichtlich der abhängigen Variable aufweisen, zusammengefasst (vgl. Brüderl 2010). Demzufolge werden Erhebungsjahre mit vergleichsweise hohem Niveau im Engagement (2011, 2015, 2017, 2019), geringem Niveau (1998 und 2003) sowie mittlerem Niveau (1997, 1999, 2001, 2005, 2007, 2008, 2009, 2013) unterschieden.

Schließlich werden im Schätzmodell der POLS-Regression noch Effekte des Bildungsniveaus, der Wohnregion (West- oder Ostdeutschland) und des Geschlechts berücksichtigt.

Da es sich hierbei um zeitkonstante (Geschlecht) bzw. ‚quasi-zeitkonstante‘ Merkmale (Bildungsniveau und Landesteil) handelt, können diese im Kontext des Schätzmodells der fixed effects-Regression nicht berücksichtigt bzw. vernachlässigt werden.

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Verteilung der einbezogenen Variablen im Analysesample sowie ergänzend gesondert für die beiden Gruppen der multilokalen und nichtmultilokalen Erwerbstätigen.

Verteilung der Variablen im Analysesample sowie in den Subgruppen ‚Nichtmultilokale‘ und ‚Multilokale‘ (Anteile bzw. Mittelwerte)

Analysesample

Nichtmultilokale

Multilokale

Datenquelle: SOEP v36; eigene Berechnungen

Erwerbs- und Mobilitätsstatus

nicht multilokal

52,44

multilokal

0,57

selbstständig

8,22

marginal beschäftigt

4,98

in (Aus‑)Bildung

11,78

nicht erwerbstätig

22,01

Ehrenamtliches Engagement

jede Woche

10,04

9,88

5,24

jeden Monat

8,62

9,13

7,41

seltener

12,90

13,19

13,38

nie

68,44

67,79

73,97

Siedlungsstruktur

städtischer Kreis

65,74

65,90

49,48

ländlicher Kreis

34,26

34,10

50,52

Partnerschaftssituation

verheiratet zusammenlebend

59,66

63,62

57,13

unverheiratet zusammenlebend

11,15

12,94

12,57

kein Partner bzw. keine Partnerin im Haushalt

29,19

23,44

30,30

Kinder unter 15 Jahren im Haushalt

nein

64,85

64,83

70,99

ja

35,15

35,17

29,01

Wohneigentum vorhanden

nein

50,90

49,65

43,35

ja

49,10

50,35

56,65

Gesundheitszustand

sehr gut

11,16

10,19

11,52

gut

44,82

47,64

48,59

zufriedenstellend

30,14

31,26

29,90

weniger gut

11,35

9,63

8,70

schlecht

2,54

1,27

1,29

Alter

41,81

42,98

40,74

Perioden

Perioden mit mittlerem Engagement

53,18

52,06

46,17

Perioden mit hohem Engagement

33,50

35,48

27,88

Perioden mit geringem Engagement

13,32

12,46

25,95

Bildungsniveau

ohne Abschluss oder Hauptschulabschluss

30,78

28,27

19,10

Mittlere Reife oder (Fach‑)Hochschulreife

43,61

44,11

42,95

tertiäre Bildung

21,23

26,04

35,62

Unbekannt

4,38

1,58

2,34

Region

Westdeutschland

76,97

76,76

55,84

Ostdeutschland

23,03

23,24

44,16

Geschlecht

weiblich

53,66

46,10

20,23

männlich

46,34

53,90

79,77

Beobachtungen

216.680

113.621

1.241

Qualitative Methodik: Daten aus problemzentrierten, leitfadengestützten Interviews

Die qualitative Untersuchung basiert auf Daten, die im Rahmen einer Dissertation im Kontext des Forschungsprojekts „TempALand“

TempALand wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung innerhalb der Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ von 2016 bis 2019 gefördert. Ziel war es, die Wechselwirkungen zwischen demographischem Wandel und multilokalen Lebensweisen zu analysieren und Handlungsoptionen für Kommunen zu entwickeln. Die im Kontext des Projekts durchgeführte Dissertation befasst sich speziell mit berufsbedingter Multilokalität (Greinke 2020); die in diesem Zusammenhang erhobenen qualitativen Daten werden für den vorliegenden Beitrag neu analysiert.

erhoben wurden. Die Untersuchung konzentriert sich auf ländliche Räume, da in der Multilokalitätsforschung bislang zumeist städtische Gebiete oder Räume mit Metropolfunktion fokussiert wurden (vgl. Dittrich-Wesbuer/Föbker/Sturm 2015). Anhand einer sozioräumlichen Analyse auf Kreisebene in Niedersachsen wurde der Landkreis Diepholz ausgewählt.

Weitere Informationen zur Auswahl des Untersuchungsraumes finden sich in Lange (2018).

In den dortigen Kommunen gibt es unterschiedliche Triebkräfte für multilokale Lebensweisen: Unter anderem liegt der südliche Teil des Kreises vergleichsweise weit von größeren Arbeitsmarktzentren oder Wirtschaftsstandorten entfernt, was dazu führen kann, dass Personen aufgrund fehlender Arbeitsmöglichkeiten multilokal werden und den Landkreis phasenweise verlassen (müssen). Gleichzeitig haben sich im Landkreis einige größere (international tätige) Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt (Landkreis Diepholz 2014: 14). Dies ist wiederum ursächlich dafür, dass zeitweise Multilokale anwesend sind, da sie dort eine Arbeitsstelle gefunden haben.

Zwischen 2017 und 2019 wurden problemzentrierte, leitfadengestützte Interviews (nach Mayer 2013) mit 15 Multilokalen geführt, die aus beruflichen Gründen im Landkreis Diepholz übernachten (13 männlich und zwei weiblich, Durchschnittsalter etwa 50 Jahre). Der Zielort der Multilokalen befindet sich somit durchweg in diesem ländlich geprägten Raum, während der Herkunftsort unterschiedlichen Raumtypen angehören kann. Die Teilnehmenden wurden durch eine standardisierte Online-Kurzbefragung und im Schneeballverfahren akquiriert. Die durchschnittlich 50-minütigen Gespräche werden dialogisch mithilfe eines Leitfadens aufgebaut und durch Nachfragen der Interviewerin ergänzt. Die Inhalte der Befragung befassen sich unter anderem mit einem breiten Spektrum an Themen die multilokale Lebensweise und das Wohnumfeld der Interviewten betreffend (u. a. Motive, Reiserhythmus, Distanzen, Nutzungsdauer, Ausstattung, Lage und Größe der Unterkünfte, Freizeitverhalten, Infrastrukturnutzung, Kommunikationsmittel sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Herkunfts- und Zielorte). Das zivilgesellschaftliche Engagement wird offen erfasst, indem danach gefragt wird, inwiefern sich die Personen außerhalb von Beruf und Familie engagieren. Dabei wird umfangreich erfragt, welche Art von Engagement in welcher Intensität die Multilokalen vor, während und gegebenenfalls nach ihrer mehrörtigen Lebensweise ausgeübt haben, ausüben bzw. ausüben wollen. Die Erhebung des zivilgesellschaftlichen Engagements unterscheidet sich demnach von derjenigen in den SOEP-Daten, wo dieses in geschlossener Form mittels eines Items erhoben wird, in welchem auf bestimmte Bereiche des Engagements fokussiert wird (vgl. Kapitel 3.1). Die Interviews werden anhand von qualitativer Inhaltsanalyse (nach Mayring 2010) ausgewertet.

Weitere Informationen zur Auswertungsstrategie der qualitativen Daten finden sich in Greinke/Lange (2021).

Ergebnisse

Anhand der quantitativen Daten wird zunächst der allgemeine Effekt der erwerbsbedingten Multilokalität auf das zivilgesellschaftliche Engagement abgebildet. Konkret wird die Hypothese untersucht, dass die Aufnahme einer erwerbsbedingten Multilokalität einen negativen Effekt auf das Ausmaß des zivilgesellschaftlichen Engagements hat. Mittels der qualitativen Daten wird geprüft, ob sich die Befunde der quantitativen Analyse bestätigen lassen, und die relevanten Mechanismen zur Erklärung des Zusammenhangs werden identifiziert. Im Anschluss wird anhand der quantitativen Daten die zeitliche Struktur des Effektes von Multilokalität auf das Engagement genauer untersucht, um Hinweise auf mögliche alternative Erklärungen, wie Prozesse umgekehrter Kausalität, zu erhalten. Daraufhin wird auch mittels der qualitativen Daten überprüft, ob sich Hinweise auf das Vorliegen einer möglichen umgekehrten Kausalrichtung finden lassen. Abschließend werden die Ergebnisse der Triangulation der quantitativen und quantitativen Daten zusammenfassend dargestellt.

Im Rahmen der quantitativen Analyse bieten bereits die deskriptiven Ergebnisse in Tabelle 1 erste Anhaltspunkte über den Zusammenhang von Multilokalität und zivilgesellschaftlichem Engagement. So berichten rund 10 % aller Nichtmultilokalen, jedoch nur rund 5 % aller Multilokalen von einem wöchentlich stattfindenden ehrenamtlichen Engagement in Vereinen, Verbänden und sozialen Diensten. Letztere sind hingegen häufiger nie engagiert (rund 74 %) als die nicht multilokal lebende Vergleichsgruppe (rund 68 %). Im Folgenden wird der Zusammenhang im Zuge einer multivariaten Analyse empirisch untersucht. Abbildung 1 gibt die Effektschätzer der Ausprägung „multilokal“ in Bezug zur Referenz „nicht multilokal“ wieder. Modell 1 enthält den Effektschätzer des fixed effects-Regressionsmodells. Zusätzlich weist die Abbildung den Effektschätzer des POLS-Regressionsmodells aus. In der POLS-Regression tragen neben intraindividuellen Veränderungen auch Unterschiede zwischen Personen zu den Effektschätzungen bei. Die vollständigen Regressionskoeffizienten aller in beiden Modellen berücksichtigten Variablen können Tabelle 2 entnommen werden. Eine Gegenüberstellung beider Schätzungen gibt Anhaltspunkte, ob herkömmliche Regressionsverfahren, die auf einem Vergleich zwischen Personen beruhen, durch unbeobachtete, zeitkonstante Personenmerkmale verzerrt sind.

Effekte auf das ehrenamtliche Engagement: Schätzungen mit linearer <italic>fixed effects</italic> (FE)-Regression und POLS-Regression (mit 95-%-Konfidenzintervallen)Datenquelle: SOEP v36; eigene Berechnungen. Anmerkung: Schätzungen basieren auf 216.680 Beobachtungen (43.355 Personen). Alle Modelle kontrollieren für Erwerbsstatus, Siedlungsstruktur, Partnerschaftssituation, Kinder unter 15 Jahren im Haushalt, Wohneigentum, Gesundheitszustand, Alter und Periodeneffekte. Modell 2 kontrolliert zusätzlich für Bildungsniveau, Region (Ost- vs. Westdeutschland) und Geschlecht (vgl. Tabelle <xref ref-type="table" rid="Tab2">2</xref>). Effekte auf das ehrenamtliche Engagement: Schätzungen mit linearer <italic>fixed effects</italic> (FE)-Regression und POLS-Regression

Model 1: FE

Model 2: POLS

B

(SE)

B

(SE)

Datenquelle: SOEP v36, eigene Berechnungen; + p<0,10; * p<0,05; ** p<0,01; *** p<0,001; B = unstandardisierter Regressionskoeffizient, SE = Standardfehler

Erwerbs- und Mobilitätsstatus (Ref.: nicht multilokal)

multilokal

-0,105***

(0,026)

-0,201***

(0,032)

selbstständig

0,043***

(0,012)

0,093***

(0,015)

marginal beschäftigt

0,079***

(0,012)

0,152***

(0,016)

in (Aus‑)Bildung

0,071***

(0,010)

0,186***

(0,012)

nicht erwerbstätig

0,024***

(0,007)

-0,038***

(0,009)

Siedlungsstruktur (Ref.: städtischer Kreis)

ländlicher Kreis

0,038*

(0,019)

0,097***

(0,010)

Partnerschaftssituation (Ref.: verheiratet zusammenlebend)

unverheiratet zusammenlebend

-0,027**

(0,010)

-0,108***

(0,011)

kein Partner im Haushalt

0,034**

(0,011)

-0,037***

(0,010)

Kinder unter 15 Jahren im Haushalt (Ref.: nein)

0,011

(0,008)

0,022**

(0,008)

Wohneigentum vorhanden (Ref.: nein)

0,062***

(0,009)

0,260***

(0,008)

Gesundheitszustand (Ref.: sehr gut)

gut

0,007

(0,007)

-0,008

(0,010)

zufriedenstellend

0,002

(0,008)

-0,029**

(0,011)

weniger gut

-0,018+

(0,009)

-0,085***

(0,013)

schlecht

-0,074***

(0,015)

-0,169***

(0,019)

Alter

0,020***

(0,003)

0,007**

(0,002)

Alter quadriert

-0,000***

(0,000)

-0,000

(0,000)

Periodeneffekte (Ref.: Perioden mit mittlerem Engagement)

Perioden mit hohem Engagement

0,050***

(0,005)

0,052***

(0,006)

Perioden mit geringem Engagement

-0,039***

(0,004)

-0,057***

(0,005)

Bildungsniveau (Ref.: Mittlere Reife oder (Fach‑)Hochschulreife)

ohne Abschluss oder Hauptschulabschluss

-0,165***

(0,010)

tertiäre Bildung

0,130***

(0,012)

unbekannt

-0,068***

(0,016)

Region (Ref. Westdeutschland)

Ostdeutschland

-0,180***

(0,011)

Geschlecht (Ref. männlich)

weiblich

-0,124***

(0,009)

R2 (within): 0,005

R2: 0,058

Beobachtungen

216.680

216.680

Personen

43.355

43.355

Beide Modellschätzungen weisen auf einen negativen Effekt von Multilokalität auf das ehrenamtliche Engagement hin. Der Schätzung der fixed effects-Regression des Modells 1 zufolge reduziert die Aufnahme einer erwerbsbedingten multilokalen Lebensweise das ehrenamtliche Engagement um durchschnittlich rund 0,11 Skalenwerte der zugrunde gelegten vierstufigen Skala (vgl. Kapitel 3.1). Der Effekt ist statistisch hoch signifikant (p<0,001). Die Effektstärke scheint auf den ersten Blick hingegen gering zu sein. Dennoch erweist sich Multilokalität relativ zu den anderen geschätzten Effekten als ein bedeutsamer Einflussfaktor des zivilgesellschaftlichen Engagements. Zum Vergleich: Der Erwerb von Wohneigentum steigert das Engagement um rund 0,06 Skalenwerte (p<0,001) und ein Wechsel von einem ‚sehr guten‘ zu einem ‚schlechten‘ Gesundheitszustand ist mit einem Rückgang des Engagements um rund 0,07 Skalenwerte (p<0,001) verbunden (vgl. Tabelle 2).

Augenscheinlich ist, dass die POLS-Regression einen stärkeren negativen Effekt von Multilokalität auf das ehrenamtliche Engagement ausweist (vgl. Abbildung 1). Diesem zufolge reduziert Multilokalität das ehrenamtliche Engagement um durchschnittlich rund 0,20 Skalenwerte. Dies deutet darauf hin, dass der geschätzte Effekt der POLS-Regression auch auf unbeobachteten Merkmalen beruht, die das ehrenamtliche Engagement sowie die Neigung zu Multilokalität gegensätzlich beeinflussen. Plausibel ist beispielsweise, dass ein (relativ zeitinvariantes) hohes Verbundenheitsgefühl mit der Wohngegend ein erhöhtes ehrenamtliches Engagement (vor Ort) fördert und zugleich die Bereitschaft, räumlich weit entfernte Arbeitsstellen anzunehmen – und damit die Gelegenheiten, erwerbsbedingt multilokal zu leben – reduziert. Da der fixed effects-Schätzer einen derartigen Drittvariableneinfluss ausschließt, ist davon auszugehen, dass dieser sich der tatsächlichen Stärke des Kausalzusammenhangs von Multilokalität und ehrenamtlichem Engagement besser annähert.

Um ein detaillierteres Bild zu erhalten, wird zusätzlich mittels fixed effects-Regressionen überprüft, ob sich der Effekt nach Altersgruppe, Geschlecht oder Siedlungsstruktur am Ausgangsort (städtischer oder ländlicher Kreis) unterscheidet. Diese Analysen weisen für ältere Personen sowie Männer etwas stärkere Effekte aus, jedoch bleiben diese Effektdifferenzen statistisch insignifikant (Ergebnisse nicht dargestellt). Demgegenüber ist hinsichtlich der Siedlungsstruktur am Ausgangsort ein schwach signifikanter Unterschied festzustellen (p<0,10). Demnach reduziert die Aufnahme einer erwerbsbedingten multilokalen Lebensweise das ehrenamtliche Engagement um durchschnittlich rund 0,06 Skalenwerte, wenn der Hauptwohnsitz in einem städtischen Kreis liegt, und um durchschnittlich rund 0,15 Skalenwerte, wenn der Hauptwohnsitz in einem ländlichen Kreis liegt (vgl. Tabelle 3). Dies bedeutet einerseits, dass der negative Effekt sowohl für ländliche als auch für städtische Räume zu beobachten ist. Andererseits wird jedoch auch deutlich, dass die Befunde tendenziell eher für ländliche Räume relevant sind, da der Effekt dort etwas stärker ausgeprägt ist.

Effekte auf das ehrenamtliche Engagement: <italic>fixed effects</italic>-Modell mit Interaktion ‚städtische Region‘ vs. ‚ländliche Region‘

B

(SE)

Datenquelle: SOEP v36; eigene Berechnungen; + p<0,10; * p<0,05; ** p<0,01; *** p<0,001; B = unstandardisierter Regressionskoeffizient, SE = Standardfehler

Erwerbs- und Mobilitätsstatus (Ref.: nicht multilokal)

multilokal

-0,063+

(-0,038)

selbstständig

0,032*

(-0,015)

marginal beschäftigt

0,075***

(-0,014)

in (Aus‑)Bildung

0,072***

(-0,011)

nicht erwerbstätig

0,026**

(-0,009)

Siedlungsstruktur (Ref.: städtischer Kreis)

ländlicher Kreis

0,038+

(-0,020)

Erwerbs- und Mobilitätsstatus x Siedlungsstruktur

multilokal

-0,088+

(-0,052)

selbstständig

0,032

(-0,025)

marginal beschäftigt

0,014

(-0,025)

in (Aus‑)Bildung

-0,004

(-0,019)

nicht erwerbstätig

-0,006

(-0,014)

Partnerschaftssituation (Ref.: verheiratet zusammenlebend)

unverheiratet zusammenlebend

-0,027**

(-0,010)

kein Partner im Haushalt

0,033**

(-0,011)

Kinder unter 15 Jahren im Haushalt (Ref.: nein)

0,011

(-0,008)

Wohneigentum vorhanden (Ref.: nein)

0,062***

(-0,009)

Gesundheitszustand (Ref.: sehr gut)

gut

0,007

(-0,007)

zufriedenstellend

0,002

(-0,008)

weniger gut

-0,018+

(-0,009)

schlecht

-0,074***

(-0,015)

Alter

0,020***

(-0,003)

Alter quadriert

-0,000***

(0,000)

Periodeneffekte (Ref.: Perioden mit mittlerem Engagement)

Perioden mit hohem Engagement

0,050***

(-0,005)

Perioden mit geringem Engagement

-0,039***

(-0,004)

R2 (within): 0,006

Beobachtungen

216.680

Personen

43.355

Die qualitative Analyse kann den generellen Befund, wonach Multilokalität zu einer Reduktion des Engagements führt, bestätigen. Dabei scheint es jedoch keinen systematischen Unterschied dahingehend zu geben, ob sich die Herkunftsorte der Multilokalen in einer ländlichen oder städtischen Region befinden (die Zielorte der Multilokalen befinden sich hier durchweg in einer ländlich geprägten Region; vgl. Kapitel 3.2). Multilokale sind demnach durchaus gewillt, sich zu engagieren, müssen aber infolge ihres mehrörtigen Lebens zumeist ihr Engagement einschränken. Die Multilokalen haben durch ihre fluktuative und von häufigem Pendeln geprägte Lebensweise weniger Zeit als zuvor. Die eingeschränkte Ressource ‚Zeit‘ setzen die Multilokalen dann bevorzugt für Care-Arbeit oder reproduktive Arbeit ein oder gestalten sie bewusst mit freizeitlichen Tätigkeiten. So verbringen beispielsweise sechs der 15 interviewten Multilokalen ihre Zeit bevorzugt mit Familie, Partnerin/Partner oder Freunden, anstatt sich zivilgesellschaftlich zu engagieren (Greinke 2020: 115). Ein 42-jähriger Multilokaler erläutert: „Da ist die Familie dann doch wichtiger als [das Engagement]“ und eine 55-jährige Multilokale erklärt: „Das [Engagement] schaffe ich seitdem ich hier wohne eigentlich kaum noch.“ Zudem begründet ein 50-jähriger Multilokaler die Aufgabe seines Engagements im Sportverein folgendermaßen: „Weil ich keine Zeit mehr habe. Und wenn man Sport im Sportverein betreiben will und an den Wochenenden bei Spielen meist nicht da ist, dann ist die Zuverlässigkeit für die Mannschaft nicht gegeben. Dann hat man nicht mehr den Drang, sich aufzuraffen, wenn man so viel unterwegs ist.“ Darüber hinaus gibt ein 41-jähriger Multilokaler an: „Ich war vorher auch Jugendwart und habe das aber auch abgegeben. Ich glaube Ende 2004, weil ich gesagt habe, das geht nicht mehr, das kriege ich zeitlich nicht mehr hin.“ Deutlich wird dabei, dass im Hinblick auf die in Kapitel 2.2 dargestellten theoretischen Erklärungsmechanismen insbesondere die fehlende Ressource ‚Zeit‘ eine entscheidende Rolle für die Reduktion des zivilgesellschaftlichen Engagements spielt. Daneben finden sich auch Hinweise, dass durch das Pendeln bzw. das Unterwegssein eine erhöhte psychische Erschöpfung auftritt, wodurch den Multilokalen dann die Energie fehlt, ihr Engagement (im bisherigen Umfang) aufrechtzuerhalten.

Darüber hinaus scheinen auch, wie theoretisch erwartet, die wechselnden An- und Abwesenheiten zu einer Reduktion des Engagements beizutragen. So berichtet zum Beispiel ein 55-jähriger Multilokaler, dass er am Ausgangsort in einer Chorgemeinschaft gesungen hatte, diese Aktivität jedoch aufgrund geringer zeitlicher Ressourcen aufgegeben hat. Am Zielort möchte er allerdings aufgrund der regelmäßigen Abwesenheiten keine freiwillige Tätigkeit aufnehmen: „Ich habe mir das schon überlegt, ich habe so einen Chor hier schon gehabt. Also das ist der Kirchenchor hier […]. Aber das Problem ist, die treten ja immer am Wochenende auf. Was macht das für einen Sinn, wenn ich mit probe und dann doch nicht mitmache. Das bringt eigentlich nichts.“

Die theoretischen Annahmen ebenfalls bestätigend, scheint bei vielen Multilokalen die aktive Ansprache seitens Vereinen oder Institutionen Voraussetzung für die Aufnahme einer Tätigkeit. Während am Ausgangsort die bestehenden Netzwerke oft aufrechterhalten werden, wenn auch der Kontakt aufgrund der Abwesenheiten weniger intensiv ausfällt, machen es den Multilokalen sowohl die geringen Zeitverfügbarkeiten als auch weitere Gründe zumeist nicht möglich, sich in (neue) Netzwerke zu integrieren. Am Zielort sind die Multilokalen, sofern überhaupt, eher in freizeitliche Netzwerke integriert, um ein Hobby auszuüben. Insbesondere aus solchen Netzwerken ist jedoch zumeist keine direkte Ansprache für ein zivilgesellschaftliches Engagement zu erwarten. Demnach könnten auch der eingeschränkte Zugang zu oder die fehlende Ansprache aus Netzwerken Gründe für ein verringertes Engagement darstellen.

Vereinzelt gibt es allerdings auch Multilokale, die sich am Ziel- bzw. Arbeitsort ein zivilgesellschaftliches Engagement suchen, weil sie beispielsweise am Ausgangsort eine solche Tätigkeit aufgeben mussten. Aufgrund der eingeschränkten Ressourcenverfügbarkeit, insbesondere der Zeit, priorisieren die Multilokalen hierbei aber wenig(er) zeitintensive Tätigkeiten (Greinke 2020: 115). Ein 53-jähriger Multilokaler betont zum Beispiel, dass er bereits seit Langem am Ausgangsort in der Kirchengemeinde in der Jugendarbeit und als Seelsorger engagiert ist. Am Zielort engagiert er sich deshalb auch in der Kirche, jedoch mit eingeschränkten zeitlichen Verfügbarkeiten: „das ist ein großer Halt für mich, der christliche Glaube. […] Das ist [am Ausgangsort]. […]. Ich bin aber auch hier in der Gemeinde […] tätig.“ Dass Multilokale aber durchaus gewillt sind, ein freiwilliges Engagement mit eingeschränkten zeitlichen Ressourcen aufzunehmen, macht deutlich, dass insbesondere die Kompetenzen der Multilokalen nicht ‚verloren gehen‘ und diese durchaus eingesetzt werden. Die Kompetenzen stehen allerdings aufgrund der wiederkehrenden Ortswechsel nur phasenweise zur Verfügung und die insgesamt für das Engagement aufgewendete Zeit nimmt in der Regel ab.

Wie beschrieben, verweist der Koeffizient der fixed effects-Regression im Rahmen der quantitativen Analyse (vgl. Abbildung 1) auf einen negativen Effekt von Multilokalität auf das ehrenamtliche Engagement. Dieser Durchschnittseffekt gibt allerdings keine Auskunft über die zeitliche Entwicklung des Effektes. Um diesbezüglich ein detaillierteres Bild zu erhalten, wird das fixed effects-Regressionsmodell zu einem Modell mit sogenannten verteilten fixen Effekten (distributed fixed effects; Dougherty 2006) modifiziert (vgl. Abbildung 2). Dieses ermöglicht Einblicke dahingehend, wie sich das Engagement von Personen, die eine multilokale Lebensführung aufnehmen, relativ zu einer Referenzgruppe über die Prozesszeit entwickelt. Dabei wird zwischen verschiedenen Zeitpunkten vor und nach der Aufnahme einer multilokalen Lebensführung differenziert.

Aufgrund geringer Fallzahlen fassen wir einzelne Jahre teilweise zusammen.

Als Referenz dient das Engagement von Beobachtungen, die der ersten Messung nach Beginn der Multilokalität (repräsentiert durch den Wert 0 in Abbildung 2) mehr als zwei Jahre zeitlich vorausgehen.

Veränderungen im ehrenamtlichen Engagement mit der Prozesszeit aus einem verteilten <italic>fixed effects</italic>-Modell (mit 95-%-Konfidenzintervallen)Hinweis: Ref. (horizontale Linie) = mehr als zwei Jahre vor der ersten Messung nach Beginn der Multilokalität („0“); die gestrichelte vertikale Linie symbolisiert den Beginn der Multilokalität.

Es zeigt sich, dass mit dem Beginn von Multilokalität durchschnittlich eine deutliche Reduktion des Engagements einsetzt und im weiteren Prozessverlauf auf diesem verringerten Niveau verharrt. Demzufolge lassen sich auf der Basis dieser Analyse keine Indizien für einen generellen ‚Erholungseffekt‘ finden, solange die Multilokalität andauert. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass die Multilokalen bereits ein Jahr vor Aufnahme der Multilokalität ein leicht verringertes durchschnittliches Engagement aufweisen (Differenz zur Referenz statistisch nicht signifikant). Da die in Kapitel 2.2 erläuterten zentralen theoretischen Einflussmechanismen zur Erklärung des negativen Zusammenhangs von Multilokalität und zivilgesellschaftlichen Engagement (verringerte zeitliche und psychologische Ressourcen, periodische An- und Abwesenheiten) zu diesem Zeitpunkt noch nicht ‚greifen‘ können, scheint zumindest ein kleiner Anteil des gemessenen Effektes auf andere Mechanismen zurückzuführen zu sein. Eine mögliche Ursache ist unbeobachtete zeitveränderliche Heterogenität. Dies wäre etwa der Fall, wenn das Erreichen bestimmter beruflicher Karrierestufen einerseits eine Reduktion des zivilgesellschaftlichen Engagements (aus Zeitgründen) befördern würde und andererseits mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit verknüpft wäre, dass eine multilokale Lebensführung aufgenommen wird. Ferner könnte dieses Muster auch auf das Vorliegen umgekehrter Kausalität hindeuten: Eine (exogen verursachte) Reduktion des zivilgesellschaftlichen Engagements steigert die Bereitschaft (und Wahrscheinlichkeit), eine multilokale Lebensweise zu beginnen. Allerdings bleibt festzuhalten, dass die stärkste Reduktion des Engagements zeitlich mit der Aufnahme von Multilokalität zusammenfällt. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die postulierten theoretischen Mechanismen ein zentrales Erklärungsmoment des reduzierten Engagements infolge von Multilokalität darstellen.

Im Rahmen der qualitativen Analyse wurde dies zwar nicht explizit erfragt, jedoch finden sich dort keine Hinweise auf das Vorliegen umgekehrter Kausalität. Die Vermutung, dass ein reduziertes Engagement bzw. eine verringerte Bindung an den Ausgangsort zur Aufnahme der Multilokalität geführt haben könnte, lässt sich demnach nicht bestätigen. Vielmehr benennen die Multilokalen zumeist eindeutig einen Hauptort, den sie nicht aufgeben wollen und zu dem sie sich hingezogen und zugehörig fühlen. Die Bindung der Multilokalen an den Ausgangsort scheint durch die Mehrörtigkeit nicht verloren zu gehen. Dass die Multilokalen an mehreren Orten leben, hat vorrangig berufliche Gründe und ist nicht primär mit (verringerten) Engagementtätigkeiten verknüpft. Die Analysen bestätigen jedoch, dass vereinzelt bereits vor der Multilokalität das Engagement eingeschränkt oder aufgegeben wird. Eine 32-jährige Multilokale erklärt zum Beispiel: „Ich habe mal gefochten, aber als das mit der Arbeit angefangen hat, hat es zeitlich nicht mehr funktioniert“. So ist anzunehmen, dass bei einigen erwerbsbedingt Multilokalen bereits vor der mehrörtigen Lebensweise eine Reduktion des Engagements auftritt, da die verfügbaren zeitlichen Ressourcen beispielsweise in die berufliche Karriere investiert werden. Demnach ist die Aufnahme einer Mehrörtigkeit nicht immer der einzige Einflussfaktor für die Abnahme des Engagements. Der Annahme, dass Multilokalität zwangsläufig zu einer Verringerung des zivilgesellschaftlichen Engagements führen muss, steht gegenüber, dass der qualitativen Analyse zufolge sieben der 15 Multilokalen prinzipiell dazu bereit wären, eine freiwillige Tätigkeit am Zielort aufzunehmen (Greinke 2020: 115). Ein 48-jähriger Multilokaler betont: „Ich bin halt extrem eingespannt jetzt durch die Familie einerseits und natürlich auch der Beruf. Aber ich denke, sobald die Kinder älter sind, dann werde ich auf jeden Fall [eine Engagementtätigkeit] machen.“ Dabei machen die Multilokalen deutlich, dass sie dies vornehmlich themenbezogen tun würden. Genannt werden unter anderem Aktivitäten im Naturschutz, in Tierheimen, in Sportvereinen oder in sozialen Diensten. Insgesamt ergibt jedoch auch die qualitative Analyse, dass die Aufnahme einer multilokalen Lebensweise zu einer deutlichen Reduktion des zivilgesellschaftlichen Engagements führt. Die Ergebnisse zeigen, dass fünf der 15 Multilokalen keine freiwillige Tätigkeit am Zielort aufnehmen wollen. Sieben Multilokale möchten ihr Engagement insbesondere am Herkunftsort nicht vollständig aufgeben und versuchen dieses beizubehalten (Greinke 2020: 115), müssen es aber letztlich dennoch einschränken, wobei der wesentliche Grund hierfür in den bereits beschriebenen zeitlichen Restriktionen liegt.

Die zentralen Ergebnisse der Triangulation lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Die quantitativen Daten zeigen zunächst einen allgemeinen negativen Effekt der Aufnahme von Multilokalität auf das Ausmaß des Engagements, der tendenziell stärker ausfällt, wenn sich der Ausgangsort der Multilokalen in einer ländlichen Region befindet. Mittels der qualitativen Daten wird der negative Zusammenhang bestätigt und es werden relevante Mechanismen zur Erklärung des Zusammenhangs identifiziert. Die anhand der quantitativen Daten untersuchte zeitliche Struktur des Effektes steht zumindest nicht im Widerspruch zu der Annahme, dass der Zusammenhang auch teilweise auf Prozessen umgekehrter Kausalität beruhen könnte, wonach eine Verringerung des Engagements zu einer Abnahme der Bindung an den Ausgangsort und in der Folge zu einer vermehrten Aufnahme einer multilokalen Lebensweise führt. Die Analysen zeigen jedoch auch, dass die theoretisch erwartete Kausalrichtung, wonach die Aufnahme von Multilokalität zu einer Verringerung des Engagements führt, von den Daten deutlich klarer gedeckt ist, da die Verringerung des Engagements überwiegend zeitlich mit der Aufnahme der Multilokalität einhergeht bzw. dieser nachgelagert ist, was wiederum die Wirksamkeit der anhand der qualitativen Daten ermittelten Mechanismen nahelegt. Dies wird dadurch bekräftigt, dass sich anhand der qualitativen Daten keine Hinweise auf das Vorliegen einer möglichen umgekehrten Kausalrichtung finden lassen, da die Multilokalen durchweg eine starke Bindung an den Ausgangsort berichten.

Diskussion und Fazit

Der vorliegende Beitrag untersuchte den Einfluss der Aufnahme einer erwerbsbedingten multilokalen Lebensweise auf das zivilgesellschaftliche Engagement. Dazu wurden quantitative und qualitative Daten im Rahmen einer Methodentriangulation kombiniert. Ausgehend von theoretischen Überlegungen wurde ein negativer Einfluss der multilokalen Lebensweise auf das zivilgesellschaftliche Engagement erwartet. Die quantitative Analyse auf der Grundlage von repräsentativen Paneldaten des SOEP zeigte mittels fixed effects-Regressionen, dass die Aufnahme der Multilokalität mit einem Rückgang des zivilgesellschaftlichen Engagements verbunden ist. Die qualitative Analyse, basierend auf leitfadengestützten Interviews in einem ländlich geprägten Kreis in Niedersachsen, bestätigte diesen Befund und machte deutlich, dass Multilokale sich zwar durchaus engagieren wollen, dies aber zumeist nur sehr eingeschränkt oder gar nicht tun können. Häufig wird das Engagement am Herkunftsort reduziert oder aufgegeben, jedoch kein (neues) Engagement am Zielort aufgenommen. Zudem zeigte sich, dass hierfür insbesondere fehlende zeitliche Ressourcen sowie die periodische An- und Abwesenheit ursächlich sind. Daneben scheinen jedoch auch die reduzierten psychologischen Ressourcen aufgrund der hohen Belastung durch die Pendelmobilität und der reduzierte Zugang zu und die fehlende Ansprache aus den Netzwerken eine Rolle zu spielen, womit die theoretisch abgeleiteten Mechanismen insgesamt bestätigt werden.

Die Einflussfaktoren auf die Aufnahme oder Aufgabe eines Engagements sind jedoch nicht immer primär mit der Multilokalität selbst verknüpft. Die quantitativen und die qualitativen Analysen deuteten darauf hin, dass einige Multilokale bereits vor der Aufnahme einer multilokalen Lebensweise ihr Engagement eingeschränkt oder aufgegeben hatten. Allerdings ergab die quantitative Analyse auch, dass die stärkste Reduktion des Engagements zeitlich mit der Aufnahme der multilokalen Lebensführung zusammenfällt. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die postulierten theoretischen Mechanismen ein zentrales Erklärungsmoment des reduzierten Engagements infolge von Multilokalität darstellen.

Die Ergebnisse zeigten jedoch auch, dass Multilokale trotz eingeschränkter Ressourcen durchaus aktiv am Zielort sein können und wollen, sofern diese zeitlich wenig intensiv und auf die multilokale Lebensweise zugeschnitten sind. In anderen Untersuchungen wurden bereits Hinweise darauf gefunden, dass bei Multilokalen die Nachfrage und das Angebot hinsichtlich des Engagements häufig nicht zusammenpassen. So fehlen unter anderem Informationen zu Engagementtätigkeiten oder Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft (z. B. Doppelmitgliedschaften in der Feuerwehr). Zudem sind bestehende Strukturen (z. B. in Vereinen) und Angebote häufig nicht (zeitlich) flexibel genug, um Multilokale anzusprechen (vgl. Lange 2018; Greinke/Lange/Othengrafen 2020: 340). Als Handlungsempfehlung lässt sich ableiten, dass passende Angebote geschaffen und Ansprachen aktiv formuliert werden sollten, um mehrörtig Lebenden den Zugang zu erleichtern. Tradierte Vereinsstrukturen sollten für projektbezogene oder kurzfristige Engagementangebote geöffnet sowie temporäre Beteiligungen akzeptiert und zugelassen werden (Lange 2018: 168–169).

Zusätzliche, nach Raumtypen differenzierte Analysen der SOEP-Daten ergaben, dass der negative Effekt von Multilokalität auf das zivilgesellschaftliche Engagement in ländlichen im Vergleich zu städtischen Herkunftsregionen etwas deutlicher ausfällt. Zu erklären ist dieser Befund vermutlich unter anderem damit, dass in ländlichen Räumen andere Strukturen und damit auch Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements anzutreffen sind (vgl. Hameister/Tesch-Römer 2017), die möglicherweise weniger gut mit den Erfordernissen einer multilokalen Lebensweise vereinbar sind. Eine besondere Relevanz könnte sich daraus ergeben, dass das zivilgesellschaftliche Engagement insbesondere in ländlichen Regionen eine lange Tradition besitzt und in besonderer Weise der sozialen Integration dient (vgl. Hameister/Tesch-Römer 2017) sowie dort „als wichtige Stütze zur Sicherung der Daseinsvorsorge“ (Kleiner/Klärner 2019: 10) gilt.

Die Kombination der quantitativen und qualitativen Daten ermöglichte es nicht nur, den allgemeinen (kausalen) Effekt von Multilokalität auf das zivilgesellschaftliche Engagement zu untersuchen, sondern auch, die zuvor spezifizierten theoretischen Annahmen genauer zu überprüfen, um ein tieferes Verständnis über die zugrunde liegenden Mechanismen zur Erklärung des Zusammenhangs zu erhalten. Eine Limitation besteht jedoch darin, dass beide Untersuchungen zunächst unabhängig voneinander durchgeführt und erst die Ergebnisse aufeinander bezogen wurden. Zukünftig wäre es wünschenswert, wenn eine Integration der verschiedenen Datenquellen noch frühzeitiger und stringenter erfolgen könnte (vgl. Kelle 2019). Weitere Limitationen der quantitativen Untersuchung bestehen zum einen in der eingeschränkten Messung des zivilgesellschaftlichen Engagements innerhalb der SOEP-Daten über ehrenamtliche Tätigkeiten in Vereinen, Verbänden und sozialen Diensten, wodurch andere sowie sich neu entwickelnde Aktivität möglicherweise nicht hinreichend erfasst wird. Zum anderen ist anhand der SOEP-Daten eine Verortung der Engagementtätigkeiten nach Ausgangs- und Zielorten nicht möglich. Darüber hinaus sind die qualitativen Daten ausschließlich im Landkreis Diepholz erhoben worden, was deren Generalisierbarkeit einschränken kann.

Hinsichtlich der zukünftigen Forschung gilt es, das zivilgesellschaftliche Engagement von (erwerbsbedingten) Multilokalen noch stärker in den Fokus von Untersuchungen zu rücken. Unklar ist zum Beispiel, welche Arten von Tätigkeiten die Multilokalen aufgegeben haben, welche sie gegenwärtig ausüben und welche sie zukünftig ausüben wollen. Es sollte auch danach differenziert werden, ob die Tätigkeiten überwiegend am Ausgangs- oder Zielort und ob diese eher lokal oder eher ortsungebunden ausgeübt wurden bzw. werden. Darüber hinaus sollte der räumliche Bezug systematischer hergestellt und zwischen verschiedenen Raumtypen differenziert werden. So sollten die theoretischen Mechanismen zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen Multilokalität und Engagement auch auf der Grundlage von (qualitativen) Daten aus städtischen Räumen überprüft werden. Zudem fehlen bislang europäische oder international vergleichende Studien, die die regionalen und nationalen Unterschiede berücksichtigen und mögliche Differenzierungen hinsichtlich des Zusammenhanges untersuchen. Auch bleibt offen, inwiefern Engagementtätigkeiten gegebenenfalls nach Aufgabe der Mehrörtigkeit (wieder) aufgenommen oder gar intensiviert werden. Die vorliegenden Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass das Niveau des Engagements nach Beendigung einer multilokalen Lebensführung das Ausgangsniveau vor Beginn der Multilokalität längerfristig nicht mehr erreicht wird.

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