Ursachen und Folgen des Telekommunikationsnotstandes in den neuen Bundesländern

Authors

  • Norbert Kordey empirica, Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung mbH

DOI:

https://doi.org/10.14512/rur.2045

Abstract

Aufgrund jahrzehntelanger Vernachlässigung der Fernmeldeinfrastruktur stehen im Osten Deutschlands die uns im Westen zur Selbstverständlichkeit gewordenen Möglichkeiten der Telekommunikation nicht oder nur in höchst unzureichender Weise zur Verfügung. Um den dringend benötigten wirtschaftlichen Aufschwung in den fünf neuen Bundesländern nicht zu gefährden, ist eine möglichst rasche Verbesserung von zentraler Bedeutung. Die DBP Telekom hat hierzu schon vor dem Beitritt ein 55 Mrd.-DM-Investitionsprogramm in die Wege geleitet, mit dem ehrgeizigen Ziel, bis 1997 ein in ganz Deutschland gleichmäßiges fernmeldetechnisches Versorgungsniveau zu erreichen.

Dennoch steht die DBP Telekom mittlerweile im Kreuzfeuer der Kritik. Ihr wird vorgeworfen, zu wenig zu improvisieren und anstatt rascher Realisierung zu sehr den unter betriebwirtschaftlichen Kostengesichtspunkten optimalen Ausbau zu verfolgen. Aus regionalpolitischer Perspektive stellt sich neben dem Problem des Ausbautempos das der Ausbaurangfolge, d.h. der flächendeckenden Versorgung mit Telekommunikationsdiensten in den ländlich-peripheren Regionen der ehemaligen DDR. Schließlich werden angesichts der zu bewältigenden Aufgaben erste Stimmen laut, die eine Privatisierung der DBP bzw. eine Aufhebung des Netz- und Telefonmonopols fordern.

Downloads

Download data is not yet available.

References

(1) Vgl. Steffens, M.B.: Das Telephon in den sozialistischen Ländern. In: Telefon und Gesellschaft, Berlin 1990, Bd. 2, S. 199–213

(2) Vgl. Kordey, N.: Entfernungsabhängige Fernmeldegebühren und regionalspezifisches Kommunikationsverhalten. In: Gesellschaft für Regionalforschung (1990), Seminarbericht 28, S. 81–106

(3) Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen (BMB): Zahlenspiegel. Bundesrepublik Deutschland/Deutsche Demokratische Republik. Ein Vergleich. – Bonn 1988

(4) Vgl. Lange, U.: Von der ortsgebundenen “Unmittelbarkeit” zur raum-zeitlichen “Direktheit” – Technischer und sozialer Wandel und die Zukunft der Telefonkommunikation. In: Telefon und Gesellschaft, Berlin 1989, S. 167–185Die Situation in den neuen Bundesländern bietet die einmalige Chance, im Sinne einer empirischen Nullmessung das heutige Kommunikationsverhalten zu erheben und mit dem westdeutschen zu vergleichen bzw. in wenigen Jahren Paneluntersuchungen vorzunehmen. Hieraus lassen sich unter Umständen wichtige Erkenntnisse über die Auswirkungen der Technisierung der Kommunikation gewinnen. Aus regionalwissenschaftlicher Sicht bedeutsame Untersuchungsthemen wären in diesem Zusammenhang auch das spezifische Kommunikationsverhalten in unterschiedlichen Regionstypen oder die Kommunikationsmuster unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen (Personen, Unternehmen usw.) sowie deren Entwicklung über die Zeit

(5) Vgl. Oberliesen, R.: Informationen, Daten und Signale. Geschichte technischer Informationsverarbeitung. – Reinbek bei Hamburg 1982

(6) Vgl. Agi, M.: Osteuropa im Fernmeldefieber. In: ntz (1990) H. 1–3, S. 32, 92 und 165

(7) Vgl. Busch, B.: Schwerpunkt DDR: Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur. In: IW-Trends (1990) H. 2, S. III 1–13

(8) Vgl. Stürz, H.: DDR-Telefonnetz. Nur noch ein Trümmerhaufen. In: Funkschau (1990) H. 19, S. 67–70

(9) Vgl. Buchheim, D.: Vorstellungen zum beschleunigten Ausbau des Femmeldenetzes der DP. In: Telekommunikation in der DDR und der Bundesrepublik. – Heidelberg 1990, S. 19–36

(10) Vgl. Kranz, U.: Telekommunikation in der DDR. Riesenchancen wahrnehmen. In: net (1990) H. 7/8, S. 322–326

(11) Vgl. Tenzer, G.: Telekommunikation als verbindende Infrastruktur. In: Telekommunikation in der DDR und der Bundesrepublik. – Heidelberg 1990, S. 37–42

(12) Vgl.: Wir kommen unter Druck. In: Der Spiegel (1990) H. 45, S. 152–156

(13) Vgl. Wollner, F.: Wettbewerb und flächendeckende Versorgung. In: Raumforschung und Raumordnung 47 (1989) H. 2–3, S. 139–141

(14) Vgl. Bundesminister für Post und Telekommunikation (BMPT): Reform des Post- und Fernmeldewesens in der Bundesrepublik Deutschland. – Heidelberg 1988

(15) Vgl. Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (BMBau): Raumordnungsbericht 1990. – Bonn-Bad Godesberg 1990Wie sich die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen im Telekommunikationssektor in Zukunft gestalten, ist heute (Nov. 1990) nicht abzusehen. Möglicherweise stellt die jüngste Postreform nur ein Zwischenstadium dar, und es kommt mit der Schaffung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes zu einer weitergehenden Liberalisierung. Des weiteren wird schon darüber spekuliert, ob nicht die Kosten der deutschen Einheit u.a. auch mit den Erlösen einer Privatisierung der DBP Telekom finanziert werden können.

(16) Vgl. Kordey, N.; Korte, W.B.: Raumwirksame Anwendungen der Telematik. In: Geographische Rundschau (1989) H. 5, S. 291–297

(17) Vgl. Klaus-Stöhner, U.; Graß, C.: Nachbarschaftsladen 2000 und Tele-Servicecenter für den ländlichen Raum. – BMBau-Schriftenreihe Forschung, Bonn-Bad Godesberg 1990, H. 476

(18) Vgl. Huws, U.; Korte, W.B.; Robinson, S.: Telework. Towards the Elusive Office. – Chichester u.a. 1990

Published

1991-01-31

Issue

Section

Research Article

How to Cite

1.
Kordey N. Ursachen und Folgen des Telekommunikationsnotstandes in den neuen Bundesländern. RuR [Internet]. 1991 Jan. 31 [cited 2024 Dec. 6];49(1):43-56. Available from: https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2045

Share