Zielorientierte Projektplanung (ZOPP) in regionaler Entwicklungsplanung

Fallstudie Sichuan/VR China*

Authors

  • Gerhard Nagel Zentralinstitut für Raumplanung und Umweltforschung, Technische Universität München

DOI:

https://doi.org/10.14512/rur.2157

Abstract

Die Planungsmethode, die in diesem Beitrag angewandt auf erstmalige regionale Entwicklungsplanung für einen (Land‑)Kreis Chinas erläutert wird, hat ihren Ursprung hei der U.S. Agency for International Development (USAID). Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) – die im Bundesauftrag Entwicklungsprojekte durch Expertenentsendung ausführt – übernahm diesen Ansatz in den frühen 80er Jahren, um ihn unter der neuen Bezeichnung „Zielorientierte Projektplanung“, kurz ZOPP, methodisch weiter auszuarbeiten und bald allen ihren Entwicklungsprojekten als verbindliches Management-Muster aufzuerlegen. Das Wesen dieses Verfahrens liegt in einer ausgeprägten Partizipation derer, die die Nutznießer basisorientierter Entwicklungsprojekte sein sollen, der Zielbevölkerung und Zielgruppen, und in der Förderung der Effektivität der Projekte. Es kehrte in den letzten Jahren in einer „Logical Framework Matrix“ in die Projektzyklen mehrerer internationaler Entwicklungsorganisationen zurück.

Regionale Entwicklungsplanung stellt eine andere Gesamtaufgabe als Projektplanung und -durchführung. Die regionale Perspektive übergreift grundsätzlich alle Wirtschaftssektoren und Verwaltungsteilgebiete einer Planungsregion, während sie Projekte und Programme in Abstimmung mit Fachplanung nur insoweit aufbereiten läßt, als Implementation kurzfristig unter den lokalen Verhältnissen im Entwicklungsland erforderlich und auch wahrscheinlich ist. In der regional breiten Perspektive mag ein Grund liegen, weshalb ZOPP bisher noch nicht unter regionaler Entwicklungsplanung angewandt worden ist. In diesem Rahmen erscheint eine ausgeprägt partizipative Routine jedoch ebenfalls angeraten, desto mehr, wenn westliche Planungsberatung von einer chinesischen Administration gewünscht ist. Es gilt dann, der Ideologie der sozialistischen „Massenlinie“ ein Verfahren mit substantiellem partizipativem Gehalt gegenüberzustellen.

Dieser Beitrag befaßt sich nicht mit der übergeordneten Planungsaufgabe (die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erfüllt wurde), sondern mit der Frage, wie ZOPP darunter praktisch nutzbar gemacht werden konnte. Das Verfahren mußte gegenüber seinem Entwicklungsstand bei der GTZ beschnitten werden, dafür aber in seinem ursprünglichen Kern, den partizipativen Workshops, vertieft und über die Breite der regionalen Perspektive gezogen werden. Eine Grundbedingung für Erfolg war sicheres Vertrauen der chinesischen Partner.

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References

(1) Vgl. zur gesetzlichen Regelungs- und teils noch informellen Verständnislage für raumbezogene Planungen aller Art in China: Wang, W.; Schoof, H.: Raumplanungssystem in der Volksrepublik China. – Hannover 1989. = Einzelveröffentlichung der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Nr. 160

(2) Siehe dazu Nagel, G.: Planungsberatung im sozialistischen System. Regionale Entwicklungsplanung in der V.R. China – Konzeption und Erfahrungen. In: Geographische Zeitschrift (1992) 80, 1,S. 39–50.

(3) Vgl. zur nachvollzogenen Organisationsgeschichte Kievelitz, U.; Tilmes, K.: Zielorientierte Projektplanung: Ein entwicklungspolitisches Planungsinstrument und seine interkulturelle Problematik. In: Vierteljahresberichte. Probleme der internationalen Zusammenarbeit (1987) Nr. 108, S. 132 f. Diese Autoren beziehen sich auf Bolay, F.: Die Einführung der Zielorientierten Projektplanung in der GTZ, 2 Bde. – Ahorn 1984. Seit 1983 wendet die GTZ ZOPP auf alle Projektaufträge an, seit 1985 ist die Projektplanung über ZOPP dort via Order des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit verbindlich vorgeschrieben.

(4) Zur aktuellen Verbreitung der – nun computergestützten – Anwendung vgl. Salem, C.: Computer-assisted project management. In: EDI Review [Economic Development Institute, The World Bank] (1992) Jan., S. 2

(5) Zils, K.-L.; Winkler, U. (Bearb.): Zielorientierte Planung von Projekten der Technischen Zusammenarbeit (ZOPP). – Eschborn 1982. = GTZ-Veröffentlichung, hektographiert, S. 4

(6) Zur kurzen Darstellung des methodischen Gerüsts insoweit siehe etwa Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH (Hrsg.): Management der Projektdurchführung im Partnerland. Ein Leitfaden. – Eschborn 1987, S. 23–27. Vgl. auch Kievelitz, U.; Tilmes, K., a.a.O., S. 133. Dort ist der rote Faden eines ZOPP-Durchlaufs in sechs Punkten beschrieben.

(7) Aktuell werden von der GTZ dem größeren Projektmanagement-System fünf Funktionen beigemessen: Planung der Projektdurchführung, Monitoring und Evaluierung, Organisation, Führung und Zusammenarbeit sowie die Gestaltung der Kooperationsbeziehungen zum Projektumfeld. Vgl. Gärtner, U.: Im Wirrwarr der Werte. Erfahrungen mit dem interkulturellen Projektmanagement in Asien. In: gtz info (1991) Nr. 6, S. 13

(8) Vgl. dazu u.a. Prybyla, J.S.: Market and Plan Under Socialism: The Bird in the Cage. – Standford/Ca. 1987, S. 74, 187 u. 190.

(9) Vgl. dazu etwa eine instruktive Beispiel-PPÜ in: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), a.a.O., S. 29

(10) Unter den Bedingungen der chinesischen und vergleichbarer Mentalität hat sich der ausländische Berater/Gast vernünftigerweise sensibel darauf einzustellen, daß er manches entscheidend steuernde Informationselement in keinem anderen Kontakt als dem nur scheinbar gelöstesten, nämlich während der gastfreundlichen Bankette erhält. Es wäre nutzlos, solche Informationen durch importierte systematische Gesprächsorganisation herauslocken zu wollen.

(11) Von dieser Maxime weicht man unter Projekt-ZOPP offenbar häufig ab.

(12) In der VR China haben besonders die Jahre ab 1988 gezeigt, daß es für Landwirtschaft, kollektive Ortschafts- und Familienbetriebe, die nichtstaatlich – nur den Abführungs- und Preisvorschriften unterworfen – unter dem reformimmanenten Produktionsverantwortungssystem arbeiten, gesicherte Voraussicht auf die Rahmenbedingungen der Produktion in der mittleren Frist kaum gibt.

(13) Echte, analytische Alternativenabwägung unterblieb innerhalb der ZOPP-Routine nach Erfahrung mit der Frühphase ohnehin weitestgehend, wie Kievelitz, U.; Tilmes, K., a.a.O., S. 135 ihren Quellen entnahmen.

(14) Im unverbildeten China erlebt der ausländische Gast bei solcher Gelegenheit bühnenreife Auftritte von der Dorfebene her.

(15) Der Verfahrensablauf müßte evtl, außerplanmäßig beendet werden, wenn alle die schönen westlichen Filzstifte verschwunden sind.

(16) Vgl. z.B. Kievelitz, U.; Tilmes, K., a.a.O., S. 137 und den dort folgenden Abschnitt zur „interkulturellen Anwendungsproblematik von ZOPP“; ferner – besonders kritisch – Stamm, V.: Ansätze partizipativer Projektplanung. Möglichkeiten der Mitwirkung. In: Entwicklung und Zusammenarbeit (1990) 31, 11, S. 4–6.

(17) Bei Kievelitz, U.; Tilmes, K., a.a.O., über Thailand berichtet.

(18) Wie besonders während des zweiten deutschen Teameinsatzes im Jahre 1990 durchdrang, werden in der gegenwärtigen politischen Phase unmittelbar vor den Aussaaten alle politischen Kräfte der lokalen und der Kreisebene gebunden, um den Bauern die Politik des Makroplanes für ihr Gebiet zu „erklären“.

Published

1992-09-30

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Research Article

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1.
Nagel G. Zielorientierte Projektplanung (ZOPP) in regionaler Entwicklungsplanung: Fallstudie Sichuan/VR China*. RuR [Internet]. 1992 Sep. 30 [cited 2024 Oct. 12];50(5):261-70. Available from: https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2157

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