Sozialhilfe und Lebenswelt

Ausgewählte Ergebnisse einer regional differenzierenden Analyse der niedersächsischen Sozialhilfestatistik 1986

Authors

  • Herbert J. Schubert Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung, Universität Hannover

DOI:

https://doi.org/10.14512/rur.2488

Abstract

Um lebensräumliche Strukturdifferenzen des Sozialhilfebezugs zu untersuchen, wurden die Regionaltabellen der niedersächsischen Sozialhilfestatistik einer Sekundäranalyse unterzogen. Im Blickpunkt standen die regionalen Lebenssituationen von Sozialhilfeempfängern und die Sozialhilfeausgaben der örtlichen Träger in Niedersachsen 1986.

Die Ergebnisse verdeutlichen, daß das Fehlen eines bundesstaatlich hinreichend geregelten Familienlastenausgleichs Gebiete mit einem hohen Familienanteil und günstigeren Geburtenraten regionalwirtschaftlich benachteiligt: Im Westen, wo der Bevölkerungsanteil der Kinder und Jugendlichen hoch ist, wo viele Familien leben und eine überdurchschnittliche Geburtenrate zu verzeichnen ist, sind die privaten Hilfe- und Beziehungsnetze so tragfähig, daß nur relativ selten Ältere in Heimen versorgt werden müssen. Allerdings belasten dort die überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit und das unterdurchschnittliche Lohnniveau die Lebenslage von Familien tiefgreifend, so daß in überdurchschnittlich vielen Fällen Armut nur durch Hilfe zum Lebensunterhalt abzuwenden ist.

Im Südosten Niedersachsens prägen ein hoher Rentneranteil, eine geringe Familiendichte und eine niedrige Geburtenrate das demographische Profil. Die Sozialhilfe ersetzt in diesen Teilen des Landes schwerpunktmäßig die Aufgaben einer Pflegeversicherung. Dort scheinen die privaten Hilfe- und Beziehungsnetze weniger tragfähig zu sein, so daß überdurchschnittlich viele ältere Menschen ihren Lebensabend in Heimen verbringen. Sie müssen Sozialhilfe wegen der hohen Kosten für stationäre Pflege in Anspruch nehmen.

Um den Sozialhilfeaufwand längerfristig dämpfen zu können, ist eine räumlich differenzierte Strukturpolitik erforderlich. Sie muß die regionalen Rahmenbedingungen verbessern, die für die aktuellen Sozialhilfeprobleme ausschlaggebend sind. Für dieses strukturpolitische Handeln werden in der Abhandlung mögliche Orientierungslinien in Betracht gezogen.

Downloads

Download data is not yet available.

References

Schubert, Herbert J.: Sozialhilfe in Niedersachsen. Lebenssituationen der Empfänger und Ausgabenstrukturen in den Regionen des Landes 1986. = Materialien des Instituts für Entwicklungsplanung und Strukturforschung, Band 133, Hannover 1988. Die Veröffentlichung enthält einen umfangreichen Tabellen- und Kartenanhang.

Methodisch ist dieser Vergleich mit Mängeln behaftet; denn 1986 wurde nach dem Kriterium “Arbeitslosigkeit” zugeordnet, 1984 aber noch mit dem Kriterium “Verlust des Arbeitsplatzes” gearbeitet, so daß beispielsweise arbeitslose Schulabgänger unter sonstigen Ursachen mitgezählt wurden.

Published

1988-09-30

Issue

Section

Research Article

How to Cite

1.
Schubert HJ. Sozialhilfe und Lebenswelt: Ausgewählte Ergebnisse einer regional differenzierenden Analyse der niedersächsischen Sozialhilfestatistik 1986. RuR [Internet]. 1988 Sep. 30 [cited 2025 Nov. 10];46(5,6):235-48. Available from: https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2488

Share