Mögliche Strategien zur Beeinflussung des Strukturwandels in Verdichtungsräumen

Authors

  • Horst Zimmermann

DOI:

https://doi.org/10.14512/rur.2648

Abstract

Verdichtungsräume als neueres Objekt der Regionalpolitik sind keine homogene Kategorie, sondern müssen zumindest in altindustrielle Ballungsgebiete und moderne Wachstumsregionen gruppiert werden. Eine Politik in altindustriellen Ballungsgebieten entspringt vorwiegend dem regionalen Ausgleichsziel, eine Politik in modernen Wachstumsregionen dagegen vorwiegend dem gesamtwirtschaftlichen Wachstumsziel. Soweit gesamtwirtschaftliches Wachstum nicht mehr als gesichert angesehen wird, sondern gefördert werden soll, besteht zwischen der Förderung der beiden Typen von Verdichtungsräumen ein Zielkonflikt und damit Konkurrenz bei der Verwendung der verfügbaren öffentlichen Ressourcen.

Eine einseitige Förderung moderner Wachstumsregionen ist oft nicht erforderlich und kann auch zu Überlastung, etwa unter Umweltzielen, führen. Eine massierte Förderung der altindustrialisierten Verdichtungsräume wiederum würde zu einem weitgehenden Anknüpfen an alte Strukturen führen: einseitige Branchenstruktur und häufig Großbetriebsstruktur. Daher wird eine mittlere Strategie vorgeschlagen, mit der die Neugründungen und Erweiterungen in jeder Region gefördert, die Bestandspflege auch im mittelständischen Bereich verstärkt, insbesondere neue Technologien unterstützt und für höher qualifizierte Arbeitskräfte die erforderliche Attraktivität der Wohnregionen gesichert werden. Damit werden in allen Regionen Wachstumsansätze gefördert, und die Anreize werden dort vermehrt aufgenommen werden, wo der regionale Nährboden für Wachstum besonders günstig ist. Wenn altindustrialisierte Verdichtungsräume von einer solchen Strategie in besonderem Maße partizipieren sollen, kann man ihnen eine Vorabquote der entsprechenden Mittel zuordnen, ohne aber die Anknüpfungspunkte der Maßnahmen zu ändern.

Downloads

Download data is not yet available.

References

Siehe Beitrag von Th. Pieper.

Siehe Beitrag von D. Schäfer.

Vgl. zu der Gegenüberstellung auch Zimmermann, H.: Die Folgen einer Konzentration von Wissenschaft und Politik auf Städtebau und Ballungsprobleme für die großräumige Entwicklung. In: Regionale Wirtschaftspolitik für unterschiedlich strukturierte Räume, Beiträge der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Nr. 40. – Hannover 1980, S. 6 ff.

Vgl. auch Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1984/85, Tz. 414.

Die Gegenüberstellung der beiden Ziele soll nicht überdecken, daß die regionale Ausgleichspolitik in der Bundesrepublik überwiegend mittels des Instruments des regionalen Wachstums betrieben wurde. Allerdings war damit jeweils das Wachstum in der einzelnen Region gemeint, ohne ernsthaft zu prüfen, ob die Grenzproduktivität der eingesetzten öffentlichen Mittel in dieser Region die höchste war, also den höchsten Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum leistete

Vgl. etwa Giersch, H.: Das ökonomische Grundproblem der Regionalpolitik. In: Jürgensen, H., (Hrsg.): Gestaltungsprobleme der Weltwirtschaft. – Göttingen 1964, S. 386 ff., und Marx, D.: Wachstumsorientierte Regionalpolitik. – Göttingen 1966.

Vgl. zur Anwendung der gesamten Argumentation auf die Verdichtungsräume in Nordrhein-Westfalen: Zimmermann, H.: Stellungnahme zur Frage: Mehr Wachstum oder mehr Ausgleich? – Inhalt und Konsequenzen möglicher Strategien zur Beeinflussung der Verdichtungsräume in Nordrhein-Westfalen. – Marburg 1984, hrsg. von den Industrie- und Handelskammern Aachen, Arnsberg, Bielefeld, Bonn, Köln, Krefeld/Mönchengladbach/Neuß, Siegen.

Siehe Beitrag von Th. Pieper.

Vgl. HWWA: Analyse der strukturellen Entwicklung der Wirtschaft, Strukturbericht 1981. – Hamburg 1984, S. 53.

Vgl. hierzu Postlep, R.-D.: Regionale Effekte höherwertiger Dienstleistungen. Schriften der Gesellschaft für Regionale Strukturentwicklung, Bd. 10, Bonn 1982.

In den modernen Wachstumsgebieten ist bei Subventionen ein besonders großer Mitnahmeeffekt zu erwarten, da die dortigen Unternehmen weniger auf öffentliche Mittel angewiesen sind und sich daher weniger leicht von ihrem Verhalten ablenken lassen. Für die Bereitstellung zusätzlicher Infrastruktur trifft das Argument des Mitnahmeeffekts dagegen nicht zu. Vgl. hierzu Zimmermann, H.: Der Mitnahmeeffekt. In: Räumliche Aspekte des kommunalen Finanzausgleichs, Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Forschungs- und Sitzungsberichte, Bd. 159, Hannover 1985, S. 293 ff.

Published

1985-07-31

Issue

Section

Research Article

How to Cite

1.
Zimmermann H. Mögliche Strategien zur Beeinflussung des Strukturwandels in Verdichtungsräumen. RuR [Internet]. 1985 Jul. 31 [cited 2024 Oct. 6];43(4):161-4. Available from: https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2648

Share