Planungs- und forschungsorientierte Raumgliederungen

Zur Abgrenzung von Agglomerationsräumen (Stadtregionen)

Authors

  • Gerd Tönnies

DOI:

https://doi.org/10.14512/rur.2462

Abstract

Informationen über die Entwicklung von Agglomerationsräumen bzw. Stadtregionen spielen für zahlreiche Bereiche der Gesellschaft und für die Steuerung der Siedlungsentwicklung eine zentrale Rolle. Sie stellen nicht nur vergleichbare Daten für einzelne Städte oder Stadtregionen bereit, sondern ermöglichen darüber hinaus die Untersuchung von Entwicklungsprozessen im gesamten urbanen System.

In dem vorliegenden Beitrag werden einige von der ARL entwickelte Abgrenzungskonzepte vorgestellt, die Zielsetzungen für die weitere Agglomerationsforschung kurz angedeutet und die bisherigen Regionalisierungsvorstellungen mit neueren Konzepten zur Agglomerationsabgrenzung in ausgewählten europäischen Ländern (Belgien, Österreich, Schweiz) verglichen. Die Diskussion um Raumgliederungen leidet darunter, daß in der Bundesrepublik nach wie vor verschiedene Abgrenzungsmodelle existieren, die hinsichtlich ihrer Regionalisierungseignung recht unterschiedlich bewertet werden. Daher wird sich die ARL darum bemühen, nach Abschluß der noch laufenden Testrechnungen ein einheitliches, konsensfähiges Modell zur Neuabgrenzung von Agglomerationsräumen vorzulegen.

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References

Der Prozeß der Disurbanisierung führt zu einer “Überwindung” des säkularen Konzentrations- bzw. Agglomerationstrends: Die höchsten Wanderungsüberschüsse haben nunmehr die Mittel- und Kleinstädte sowie die Dörfer des ländlichen Raumes zu verzeichnen.

Boustedt, O. (1953): Die Stadtregion. In: Allgemeines statistisches Archiv, 37. Bd., 1953, S. 13 ff.

Boustedt, O. (1970): Stadtregionen. In: Handwörterbuch der Raumforschung und Raumordnung, hrsg. von der Akademie für Raumforschung und Landesplanung. – Hannover 1970, Sp. 3207.

Die Beziehungen zwischen Stadtregionen und Verdichtungsräumen lassen sich durchaus weiter zurückverfolgen: Bereits in dem Gutachten von Boustedt, O.; Müller, G.; Schwarz, K.: Zum Problem der Abgrenzung von Verdichtungsräumen unter Berücksichtigung der Möglichkeiten zur Messung von Verdichtungsschäden (Mitteilungen aus d. Inst. f. Raumordnung, H. 61, Bad Godesberg 1968) stellten die Stadtregionen die “Grundgesamtheit” für die Auswahl potentiell überlasteter Verdichtungsräume dar.

Vgl. z. B. Schwarz, K. (1970): Überlegungen zur Neuabgrenzung von Stadtregionen im Anschluß an die Volkszählung 1970. In: Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 59. – Hannover 1970, S. 11.

Vgl. Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 102: Beiträge zum Problem der Suburbanisierung. – Hannover 1975; Tönnies, G. (1981): Die Verdichtungsräume in der Bundesrepublik Deutschland – Entwicklung, Neuabgrenzung und regionale Belastungsanalyse. – Frankfurt am Main, Bern 1981.

Grigg, D. (1965): Die Logik von Regionssystemen. In: Wirtschafts- und Sozialgeographie, hrsg. v. D. Bartels. – Köln, Berlin 1970, S. 183 (= Neue Wissenschaftliche Bibliothek 35).

Bartels, D. (1975): Die Abgrenzung von Planungsregionen in der Bundesrepublik Deutschland – eine Operationalisierungsaufgabe. In: Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 94. – Hannover 1975, S. 95 ff.

Beispiele für einwertige Prädikate sind Bevölkerungsdichte oder Industriebesatz, für zweiwertige Prädikate industrielle Zulieferbeziehungen bzw. industrielle Verflechtungen, zentralörtliche Verflechtungen oder Pendelbeziehungen (näher hierzu: Bartels 1975, a. a. O.).

Whittlesey (1954), zit. n. Haggett, P.: Einführung in die kultur- und sozialgeographische Regionalanalyse. – Berlin, New York 1973, S. 303.

Stellvertretend für eine ganze Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen sei hier die Studie von Klemmer, P. (1971) genannt: Der Metropolisierungsgrad der Stadtregion. In: Abhandlungen der ARL, Bd. 62. – Hannover 1971.

Vgl. Veröff. der ARL, Forschungs- und Sitzungsberichte, Bd. 154 “Wirkungsanalysen und Erfolgskontrolle in der Raumordnung“. Hannover 1984.

Vgl. Arbeitsgruppe Agglomerations-Indikatoren: Merkmale zur Abgrenzung und inneren Gliederung von Agglomerationsräumen. In: Beiträge der ARL, Bd. 44. – Hannover 1980.

Zusätzlich ist als “Arbeitsmaterial” Nr. 55 (1981) eine Monographie von W. Istel “Zur Abgrenzung und inneren Gliederung von Agglomerationen in Großbritannien” vorgelegt worden.

Vgl. Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 157 “Agglomerationsräume in der Bundesrepublik Deutschland – Ein Modell zur Abgrenzung und Gliederung“. – Hannover 1984.

Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 157, a. a. O.

Zu nennen wären beispielsweise: Heterogenität sozialer Gruppen, hohe Dichte physischer Potentiale (Einwohner, Arbeitsplätze, technische und soziale Infrastruktur), hohe Interaktions- und Kommunikationsdichte, hohes Innovationspotential, soziale, ethnische und demographische Segregation, hohe Fluktuation und Mobilität, Nutzungskonkurrenz und -konflikte, angespannter Bodenmarkt, Konzentration des Energiebedarfs, Dominanz tertiärer und sekundärer Wirtschaftsaktivitäten, Konzentration ökonomischer und politischer Führungsmacht und Kontrollfunktionen, starke Verkehrsprobleme, hohe Umweltbelastung, Abhängigkeit von regionsexternen Potentialen im Rahmen der interregionalen funktionsräumlichen Arbeitsteilung (Erholungsflächen, Wasser, Luft, Energie, Agrarprodukte, Rohstoffe usw.), ausgeprägte funktionale Spezialisierung städtischer Teilgebiete, Zentren und Achsen, urbane und suburbane Bauformen, -stile und -strukturen, zentral-periphere Intensitätsabnahme urbaner Phänomene (Gradientenanalyse), enge funktionale Kern-Rand-Verflechtungen (Wanderungs‑, Pendel‑, Einkaufs-, kulturelle Verflechtungen).

Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 157, a. a. O., S. 31.

Vgl. ebd., S. 32–38.

Vgl. Arbeitsgruppe Agglomerations-Indikatoren ..., a. a. O. u. Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 157, a. a. O., S. 30–40.

Vgl. Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 157, a. a. O., S. 95–124.

Vgl. Tönnies, G. (1981): Die Verdichtungsräume ..., a. a. O., S. 210–253.

Vgl. Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 157, a. a. O., S. 107.

Ebd., S. 106 u. 108.

Vgl. Arbeitsgruppe Agglomerations-Indikatoren ..., a. a. O., S. 5.

Vgl. z. B. Borcherdt, C.: Die kartographische Abgrenzung von Verdichtungsräumen. In: Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 51. – Hannover 1969, S. 53 f. u. Witt, W.: Bevölkerungskartographie. In: Abhandlungen der ARL, Bd. 63. – Hannover 1971, S. 61.

Boustedt, O. (1963): Die Stadtregion als ein Instrument der vergleichenden Stadtforschung. In: Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Band XXII. – Hannover 1963, S. 15.

In diesem Zusammenhang sollte geprüft werden, ob nicht über die grobe Unterteilung des Agglomerationsraumes in verschiedene Zonen hinaus eine aussagekräftige Gemeinde‑/Stadtteiltypologie zur Charakterisierung der hochgradig spezialisierten urbanen Teilgebiete entwickelt werden kann.

Vgl. z. B. Arbeitsgruppe Agglomerations-Indikatoren ..., a. a. O.; Albers, G. (1968): Der Dichtebegriff in Städtebau und Landesplanung. In: Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 42. – Hannover 1968, S. 185–197; Borcherdt, C.: Die kartographische Abgrenzung ..., a. a. O., S. 53–76; Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bände XXII, 59, 112 u. 157 (1963, 1970, 1976 u. 1984); Beiträge der ARL, Bd. 58. – Hannover 1982.

van der Haegen, H.; Pattyn, M. (1980): Der Begriff “Stadtregion” – Eine Gegenüberstellung der deutschen und der belgischen Problemsicht. In: Raumforschung und Raumordnung, 38. Jg.; Heft 4, 1980, S. 182.

Ebd., S. 181.

Fuchs, J. (1986): Neufassung der Stadtregionen aufgrund der Volkszählung 1981. In: Statistische Nachrichten, 41. Jahrgang (neue Folge), Heft 6, 1986, S. 428.

Fuchs, a. a. O., S. 429.

Vgl. z. B. Stadtregionen Österreichs (Version 1981). In: Statistisches Jahrbuch Österreichischer Städte 1984. Bearbeitet vom Österreichischen Statistischen Zentralamt; hrsg. v. Österreichischen Städtebund. – Wien 1985.

Vgl. Schuler, M. (1984): Abgrenzung der Agglomerationsräume in der Schweiz 1980. In: Beiträge zur schweizerischen Statistik, Heft 105. – Bern, Lausanne 1984.

Schuler, ebd., S. 60.

Periurbane Entwicklung bzw. Periurbanisierung bezeichnet in der Schweiz die Einfamilienhaus-Bautätigkeit in den überwiegend ländlichen Gebieten des äußeren Agglomerationsgürtels (periurbane Zone).

In Frankreich wird hierunter ganz allgemein die jüngste Phase der Siedlungsentwicklung verstanden. Vgl. Schuler, a. a. O., S. 38. f.. Die Bezeichnung “periurban” ist nicht unproblematisch, da sie in erster Linie junge Wohngemeinden mit geringer Dichte charakterisiert, die im angelsächsischen Sprachraum jedoch gerade mit dem Begriff “suburban” belegt sind.

Schuler, a. a. O., S. 69–76.

Published

1988-01-31

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Research Article

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1.
Tönnies G. Planungs- und forschungsorientierte Raumgliederungen: Zur Abgrenzung von Agglomerationsräumen (Stadtregionen). RuR [Internet]. 1988 Jan. 31 [cited 2024 Apr. 28];46(1,2):11-24. Available from: https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2462