Wahmehmungsmuster und Bewußtseinsformen als qualitative Faktoren der Regionalentwicklung: Fallstudie Ruhrgebiet

Authors

  • Ilse Helbrecht
  • Rainer Danielzyk FB 3 – Fach Geographie, Universität Oldenburg
  • Bernhard Butzin

DOI:

https://doi.org/10.14512/rur.2065

Abstract

Neue, "weiche" Standortfaktoren gewinnen zunehmend an Bedeutung in der regionalpolitischen Diskussion. Dabei werden jedoch die Wahrnehmungsmuster und Bewußtseinsformen der Bevölkerung nur sehr selten berücksichtigt. Am Beispiel des Ruhrgebiets werden die Erscheinungsformen und die Relevanz sowohl der alltagsweltlichen Wahmehmungsmuster der Bevölkerung als auch der professionellen Bewußtseinsformen der Experten skizziert und regionalpolitisch bewertet. Aus den feststellbaren Divergenzen werden Folgerungen für Veränderungen der Planungspolitik gezogen.

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References

(1) Bei aller Skepsis gegenüber stufenförmig aufgebauten Bedürfnishierarchien dürfte der allgemeine Zusammenhang durch Maslow nicht verfehlt worden sein; vgl. Maslow, A.H.: Motivation und Persönlichkeit. – Olten 1977

(2) Vgl. allgemein zum Strukturwandel in Städten und Regionen sowie zur Bedeutung einzelner Faktoren aus theoretischer Sicht die Beiträge in Prigge, W. (Hrsg.): Die Materialität des Städtischen. Stadtentwicklung und Urbanität im gesellschaftlichen Umbruch. – Basel, Boston 1987. = Stadtforschung aktuell, 17; sowie Borst, R. u.a. (Hrsg.): Das neue Gesicht der Städte. – Basel, Berlin 1990. = Stadtforschng aktuell, 29

(3) Vgl. umfassend Häussermann. H.; Siebei, W.: Neue Urbanität – Frankfurt 1987

(4) Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Landesentwicklungsbericht Nordrhein-Westfalen 1988. – Düsseldorf 1989. = Schriftenreihe des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, 51, S. 89; vgl. auch Zöpel, Chr.; Roters, W.: Politik in den Städten. In: Die Öffentliche Verwaltung (1986) 39, S. 669–675, und den umfassenden Anspruch der “Internationalen Bauausstellung Emscher-Park” in: Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Internationale Bauausstellung Emscher-Park. Werkstatt für die Zukunft alter Industriegebiete. Memorandum zu Inhalt und Organisation. – Düsseldorf 1988. In diesem Zusammenhang darf ein Hinweis auf die baden-württembergische Politik nicht fehlen; vgl. z.B. Wildenmann, R. (Hrsg.): Stadt, Kultur, Natur: Chancen zukünftiger Lebensgestaltung. Studie im Auftrag der Landesregierung Baden-Württemberg. – Baden-Baden 1989

(5) Kunzmann, R. : Die Chancen des Ruhrgebiets: Ein Vergleich der Regionen North-West in Großbritannien und Nord-Pas de Calais in Frankreich. In: Gesellschaft für Regionalforschung (Hrsg.): Beiträge zur Sommertagung 1987 in Aachen. – Remagen, Bonn 1988, S. 59–81. = Seminarbericht 25

(6) Eine (system-)theoretische Erläuterung planungspolitischer Probleme in komplexen Gesellschaften findet sich bei Willke, H.: Systemtheorie entwickelter Gesellschaften. Dynamik und Riskanz moderner gesellschaftlicher Selbstorganisation. – Weinheim, München 1989

(7) Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Landesentwicklungsbericht Nordrhein-Westfalen 1988, a.a.O., S. 89

(8) Derenbach, R.: Regionales Entwicklungsbewußtsein und Handlungsbereitschaft. Modelle, Konzepte und instrumentelle Konsequenzen. In: Raumforschung und Raumordnung 46 (1988) H. 5–6, S. 258–264. Dabei setzt sich Derenbach auf S. 263 f. kritisch mit der bisherigen Erforschung von “Regionalbewußtsein” auseinander. Diese gehe “an den drängenden Fragestellungen regionaler Entwicklungspolitik vorbei. Viel wichtiger als die Bindung an die Region ist letzten Endes die Frage, was sich Menschen ... in ihren individuellen Perpektiven vorstellen und wie sie diese Umsetzen können und welche Hilfen ihnen dabei gegeben werden können.”

(9) Ebenda, S. 259

(10) Ebenda. Vgl. in diesem Zusammenhang auch die emprischen Arbeiten von Guindani, S.; Bassand, M.: Regionale Identität und Entwicklungsmentalität. In: Informationen zur Raumentwicklung (1982) H. 6/7, S. 485–493, und Meier-Dallach, H.-P.; Hohermuth, S.; Nef, R.: Soziale Strukturen und räumliches Bewußtsein. Von der Analyse zu Postulaten regionaler Politik. – Bern, Stuttgart 1985. = Publikationen des Schweizerischen Nationalfonds aus den nationalen Forschungsprogrammen, 29

(11) Vgl. zur Kritik dieser auch in der Wahrnehmungsgeographie verbreiteten Annahme Wirth, E.: Kritische Anmerkungen zu den wahrnehmungszentrierten Forschungsansätzen in der Geographie. Umweltpsychologisch fundierter ‘Behavioral Approach’ oder Sozialgeographie auf der Basis moderner Handlungstheorien? In: Geographische Zeitschrift 69 (1981), S. 161–198

(12) Vgl. für einen Überblick z.B. Heinze, T.: Qualitative Sozialforschung. Erfahrungen, Probleme und Perspektiven. – Opladen 1987; Lamnek, S.: Qualitative Sozialforschung. Bd. 1: Methodologie.– München, Weinheim 1988. Dort wird auch näher auf die sozialwissenschaftlichen Traditionen (z.B. phänomenologische Soziologie, Symbolischer Interaktionismus), in denen diese Forschungsrichtung steht, eingegangen. Einen guten Überblick über Ansätze zu einer qualitativen Regionalforschung geben die Beiträge in Sedlacek, P. (Hrsg.): Programm und Praxis qualitativer Sozialgeographie. – Oldenburg 1989. = Wahmehmungsgeographische Studien zur Regionalentwicklung, 6

(13) Meuser, M.: Alltagswissen und gesellschaftliche Wirklichkeit Sozialwissenschaftliche Alltagsforschung. In: Isenberg, W. (Hrsg.): Analyse und Interpretation der Alltagswelt Lebensweltforschung und ihre Bedeutung für die Geographie. – Osnabrück 1985. = Osnabrücker Studien zur Geographie, 7, S. 129–158, hier: S. 134

(14) Ebenda

(15) Ebenda, S. 144

(16) Heinze, T.: Qualitative Sozialforschung ..., a.a.O., S. 24

(17) Vgl. Meuser, M.: Alltagswissen und gesellschaftliche Wirklichkeit ..., a.a.O., S. 146

(18) Das Forschungsprojekt wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Butzin am Institut für Geographie der Universität Münster durchgeführt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert Ausführliche Hinweise zur qualitativen Untersuchungsmethodik und die umfassende Darstellung der Ergebnisse finden sich in Aring, J.; Butzin, B.; Danielzyk, R.; Helbrecht, I.: Krisenregion Ruhrgebiet? Alltag, Strukturwandel und Planung. – Oldenburg 1989. = Wahmehmungsgeographische Studien zur Regionalentwicklung, 8, Kap. 3.3 bis 6

(19) Der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) als regionale Institution hat in der räumlichen Planung und Wirtschaftsförderung nur noch Möglichkeiten zur Beratung und Anregung der Politik. Die für das Ruhrgebiet zuständigen Mittelbehörden (Regionalplanung, Zuweisung von Wirtschaftsförderungsmitteln usw.) sind die drei Regierungspräsidenten in Arnsberg, Düsseldorf und Münster.

(20) Vgl. zur Image-Kampagne des KVR: Böltz, C.: City-Marketing. Eine Stadt wird verkauft. In: Stadtbauwelt 1988, S. 996–997

(21) Genau in diesem Sinne sind Neuerungen in der regionalen Wirtschaftsförderungspolitik in Nordrhein-Westfalen einzuordnen. Vgl. zur “Zukunftsinitiative Montanregionen” bzw. zur “Zukunftsinitiative für die Regionen des Landes Nordrhein-Westfalen”: Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Landesentwicklungsbericht Nordrhein-Westfalen 1988, a.a.O., S. 240 ff.

(22) Vgl. Fürst, D.: Neue Herausforderungen an die Regionalplanung. In: Informationen zur Raumentwicklung (1989) H. 2/3, S. 83–88; Göb, R.: Abschied von der Stadtentwicklungsplanung? In: Raumforschung und Raumordnung 47 (1989) H. 5–6, S. 485–493. Hier ist vor allem der ökonomisch-technologische Umbruch zu nennen, der gegenwärtig in den Kategorien eines Wandels vom “Fordismus” zum “Postfordismus” gut darstellbar zu sein scheint (vgl. Hirsch, J.; Roth, R.: Das neue Gesicht des Kapitalismus. Vom Fordismus zum Postfordimus. – Hamburg 1986; Borst, R. u.a. (Hrsg.): Das neue Gesicht ..., a.a.O.). In einem umfassenden Sinn thematisiert Habermas die konzeptionellen Probleme sozialstaatlichen Handelns in der Gegenwart (vgl. Habermas, J.: Die Krise des Wohlfahrtstaates und die Erschöpfung utopischer Energien. In: Habermas, J.: Die neue Unübersichtlichkeit. – Frankfurt 1985, S. 141–163).

(23) Vgl. Burckhardt, L.: Das Ende der polytechnischen Lösbarkeit In: Archithese 19 (1989) H. 5, S. 42 f., 68; Ganser, K.: Neue Chancen für die Planung. Kontinuität und Wechsel staatlicher Planungs- und Förderpolitik. In: Der Architekt (1983) H. 2, S. 62–64

(24) Fehl, G.: Ein Schlückchen “Zeitgeist”: Jahrgang 1964. In: Stadtbauwelt 24 (1988), S. 2062–2063, hier: S. 2063

(25) Die seit Anfang 1989 in der Emscherzone tätige “Internationale Bauausstellung Emscher-Park” (IBA) verfolgt von ihrer Programmatik her Ziele, die den hier genannten Kriterien planungspolitischer Erneuerung nahekommen (vgl. Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Internationale Bauausstellung Emscher-Park ..., a.a.O.). Es müßte Gegenstand einer eigenen Studie sein, die Realisierung der Ziele zu untersuchen. Vgl. auch die Schilderung stadtteilbezogener Projektarbeit in: Institut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit und Beratung (ISSAB) (Hrsg.): Zwischen Sozialstaat und Selbsthilfe. Stadtteilbezogene soziale Arbeit als Handlungsansatz in beruflicher Praxis und studentischer Ausbildung. – Essen 1989

Published

1991-07-31

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Research Article

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1.
Helbrecht I, Danielzyk R, Butzin B. Wahmehmungsmuster und Bewußtseinsformen als qualitative Faktoren der Regionalentwicklung: Fallstudie Ruhrgebiet. RuR [Internet]. 1991 Jul. 31 [cited 2024 Apr. 28];49(4):229-36. Available from: https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2065