Existenzgründungen im ostdeutschen Einzelhandel

Der ländliche Raum als Nische für den neuen Mittelstand?

Authors

  • Matthias Achen Geographisches Institut, Universität Heidelberg
  • Michael Zarth Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung

DOI:

https://doi.org/10.14512/rur.2209

Abstract

Rund vier Jahre nach der deutschen Einigung ist die Umstrukturierung des Einzelhandels in den neuen Ländern bereits weit fortgeschritten. Durch das Engagement westdeutscher Unternehmen sind an vielen Standorten großflächige Angebotsformen entstanden. Parallel dazu vollzieht sich, zum Teil unterstützt durch öffentliche Förderprogramme, der Aufbau eines mittelständischen Einzelhandels. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die Ergebnisse der Gründungsförderung im Einzelhandel und Lebensmittelhandwerk durch das ERP-Programm in den Jahren 1990 bis 1992.

In den neuen Ländern ist im Vergleich zu den alten eine sehr hohe Gründungsaktivität zu verzeichnen. Während in den Städten ein geringer Nachholbedarf und vielfältige Hemmnisse für Existenzgründer im Einzelhandel bestehen, besitzt der ländliche Raum offensichtlich eine Nischenfunktion. Die wirtschaftlichen Perspektiven des Mittelstands im ostdeutschen Einzelhandel werden insgesamt eher skeptisch beurteilt.

Downloads

Download data is not yet available.

References

(1) reischl, hans: Bumerang in Ostdeutschland. In: Wirtschaftswoche (1993) 15, S. 115

(2) Vgl. etwa Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE): Handel und Stadtentwicklung in den neuen Bundesländern. Leitfaden für die Praxis. – Köln 1991, S. 3 ff.

(3) Vgl. ausführlich dazu batzer, egon: Deutscher Einzelhandel: Ungebrochene Dynamik im Westen – Neustrukturierung im Osten. In: Ifo-Schnelldienst (1991) 14, S. 19 ff. sowie brandenburg, horst: Die erste Hochrechnung. In: Absatzwirtschaft (1990) 11, S. 95 f.

(4) Vgl. täger, ulrich: Der Handel in den neuen Bundesländern. Handels- und wettbewerbspolitische Anmerkungen zum Prozeß der Neustrukturierung. In: Ifo-Schnelldienst (1991) 16/17, S. 29

(5) So etwa Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)/Institut für Weltwirtschaft (IfW): Gesamtwirtschaftliche und unternehmerische Anpassungsprozeße in Ostdeutschland. Erster Bericht. In: DIW-Wochenbericht (1991) 12, S. 132. Zu weiteren Aspekten siehe janning, heinz: Die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben. Entscheidungskriterien und Steuerungsmöglichkeiten. – Berlin 1991, S. 5 sowie jahn, ralf: Ansiedlung von Einzelhandelsgroßprojekten in den neuen Bundesländern. In: Landes- und Kommunalverwaltung (1991) 1, S. 258

(6) Zu dieser Zahl vgl. tietz, bruno: Binnenhandelspolitik. – München 1993, S. 207

(7) Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung/Forschungsstelle für den Handel (FfH): Entwicklung des Handels in den neuen Bundesländern. Strukturbegleitende Untersuchung. Dritter Zwischenbericht. – München, Berlin 1992, S. 76

(8) Vgl. ausführlich dazu täger, ulrich: Der Handel in den neuen Bundesländern, a. a. O., S. 30 f. sowie tietz, bruno: Binnenhandelspolitik ..., a. a. O., S. 200 ff.

(9) Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung/Forschungsstelle für den Handel (FfH): Entwicklung des Handels in den neuen Bundesländern. Strukturbegleitende Untersuchung. Siebter Zwischenbericht. – München, Berlin 1994, S. 113 ff. sowie tietz, bruno: Binnenhandelspolitik ..., a. a. O., S. 201

(10) Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)/Institut für Weltwirtschaft (IfW): Gesamtwirtschaftliche und unternehmerische Anpassungsprozesse in Ostdeutschland. Achter Bericht. In: DIW-Wochenbericht (1993) 13, S. 148

(11) Nach Erhebungen des Instituts für Mittelstandsforschung hat sich die Gewährung von ERP-Existenzgründungsdarlehen als mit Abstand wichtigstes Förderinstrument erwiesen. Vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung/Forschungsstelle für den Handel (FfH): Entwicklung des Handels in den neuen Bundesländern. Strukturbegleitende Untersuchung. Siebter Zwischenbericht. – München, Berlin 1994, S. 110 f.

(12) Vgl. Zeitschrift für das gesamt Kreditwesen: Die Finanzierungshilfen des Bundes, der Länder und der internationalen Organisationen. Gewerbliche Wirtschaft, Stand Mai 1994, Ausgabe 1994/95, S. 7

(13) Aus Vereinfachungsgründen wird die Gründerpopulation definiert als die Wohnbevölkerung im Alter von 20 bis unter 50 Jahren. Diese Vorgehensweise orientiert sich an der ehemaligen Soll-Regelung des ERP-Programms, daß die Antragsteller u. a. mit Blick auf die Laufzeit der Darlehen minsdestens 21 Jahre und nicht älter als 50 Jahre sein sollen. Die derzeit geltenden Richtlinien des ERP-Programms enthalten keine entsprechende verbindliche Vorgabe.

(14) Vgl. zarth, michael: Drei Jahre Existenzgründungsförderung in den neuen Ländern – Regionale und sektorale Schwerpunkte privater Investitionen. In: Informationen zur Raumentwicklung (1994) 4, S. 123

(15) Vgl. ausführlich dazu bolleyer. rita; burghardt, michael: Privater Verbrauch im früheren Bundesgebiet sowie in den neuen Ländern und Berlin-Ost. In: Wirtschaft und Statistik (1994) 4, S. 305

(16) Die Förderung von Übernahmen ist unter ordnungspolitischen Aspekten nicht unumstritten. Denn für derivative Gründungen dürften die spezifischen Finanzierungsnachteile originärer Gründungen, mit denen u. a. die Notwendigkeit öffentlicher Existenzgründungshilfen begründet werden, nicht oder nur bedingt zutreffen. Vgl. kurz, rudi; röger, werner; zarth, michael: Existenzgründungshilfen von Bund und Ländern. Eine Wirkungsanalyse der Programme im Hinblick auf Wettbewerb, Produktivitätswachstum und Beschäftigung. – Tübingen 1989. = Forschungsberichte aus dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Nr. 52, S. 48

(17) Die Anträge auf Gewährung der ERP-Darlehen sind über die Hausbanken zu stellen, die wiederum die Kredite an die Existenzgründer weiterleiten. Da die Banken dabei das Ausfallrisiko übernehmen, verlangen sie in der Regel eine bankübliche Besicherung der Kredite. Seit August 1991 kann den Banken jedoch eine 40 %ige Haftungsfreistellung gewährt werden.

(18) Die rechtsschiefe Verteilung der Kreise hinsichtlich der Inanspruchnahme legte eine assymetrische Klassifizierung um das gewichtete arithmetische Mittel von 35,7 nahe, um zu starke Differenzen in der Belegung der Klassen zu vermeiden.

(19) Vgl. zarth, michael: Drei Jahre Existenzgründungsförderung ..., a. a. O., S. 120

(20) Vgl. Schwache Position für ostdeutsche Citys. Mittelständische Einzelhändler vor Schwierigkeiten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 23.4.1993, S. 39

(21) Vgl. ausführlich zu den Problemen und Perspektiven des Mittelstandes: Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung/Forschungsstelle für den Handel (FfH): Entwicklung des Handels in den neuen Bundesländern. Strukturbegleitende Untersuchung. Erster Zwischenbericht. – München, Berlin 1991, S. 38 ff. sowie weitz, robert: Die Existenznot der kleinen Läden in Ostdeutschland dringt nicht bis zu den Politikern durch. In: Handelsblatt v. 16. März 1992, S. 15; weiterhin zu dieser Thematik: Mittelständler im Teufelskreis gefangen. In: Handelsblatt v. 18./19. März 1994, S. 17

(22) Vgl. weitz. robert: Wandel in der dörflichen Grundversorgung der neuen Bundesländer. – Köln 1992, S. 4

(23) Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaft (DIW)/Institut für Weltwirtschaft (IfW): Gesamtwirtschaftliche und unternehmerische Anpassungsfortschritte in Ostdeutschland. Neunter Bericht. In: Kieler Diskussionsbeiträge (1993) 215, S. 34 f.

(24) Vgl. lachner, josef: Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte dämpft Einzelhandelsentwicklung. In: Ifo-Wirtschaftskonjunktur (1994) 5, S. 14

(25) Vgl. greiner. harald: Einzelhandelsgroßprojekte – Zentrenstruktur – Stadtentwicklung. In: Stadt und Gemeinde (1992) 47, S. 24 sowie müller, martin: Sollen die Innenstädte veröden? In: BAG-Handelsmagazin (1993) 1, S. 28 f.

(26) Vgl. Amerikanische Verhältnisse im ostdeutschen Handel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 9.9.1993, S. 15. Der Ausdruck “amerikanische Verhältnisse” beinhaltet allerdings auch eine politische Wertung, die den Koordinationsmechanismus des Marktes nicht als alleiniges raumprägendes Element gelten lassen will. Vgl. ausführlich dazu knop, bernd: Standortwahl im Einzelhandel. Staatliche Erneuerung in der Marktwirtschaft. Zur Legitimation aus ökonomischer Sicht. In: Raumplanung (1991) 55, S. 216. Grundsätzlich stellt sich angesichts dieser Perspektiven die Frage, ob man nicht stärker als bisher versuchen sollte, großflächige Angebotsformen offensiv in die Entwicklung der Innenstädte einzubinden. Zum einen sind die ostdeutschen Städte auf das private Investitionskapital westdeutscher Handelsunternehmen angewiesen, zum anderen scheint es zweifelhaft, ob der mittelständische Einzelhandel die Entwicklung der Innenstädte in gleichem Umfang wie im Westen tragen kann.

(27) Vgl. einführend dichtl, erwin: Unterversorgung. In: Wirtschaftswissenschaftliche Studien (1976) 3, S. 480 f; zur durchaus kontrovers geführten Diskussion mit Blick auf die neuen Länder vgl. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung/Forschungsstelle für den Handel (FfH): Entwicklung des Handels in den neuen Bundesländern. Strukturbegleitende Untersuchung. Sechster Zwischenbericht. – München, Berlin 1993, S. 117 ff. sowie weitz, robert: Wandel . . ., a. a. O., S. 4

Published

1994-07-31

Issue

Section

Research Article

How to Cite

1.
Achen M, Zarth M. Existenzgründungen im ostdeutschen Einzelhandel: Der ländliche Raum als Nische für den neuen Mittelstand?. RuR [Internet]. 1994 Jul. 31 [cited 2024 Apr. 28];52(4,5):322-30. Available from: https://rur.oekom.de/index.php/rur/article/view/2209